Leben
Wissen

Die Feminisierung der Gesellschaft führt zu mehr Homophobie

A Serbian police officer stands by a protester that holds an anti-gay banner, during an anti-gay march organized in Belgrade, Serbia, Saturday, Sept. 19, 2015. The Belgrade gay pride march will take p ...
Anti-Gay-Signet an einem Marsch gegen Homosexualität in Belgrad 2015. Bild: AP/AP

Die Feminisierung der Gesellschaft führt zu mehr Homophobie

22.01.2019, 17:4623.01.2019, 12:05
Mehr «Leben»

Mit zunehmender Gleichstellung der Geschlechter können sich Männer immer weniger auf alte Normen stützen, um ihr Mannsein zu begründen. Statt vom «typisch weiblichen» grenzen sich vor allem traditionelle Männer betont von Homosexualität ab, zeigt eine Genfer Studie.

Vor der feministischen Revolution Ende der 1960er-Jahre war die Frage der Männlichkeit relativ klar: Maskulinität bedeutete Stärke, Unabhängigkeit und Selbstbewusstsein zu zeigen. Und vor allem: sich nicht «typisch weiblich» zu verhalten. Seither hat sich viel geändert: Frauen beanspruchen die zuvor typisch männlichen Eigenschaften auch für sich, und Männer dürfen und sollen Emotionen und Einfühlungsvermögen zeigen, sowie Einsatz für die Familie. Die alte Männlichkeits-Definition funktioniert nicht mehr.

Um der Identitätskrise zu entkommen, stützen sich Männer laut einer Studie vermehrt auf die Abgrenzung zur Homosexualität, wie die Universität Genf in einer Mitteilung vom Dienstag schreibt. Wissenschaftler um Juan M. Falomir von der Uni Genf untersuchten, ob die wahrgenommene «Verweiblichung» von Männern im Allgemeinen mit der Zu- oder Abnahme homophober Einstellungen zusammenhängt.

Konfrontierten sie eine Gruppe Männer mit der Information, Männer seien noch nie so weiblich gewesen wie heute, und befragte sie später zu ihrer Einstellung gegenüber Homosexualität, lehnten sie diese stärker ab als Vergleichsgruppen und betonten auch mehr ihre eigene Heterosexualität. Das berichten die Forscher im Fachblatt «Sex Roles». An der Studie nahmen insgesamt 220 Männer teil.

Homophobie als «Männlichkeitsbeweis»

Insbesondere bei «traditionell» eingestellten Männern, die ihre Männlichkeits-Definition stark auf die Abgrenzung zum Weiblichen stützen (anti-feminine Norm), reagierten auf die abnehmende Bedeutung dieser Norm mit zunehmender Ablehnung von Homosexualität. Den Verlust der anti-femininen Norm kompensierten sie mit einer Betonung der heterosexuellen Norm. Es sei jedoch wichtig zu betonen, dass dies auf modern eingestellte Männer weit weniger zuträfe, schrieb die Uni Genf.

Homosexualität

Je mehr die Geschlechterunterschiede schwinden, desto schwerer hätten es «traditionelle» Männer, mit dieser Gleichheit klarzukommen und weiterhin ihre Maskulinität zu konstruieren, liess sich Falomir zitieren. Da sie sich nicht mehr klar von Frauen abgrenzen könnten, sähen sie Homophobie als einen Weg, ihr «Mannsein» wiederherzustellen.

Diese Ergebnisse spiegeln laut den Forschenden das Problem westlicher Gesellschaften wieder, zwar mit der Gleichstellung der Geschlechter voranzukommen, aber bei den Rechten homosexueller Menschen zögerlich zu handeln. (aeg/sda)

Mit kleidertragenden Männer gegen Homophobie

Video: srf/SDA SRF
DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
Hast du technische Probleme?
Wir sind nur eine E-Mail entfernt. Schreib uns dein Problem einfach auf support@watson.ch und wir melden uns schnellstmöglich bei dir.
72 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Borki
22.01.2019 18:35registriert Mai 2018
Oder anders gesagt: Wer ein gesundes Selbstbewusstsein hat, ist mit grosser Wahrscheinlichkeit nicht homophob...
10
Melden
Zum Kommentar
avatar
Snowy
22.01.2019 19:35registriert April 2016
Es wie überall:

Wer unsicher und/oder unzufrieden ist mit seinem Leben, der braucht einen Sündenbock und/oder jemanden zum nach unten treten.

Kleiner Lifehack: Achtet euch mal bei euren Bürokollegen und Vorgesetzten darauf wie sie mit dem Putzpersonal umgehen.
Die unsicheren Unsympathen werden mit grosser Wahrscheinlichkeit kein freundliches "Guete Obe" über die Lippen bringen, wenn die Putzkraft an einem vorbeigeht.

Jeden Abend dasselbe Schauspiel bei mir hier im Büro...
00
Melden
Zum Kommentar
avatar
Karoon
22.01.2019 18:36registriert November 2015
Nicht wirklich überraschend. Aber gut, dass es wissenschaftlich bestätigt ist.
00
Melden
Zum Kommentar
72
Sex mit der Sexologin
Ich habe es (für euch) getan und die technischste, aber vielleicht lehrreichste Nacht meines Lebens gehabt.

Ich sagte ihr, sie solle sich nicht zurückhalten, sie könne wirklich alles sagen, fordern, kritisieren, verlangen, bemängeln. Ich wolle hören und lernen.

Zur Story