Jazz wurde nicht nur auf der Bühne gespielt. Sachal Vasandani trat vergangenen Sonntag im Pflegidach auf und begeisterte die Zuschauer mit seinem Gesang und seiner Leidenschaft. Doch damit war er noch lange nicht fertig. In der Kantonsschule Wohlen nahm er an einem Band-Workshop teil und brachte den Schülern seine Musik näher.
«99% eines Songs, den du spielst, ist improvisiert», erklärte Taylor Eigsti. Locker spielte der Pianist am Montagnachmittag vor einem gefüllten Schulzimmer frei drauf los. Dabei liess er sich von Vorgaben, wie bloss 4 Akkorde zu verwenden und gleichzeitig fröhlich und traurig zu spielen, nicht irritieren. Bereitwillig erklärte der Pianist, was für eine Rolle das Improvisieren im Jazz für ihn spielt.«50% beabsichtigt man zu spielen und 50% passiert irgendwie», lachte Eigsti.
Auch Vasandani zeigte, dass der Kreativität im Jazz keine Grenzen gesetzt sind. Spontan sang er eine Strophe eines Lady Gaga Liedes zu der Musik von Ginsberg und veränderte das Lied zu etwas völlig Neuem. «Man benötigt zur Improvisation bloss eine Melodiebasis und schon kann man beginnen», wurde den Schülern erklärt. Demonstriert wurde dies ebenfalls von den anwesenden Teilnehmern. Begeistert begannen sie erst nur mitzusingen, um kurze Zeit später schon eigenständige Melodien miteinzubringen. Dabei wurden sie vom Bassisten tatkräftig unterstützt. Auf die Frage, wie man am besten improvisiert, antwortete Eigsti: «Ich kann besser komponieren, wenn ich nicht weiss, was ich als Nächstes tue.»
Anwesend am Auftritt in Muri war auch die Volkshochschule (VHS) Oberes Freiamt. Sie boten am vergangenen Freitag eine Einführung in die Welt des Jazz und rundeten diesen mit einem Besuch im Pflegidach ab. Es sei sehr hilfreich gewesen, zu begreifen, wie die Künstler spielen, meinte ein Besucher von der VHS.
«Meine Erwartungen wurden vollkommen erfüllt», sagte auch Nick Limacher, der extra für den Sänger nach Muri gekommen war. «Als ich ihn in einem Video singen gehört habe, musste ich einfach kommen.» Vasandani präsentierte die Range seiner Stimme den Zuschauern. Von laut und hoch zu tief und leise. Spielerisch und schnell variierte der Jazz Sänger seine Stimme und riss dabei das Publikum mit.
«Ich liebe es im Moment zu singen», nach diesem Motto sang Sachal Vasandani. Das sei einer der Gründe, weshalb er Jazz so mag. Der Sänger hatte schon mit vielen Musikrichtungen zu tun und am meisten liebte er es, den Moment zu leben.
Vasandani brillierte auf der Bühne mit seinem Stimmumfang und liess die Frage aufkommen, ob er auch Tage habe, an denen er mit seiner Stimme nicht zufrieden sei. «Das ist normal», meinte der 40-jährige. «Wenn man wie jemand singen will, wird man nie damit zufrieden sein, egal wie sehr man es versucht. Man hört schliesslich immer noch seine eigene Stimme.» Dennoch sagte der Jazzvocalist: «Man kann aber eine bessere Version von sich selbst werden».