Die metallenen Klänge des Vibraphons von David Friedman (74 Jahre) bildeten den Auftakt dieses musikalischen Abends im Dachraum der Pflegi Muri. Unterstützt von Oliver Potratz (45 J.) am Bass, Clara Haberkamp (29 J.) am Piano und Tilo Weber (28 J.) an den Drums, war die Harmonie zwischen den vier Musikern für die Zuhörer spürbar: Sie glich einem Buch mit vier Seiten - nicht viel, kann man meinen, doch liest man eine Seite nicht, fehlt merklich etwas.
Jedes der vier Instrumente hatte seine eigene sinnliche Art, beim Zuhörer anzukommen. Scheint das Vibraphon für den Laien ein eher unterschätztes und einfach zu spielendes Instrument zusein, zeigt David Friedman jedoch an diesem Abend eindrücklich, dass dies keineswegs zutrifft. Er spielte sein Vibraphon mit einer Leichtigkeit und gleichzeitig so präzisen Art, dass der Zuhörer automatisch auch zum begeisterten Zuschauer von Davids Spielweise wird.
Das Spiel der anderen drei war nicht minder fesselnd: Sie schienen den ganzen Auftritt hindurch in ihrer eigenen Welt voller Klänge zu sein. Nicht nur dies machte das Quartett so sympathisch: Das amüsierte Lächeln der Vier, als eine Kleinigkeit nicht nach Plan lief, steckte sogleich das Publikum an und brachte es zum Schmunzeln. Die Atmosphäre war den ganzen Abend hinweg zum Wohlfühlen locker und fast schon familiär.
Die vier haben sich nicht gesucht und dennoch gefunden: Clara Haberkamp, Oliver Potratz und auch Tilo Weber sind ehemalige Studenten von David Friedman. «Das Verhältnis von David zu uns war immer sehr kollegial - was aber nicht bedeutet, dass er nicht streng war», sagt Clara Haberkamp schmunzelnd über ihren ehemaligen Professor und jetzigen Bandkollegen. «Er hat uns musikalisch zudem geformt, was wir heute sind», ergänzt Oliver Potratz. Bis heute profitiert die junge Generationim Quartett vom 74-jährigen David Friedman. «Wenn man mit David spielt, spielt man besser und gibt sich gleich nochmal mehr Mühe», sind die drei sich einig.
Obwohl nur die Akkorde festgelegt sind, wirkt das Ganze so harmonisch und leicht, dass es einfach nur faszinierend ist, zuzuhören. Jeder ist auf den Anderen abgestimmt; es scheint, als würden die vier untereinander durch ihre Instrumente kommunizieren. Jeder hat Freude daran, wie und was der Andere gerade spielt und diese Freude kommt auch bei den Besuchern an. So erhält in den Stücken jedes Instrument einen Teil, in dem es mehr im Vordergrund steht als die Anderen.
«Dies geschieht nicht abgesprochen», sagt das Quartett. Es komme aus dem Gefühl heraus und dann, wenn es sich gerade richtig anfühle. Die eigens von Friedmann und seinem Quartett komponierten Stücke sind voller Abwechslung: Die leiseren Töne vom Bass leiten eine Sequenz von kraftvollen und düsteren Klängen ein, auf die wiederum ein ruhiger, tänzerischer Teil des Stückes folgt. Das Muster bleibt das gleiche, und trotzdem ist es jedes Mal wieder eine neue Kombination von Klangabfolgen. Das Publikum folgte dem Quartett gebannt, bis schliesslich alle vier in Einklang zu einem immer leiser werdenden Ende finden.