«Heute Tabak! Morgen Cervelat? Nein zur extremen Verbots-Initiative.» Die Gegner des Tabakwerbeverbots warnten im Abstimmungskampf vor weitgehenden Werbeverboten. Ihre Argumente verfingen bei einer Mehrheit der Schweizer Bevölkerung jedoch nicht. 57 Prozent sagten Ja zur Initiative. Somit darf in Zukunft nicht mehr Werbung für Tabak gemacht werden, wo Kinder und Jugendliche sie sehen können.
Kaum war klar, dass das Tabakwerbeverbot angenommen würde, verschickten die Jungen Grünen eine Medienmitteilung mit dem Titel: «Und jetzt der Cervelat: Junge Grüne fordern allgemeines Werbeverbot.»
Wird das Szenario, wovor die Gegner der Initiative gewarnt haben, wahr? Folgen jetzt weitere Werbeverbote? Geht es nach den Jungen Grünen, soll dies tatsächlich Realität werden. Die Jungpartei will nicht nur Werbung für Weisswein, Schweinefleisch und Raclette verbieten, sondern ein «allgemeines Werbeverbot für Konsumgüter» erreichen.
Werbung würde künstliche Bedürfnisse schaffen, so die Jungen Grünen. Dies sei schädlich, denn «ein immer grösserer Konsum ist auf einem Planeten mit endlichen Ressourcen schlicht nicht möglich.» Man solle die Umgebung mit Kunst und nicht mit Werbung schmücken.
Die Forderung sei ernst gemeint, sagt Julia Küng, Co-Präsidentin der Jungen Grünen, zu watson. Gleichzeitig tritt sie etwas auf die Bremse: «Ich gehe nicht davon aus, dass bereits morgen ein Werbeverbot für Cervelats eingeführt wird.» Doch es sei wichtig, dass über den Überkonsum diskutiert werde. «Wäre es wirklich so schlimm, wenn Werbung für Cervelats verboten würde?», fragt Küng.
Doch wie soll eine Firma auf ein Produkt aufmerksam machen? «Das ist natürlich eine Frage, die wir uns auch stellen», sagt Küng. Der Jungpolitikerin schweben Blogs oder Zeitungen vor, in denen die Produkte verglichen und rezensiert würden. Dort könnten sich die Konsumentinnen und Konsumenten informieren, ohne dass die Umgebung mit Werbung vollgepflastert werden müsse.
Ganz verbieten will Küng Werbung nicht. Es gehe um ein Verbot von «Konsumgütern». Kulturelle und politische Veranstaltungen dürften weiterhin beworben werden. Auch NGOs dürften weiterhin Werbung machen, so die Jungpolitikerin.
Mike Egger hält von der Forderung der Jungen Grünen gar nichts. «Das ist absurd, das ist fast nicht mehr kommentierbar», sagt der SVP-Nationalrat, der sich für das Nein-Komitee beim Tabakwerbeverbot engagierte.
Die Forderung zeige «die links-grüne Bevormundungspolitik» auf. Man wolle die Schweizer Bevölkerung mit Verboten steuern, so Egger. «Als liberaler Politiker kann ich das nicht unterstützen.» Die Jungen Grünen hätten genau das bestätigt, wovor er im Abstimmungskampf gewarnt habe.
Egger glaubt auch nicht, dass man grundsätzlich über den «Überkonsum» diskutieren muss. Die Schweizer seien vernünftig und könnten ihren Konsum gut einschätzen, so Egger. «Das links-grüne Schlaraffenland ist ein Nanny-State, der alles reguliert. Das brauchen wir definitiv nicht.» Er werde sich gegen weitere Werbeverbote wehren, so der SVP-Mann.
Nicht ganz so weit wie die Jungen Grünen geht die Mutterpartei. «Die Grünen Schweiz haben bisher keine so weitreichende Forderung wie die Jungen Grünen beschlossen», sagt Balthasar Glättli zu watson. Der Parteipräsident verweist aber auf den kürzlich verabschiedeten Klimaplan seiner Partei. Dort fordern die Grünen ein Verbot für «Werbung für besonders klima-, biodiversitäts- und gesundheitsschädliche Produkte und Dienstleistungen».
Grüne-Nationalrätin Valentine Python reichte im vergangenen Sommer eine parlamentarische Initiative zu diesem Thema ein. Sie fordert: «Ein Werbeverbot für Produkte und Dienstleistungen, die einen hohen CO2-Ausstoss verursachen und grosse Auswirkungen auf das Klima haben.»
Der Vorstoss muss im Rat erst noch behandelt werden. Das letzte Wort um Werbeverbote ist – wie von der Gegnerschaft der Tabakwerbeverbotsinitiative befürchtet – noch nicht gesprochen.
😂 klar…
Keine Konsumgüter, keine Politik, keine Religion, nichts.