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Bundesratswahl: Amherd-Nachfolge wird für die Mitte zur Peinlichkeit

Parteipraesident Gerhard Pfister, Mitte-ZG ,orientiert an einem Point de Presse ueber die eingegangenen Kandidaten zur Bundesratsersatzwahl, am Montag, 3. Februar 2025, in Bern. Die Vereinigte Bundesv ...
Gerhard Pfister am Montag vor den Medien: Er will immer noch nicht – doch was, wenn die Fraktion ihn will?Bild: keystone
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Peinlich, peinlicher, Mitte: Wird ein Pfister die Partei «retten»?

Die Mitte-Partei blamiert sich bei der Nachfolge-Suche für Bundesrätin Viola Amherd. Gerade mal zwei Männer haben sich gemeldet. Doch es könnte eine Überraschung geben.
03.02.2025, 17:1304.02.2025, 14:10
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Stell dir vor, ein Bundesratssitz wird frei. Und niemand will ihn. Ungefähr so verlief in den letzten zwei Wochen bei der Mitte-Partei die Suche nach einer Nachfolgerin oder einem Nachfolger für Bundesrätin Viola Amherd. Nachdem Parteipräsident Gerhard Pfister als vermeintlicher Topfavorit das Handtuch geworfen hatte, hagelte es Absage um Absage.

Am Ende fand die Partei doch noch einen Pfister, dank dem ihr die Peinlichkeit einer Einerkandidatur mit Nationalrat und Bauernpräsident Markus Ritter erspart bleibt. Martin Pfister deponierte am Montag kurz vor Meldeschluss seine Bewerbung. Er stammt wie sein Namensvetter aus Zug, ist mit ihm aber nicht verwandt und national kaum bekannt.

Martin Pfisters Trumpf ist die Herkunft aus der Zentralschweiz, die seit 2003 nicht mehr im Bundesrat vertreten war. Doch der Zuger Regierungsrat wird es schwer haben gegen den mit allen politischen Wassern gewaschenen Markus Ritter, der im Bundeshaus ein «bunter Hund» ist. Deshalb hat seine Last-Minute-Kandidatur einen Alibi-Beigeschmack.

Bundesrat noch attraktiv?

Was nicht heisst, dass Martin Pfister chancenlos wäre. Markus Ritter hat sicherlich das Zeug zum Bundesrat, doch der Rheintaler hat mit seinem oft rabiaten «Bauerplay» viele in Bern vor den Kopf gestossen, bis ins freisinnige Lager. Umso mehr erstaunt es, dass sich nicht weitere Namen aus dem an sich beachtlichen Reservoir der Partei bewerben wollten.

In einigen Fällen (Christophe Darbellay, Nicole Barandun) passt die Kandidatur nicht in die Karriereplanung, andere (Philipp Matthias Bregy, Martin Candinas, Philipp Kutter) verweisen auf ihre Kinder, ein ehrenwertes Argument für eine Familienpartei. Und vielleicht ist das Bundesratsamt, für das man eine dicke Haut braucht, nicht mehr attraktiv genug.

Es droht eine wilde Wahl

Der Absage-Reigen ist dennoch eine Peinlichkeit für die Mitte-Partei, denn ihr Sitz ist eigentlich unbestritten. Der Waadtländer SP-Nationalrat Roger Nordmann brachte in der «Schweiz am Wochende» GLP-Ständerätin Tiana Moser ins Spiel, doch das war eine typische Nordmann-Provokation. Niemand hat ein Interesse, die Mitte anzugreifen.

Bundesraetin Viola Amherd gibt waehrend einer Medienkonferenz ihren Ruecktritt bekannt und zeigt eine Liste mit Erfolgen, am Mittwoch, 15. Januar 2024 in Bern. (KEYSTONE/Peter Klaunzer)
Viola Amherd bei ihrer Rücktrittserklärung am 15. Januar. Damals ahnte niemand, wie zäh die Nachfolgesuche verlaufen würde.Bild: keystone

Eher realistisch ist, dass der Partei eine «wilde» Wahl und damit ein Bundesratsmitglied droht, das nicht offiziell nominiert wurde. Solche Spielchen wurden bislang mit SP und SVP getrieben, weshalb dieses Szenario für die staatstragende Partei erst recht peinlich wäre. In gewisser Weise werfen die Personalprobleme ein Schlaglicht auf den Zustand der Mitte.

Unbewältigte Konflikte

Die Partei hat unter Pfisters Präsidium einen Umbruch erlebt, durch die Fusion mit der BDP und den Namenswechsel zu Die Mitte. Nach aussen verlief er reibungslos, doch intern sind die Konflikte zwischen den «Traditionalisten», die der alten CVP ein Stück weit nachtrauern, und den «Modernisten» kaum bewältigt. Das zeigt sich in mehrfacher Hinsicht:

Die Mitte-Frauen

Nach Viola Amherds Rücktrittserklärung meldeten die Mitte-Frauen und ihre Präsidentin Christina Bachmann-Roth ihren Anspruch auf die Nachfolge an. Am Montag platzte mit dem Verzicht der Nationalrätinnen Nicole Barandun und Elisabeth Schneider-Schneiter ihre letzte Hoffnung. Zuvor hatten sich bereits diverse valabale Frauen abgemeldet.

Bachmann-Roth, deren forsche Auftritte im umgekehrten Verhältnis zu ihren politischen Erfolgen stehen, zeigte sich schon am Samstag gegenüber SRF ziemlich kleinlaut: «Es wäre wirklich toll, wenn noch eine Frau kandidieren würde.» Allerdings stellten die Frauen drei der vier letzten Bundesratsmitglieder von CVP/Mitte. Und es gibt noch ein Problem.

Das Generalsekretariat

Die Generalsekretaerin der Mitte Partei Schweiz, Gianna Luzio anlaesslich der Delegiertenversammlung der Mitte Partei Schweiz vom Samstag, 24. Februar 2024 in Schwyz. (KEYSTONE/Urs Flueeler).
Gegen Generalsekretärin Gianna Luzio gibt es anonyme Anschuldigungen.Bild: keystone

Seit einiger Zeit sieht sich die von Gianna Luzio geführte Parteizentrale mit Vorwürfen wegen eines angeblich untragbaren Arbeitsklimas konfrontiert. Allerdings wurden sie ausschliesslich anonym erhoben, was der dubiosen Affäre Züge einer Intrige verleiht. Mit Hilfe eines Anwalts gelangten sie ans Präsidiums.

Dieses engagierte einen externen Ombudsmann, der die Generalsekretärin entlastete. Gerhard Pfister wiederum verteidigte Gianna Luzio, die zu seinen wenigen Vertrauten gehört, vehement. Er geht davon aus, dass die Vorwürfe ihn treffen sollten, nach dem Motto «Man schlägt den Sack und meint den Esel».

Die Causa Pfister

Mit den Rücktritten von Präsident und Bundesrätin eskalierte die Geschichte erneut. Die Luzerner Ständerätin Andrea Gmür forderte gegenüber den Tamedia-Zeitungen, die Sache müsse bis zur Bundesratswahl geklärt sein, sonst «geht das nicht mit Herrn Pfister auf dem Ticket».

Tags darauf erklärte der Zuger seinen Verzicht, und auch für Gmür ist das Bundesrats-Ticket kein Thema mehr. Sie galt als heisse Anwärterin, doch am letzten Freitag nahm sich die Luzernerin aus dem Rennen. Öffnet sich nun eine Tür für Gerhard Pfister? Die «Sonntagszeitung» forderte ihn faktisch auf, seine Absage zurückzunehmen.

Alt Bundesrat Christoph Blocher, rechts, spricht an der Seite von Nationalrat Ueli Maurer, an einer Medienkonferenz nach der SVP-Fraktionssitzung, am Donnerstag, 27. November 2008 in Niederbuchsiten.  ...
SVP-Präsident Ueli Maurer (l.) wollte 2008 keinesfalls kandidieren. Bis er mit Christoph Blocher nominiert und gewählt wurde.Bild: KEYSTONE

Es gäbe eine Art Präzedenzfall. Als Samuel Schmid (BDP, ex-SVP) 2008 zurücktrat, wollte die SVP nach einem Jahr in der politischen «Wüste» zurück in den Bundesrat. Als Favorit galt Präsident Ueli Maurer. Er wehrte solche Spekulationen ab, bis er von der Partei trotzdem nominiert wurde, zusammen mit dem chancenlosen Christoph Blocher.

Ein Pfister für den anderen?

Am Ende schaffte Maurer die Wahl hauchdünn, gegen den von Mitte-links gepushten wilden Kandidaten Hansjörg Walter. Der Thurgauer war – noch eine seltsame Ironie – Präsident des Schweizerischen Bauernverbands. Jetzt könnte es ähnlich ablaufen, falls der eine Pfister (Martin) am 21. Februar in der Fraktion dem anderen (Gerhard) den Vortritt lassen sollte.

Der Präsident betonte am Montag, er werde das Amt «in keinem Fall» annehmen. Was aber, wenn die Fraktion ihn will? Er hätte am 12. März exzellente Chancen gegen Markus Ritter. Solche Winkelzüge passen eigentlich nicht zur Mitte-Partei, doch es geht dabei auch um den Anspruch auf einen zweiten Bundesratssitz zulasten der FDP.

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Ein Rückblick auf Viola Amherds Karriere
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Ein Rückblick auf Viola Amherds Karriere
2003: Von 2000 bis 2012 war Viola Amherd Stadtpräsidentin von Brig-Glis.
quelle: ti-press / ely riva
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Markus Ritter im watson-Interview
Video: watson
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105 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Eat.Sleep.Work.Repeat
03.02.2025 17:59registriert März 2022
Ich wähle ja auch teilweise Mitte.

Wenn Ritter Bundesrat werden sollte, dürfen sie gerne künftig auf meine Stimme verzichten.
Ich wähle doch nicht Mitte damit ein weiterer Bundesrat mit SVP Gesinnung ins Amt kommt.
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wasihrnichtsagt
03.02.2025 17:37registriert April 2018
Wäre es nicht so ernst müsste es Satire sein! Im Winter vom Schnee überrascht.
Die Mitte plötzlich mitten drin! So unvorbereitet, das würde in anderen Ländern schamlos ausgenutzt und schwupps… weg ist der Sitz
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Spi
03.02.2025 17:36registriert März 2015
Der Gerhard Pfister würde wohl schon wollen, aber das VBS behagt ihm schlicht nicht.
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