Der Stadtberner Sicherheitsdirektor Reto Nause sprach am vergangenen Donnerstag von einem «Sturm aufs Bundeshaus». Die «Weltwoche» bezeichnete die unbewilligte Demo in Bern als «Volksaufstand».
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Vier Tage später demonstrieren Studierende vor den Eingängen der Universitäten, weil diese den Zugang ohne Covid-Zertifikat verweigern. Die Schlagzeilen folgen prompt: «Hier versuchen Demonstrierende in die Uni Luzern einzudringen.» Auch watson berichtete darüber.
Über diese Ereignisse zu berichten ist wichtig. Doch es ist auch wichtig, sie ins Verhältnis zu setzen. Die folgenden Grafiken tun genau das. Sie setzen die Corona-Schlagzeilen in einen grösseren Kontext.
Sie vergleichen zum Beispiel die Anzahl Menschen, die aus der ganzen Schweiz nach Winterthur strömten, um gegen die Corona-Massnahmen zu demonstrieren, mit der Anzahl Menschen, die sich alleine im Kanton Zürich jeden Tag impfen lassen.
Vor der Universität Zürich demonstrierten am Montag Medienberichten zufolge ungefähr 150 Personen. Gemäss einer Mitteilung der Uni sind für das Herbstsemester 2021 fast 30'000 Studierende immatrikuliert. Es ist also nur ein winziger Bruchteil aller Studierenden, der sich öffentlich gegen die von der Uni beschlossenen Zertifikatspflicht wehrte.
Vergangenen Samstag demonstrierten mehrere Tausend Teilnehmende gegen die Corona-Massnahmen in Winterthur. Doch es lassen sich auch täglich im Durchschnitt 4700 Personen gegen das Coronavirus impfen – und das alleine im Kanton Zürich. Schweizweit sind es über 30'000. Heisst konkret: Der Teil der Bevölkerung, der die Massnahmen des Bundes trägt und sich impfen lässt, ist grösser.
Seit vergangenem Montag kontrolliert die Polizei in allen Kantonen, ob sich die Betriebe an die neuen Corona-Massnahmen und insbesondere die Zertifikatspflicht halten. So auch im Kanton Zürich: Letzte Woche gab es total 1050 Kontrollen, bei denen 11 Betriebe verzeigt und fünf Ordnungsbussen ausgesprochen wurden. Fast alle Betriebe halten sich folglich an die Massnahmen und setzen diese regelkonform um.
Anfangs Juli 2021 war erstmals die Hälfte der Schweizer Bevölkerung zumindest mit einer ersten Dosis geimpft. Seither sind 2799 Personen wegen Covid-19 hospitalisiert worden – vollständig geimpft waren dabei nur 148. Das entspricht einem Anteil von rund fünf Prozent.
Im selben Zeitraum hat das Bundesamt für Gesundheit 232 Todesfälle im Zusammenhang mit Covid-19 registriert. Dabei kam es zu 37 Impfdurchbrüchen – knapp 16 Prozent aller Fälle.