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Dienstpflicht: Initiative will Frauen und Ausländer im Zivildienst

ANLAESSLICH DER FORDERUNG DES PRAESIDENTEN DER SCHWEIZERISCHEN OFFIZIERSGESELLSCHAFT, DENIS FROIDEVAUX, DIE WEHRPFLICHT FUER FRAEUN ANZUFUEHREN, STELLEN WIR IHNEN AM MITTWOCH, DEM 18. FEBRUAR 2015, FO ...
Eine Swisscoy-Soldatin. (Archivbild)Bild: KEYSTONE

Eine Initiative will, dass alle einen Dienst leisten – so steht es heute um die Pflicht

Ein überparteiliches Komitee reicht heute die Service-Citoyen-Initiative ein: Sie will, dass sich in der Schweiz «alle für alle» engagieren sollen. Auch abseits der Initiative wird die Dienstpflicht überarbeitet.
26.10.2023, 19:05
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Die Initiative

Stand heute müssen in der Schweiz alle Schweizer Männer Dienst leisten. Grundsätzlich bedeutet das erst mal Militärdienst, es besteht jedoch auch die Möglichkeit, ein Gesuch zu stellen und Zivildienst zu leisten. Schweizerinnen können freiwillig Dienst leisten, Personen ohne Schweizer Pass haben diese Möglichkeit nicht.

Eine Volksinitiative will das ändern: Die Service-Citoyen-Initiative wird heute in Bern eingereicht und dürfte 2026 zur Abstimmung kommen. Sie will, dass «jeder junge Mensch als Teil der Grundausbildung einen zeitgemässen Einsatz zugunsten der Allgemeinheit und der Umwelt leistet». Dabei soll der Dienst wie auch schon heute in der Armee bzw. im Zivilschutz oder im Zivildienst geleistet werden – neu allerdings auch «in einem anderen Milizbereich».

Das im Fall einer Annahme der Initiative vom Parlament auszuarbeitende Gesetz soll bestimmen, inwiefern Personen ohne Schweizer Pass einen solchen Dienst an der Allgemeinheit leisten.

Doch auch abseits der Initiative ist die Dienstpflicht in der Schweiz in Überarbeitung. Der Bundesrat prüft momentan zwei mögliche Änderungen.

Option 1: Fusion von Zivilschutz und Zivildienst

Im Auftrag des Bundesrates laufen derzeit Abklärungen zur Zukunft der Dienstpflicht. In deren Rahmen wird auch eine mögliche Zusammenlegung von Zivilschutz und Zivildienst geprüft. Diese wird auch Sicherheitsdienstpflicht genannt und wurde vor einem Jahr von der Sicherheitspolitischen Kommission des Ständerats (SIK-S) unterstützt. Doch unter anderem bei der Aufgabenteilung zwischen Bund und Kantonen gebe es laut Bundesrat noch viele offene Fragen und Vorstellungen dazu gingen weit auseinander.

Druck setzt auch die Sicherheitspolitische Kommission (SIK-N) des Nationalrats auf: Sie forderte eine schnellstmögliche Zusammenlegung von Zivilschutz und Zivildienst – und begründet dies damit, dass vielerorts die Zivilschutzbestände schrumpften. Weiter gebe es zu viele Übertritte von der Armee in den Zivildienst, was dem Zivilschutz schade. Doch der Nationalrat wollte im Juni nichts davon wissen: Er lehnte den Vorstoss ab.

Der Zivilschutz raeumt vom Murgang betroffene Haeuser, am Mittwoch, 4. Oktober 2017, in Spino. Am 23. August war ein Bergsturz am Piz Cengalo mit Murgaengen nach Bondo niedergegangen. Acht Wanderer ge ...
Zivilschützer bei einem Einsatz im Bergell.Bild: KEYSTONE

Unterstützt wurde der Vorstoss vor allem von Vertreterinnen und Vertretern der SVP und der FDP sowie der Grünliberalen. SP und Grüne waren dagegen, die Mitte forderte zunächst die Klärung offener Fragen.

Die GSoA äusserte sich dezidiert gegen eine mögliche Fusion von Zivilschutz und Zivildienst – niemand gewinne durch eine «Schwächung des Zivildienstes». Auch der Zivildienstverband Civiva sehe in einem Zusammenschluss «die faktische Abschaffung des Zivildienstes».

Diese Befürchtung nimmt Bezug auf eine Vorlage, die der Bundesrat im Januar in die Vernehmlassung gab. Sie sollte dem Zivilschutz zu mehr Personal verhelfen. Vorgesehen sei, dass Zivilschutzorganisationen, die auf Dauer über zu wenig Personal verfügten, als Einsatzbetriebe für Zivildienstleistende anerkannt würden. Aber nur, wenn der Zivilschutz bereits alle anderen Mittel ausgeschöpft hat, um den Unterbestand zu beheben.

Option 2: Ausweitung der Dienstpflicht auf Frauen

Es ist bereits seit längerem ein Thema und provoziert mitunter starke Reaktionen: eine mögliche Ausweitung der Dienstpflicht auf Frauen. Der Ständerat debattierte vor einem Jahr über die sogenannte bedarfsorientierte Dienstpflicht. Bei dieser müssten auch Frauen Dienst leisten, es würden allerdings laut Bundesrat nur so viele Personen rekrutiert, wie von Armee und Zivilschutz benötigt würden.

Das wäre nur rund die Hälfte aller stellungspflichtigen Männer und Frauen. Da der Rekrutierungspool gegenüber dem Status quo verdoppelt würde, könnte laut Bundesrat trotzdem sichergestellt werden, dass sowohl für die Armee als auch für den Zivilschutz genügend Personal vorhanden wäre.

epa04350032 Israeli soldiers among people cheering a group of 338 Americans and Canadians arriving at Ben Gurion Airport, in Lod, outside Tel Aviv, Israel, 12 August 2014. According to media reports,  ...
Israel kennt schon lange eine Dienstpflicht für Frauen.
(Archivbild)
Bild: EPA

Und nun?

In der Sicherheitspolitischen Kommission des Ständerats unterstützte eine Mehrheit vor einem Jahr Option 1, also die Zusammenlegung von Zivilschutz und Zivildienst. Doch auch eine Dienstpflicht für Frauen wollte die Mehrheit in der Kommission dabei nicht ausschliessen. Was ziemlich sicher bald kommen dürfte, ist eine Verpflichtung der Frauen, am Orientierungstag der Armee teilzunehmen. Die Kommission hofft, dass sich dadurch mehr Frauen motivieren lassen, freiwillig Dienst zu leisten.

Für eine Pflichtteilnahme am Orientierungstag ist auch Verteidigungsministerin Viola Amherd.

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bild: watson/keystone
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325 Kommentare
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Skunk42
26.10.2023 19:28registriert Februar 2022
Dass nur Männer einen Dienst oder eine Ersatzabgabe leisten müssen, ist per Definition eine Diskriminierung und gehört abgeschafft. Dies bedeutet nicht zwingend, dass Frauen nun auch einen Dienst leisten müssen. Es darf aber nicht sein, dass nur weil ich ein Schnäbi habe 245+ Tage der Schweizer Armee widmen muss.
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frereau
26.10.2023 19:41registriert Januar 2019
Ich habe schon die Initiative unterschrieben und werde auch an der Urne ein Ja einlegen.
Und nein, ich bin nicht gegen die Armee.
Aber ein Dienst für die Allgemeinheit der von allen geleistet wird würde auch das Gefühl von Zusammengehörigkeit im Lande fördern.
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7immi
26.10.2023 20:11registriert April 2014
Ich störe mich an der Schnäbisteuer / einseitigen Dienstpflicht, da diese schlicht diskriminierend ist. Gleichzeitig finde ich die Dienstpflicht wichtig, um eine durchmischte Armee zu haben. Somit gibts nur eins: Eine allgemeine Dienstpflicht.
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