Die BLS wollte Untersuchungsbericht nicht herausgeben – nun musste sie es trotzdem tun
Im Jahr 2020 wurde durch einen Bericht bekannt, dass die Berner Bahnfirma BLS jahrelang zu hohe Subventionen von Bund und Kantonen bezogen hatte. Der Verwaltungsrat der BLS hat daraufhin einen Wirtschaftsberater von PWC beauftragt, die Vorwürfe zu untersuchen.
Das Fazit dieser Untersuchung ist Folgendes: Das Management habe vom Subventionsbetrug gewusst. Die Folgen davon waren, dass BLS-Chef Bernard Guillelmon im September 2020 zurücktreten musste, wie der Tages Anzeiger berichtet.
Der Bericht dient nun als Grundlage einer Strafuntersuchung gegen Guillelmon und ein weiteres ehemaliges Geschäftsleitungsmitglied. Die beiden wurden vom Bundesamt für Verkehr angeklagt.
Ein geschwärzter Bericht
Von dem Bericht hat die BLS bis heute nur zwei zusammenfassende Seiten veröffentlicht. Die Redaktion des «Tages Anzeigers» verlangte auf Basis des Öffentlichkeitsprinzips die Herausgabe des Berichts. Die BLS wehrte sich jedoch gegen diese Herausgabe.
Der Bericht wurde der Redaktion schliesslich geschwärzt herausgegeben. Laut dem «Tages Anzeiger» ist dieser 66 Seiten lang und grösstenteils zensiert.
Lesbare Passagen
Einige Abschnitte des Berichts seien lesbar geblieben. So zum Beispiel, dass in der Abteilung Preissysteme seit mindestens 2013 bekannt gewesen sei, dass Erlöse aus Halbtaxaboverkäufen nicht in die Offerten der Öffentlichkeit gekommen seien. Dadurch hätten zu hohe staatliche Abgeltungen verlangt werden können.
Gemäss dem Bericht soll ein Abteilungsleiter mindestens einer Mitarbeiterin gesagt haben, die Halbtaxerlöse gegenüber Bund und Kantonen unerwähnt zu lassen. Es sei jedoch unklar, ob diese Führungskraft Anweisungen von oben erhalten habe.
Die Geschäftsleitung habe spätestens im März 2017 Kenntnis von den Tricksereien gehabt. Trotzdem habe Ex-Chef Guillelmon den Verwaltungsrat erst zwei Jahre später informiert – nachdem die Berner Kantonsverwaltung kritische Fragen zu den Berechnungen gestellt habe.
Auf Anfrage des «Tages Anzeiger», wieso der Bericht zensiert wurde, habe der heutige Firmenchef Daniel Schafer gesagt, dass genannte Personen damit zum einen geschützt werden sollten.
Zum anderen habe man verhindern wollen, dass bei den BLS-Mitarbeitern erneut Unruhe aufkäme. (nib)
