Mitte-Bundesrätin Viola Amherd hat ihren Rücktritt auf Ende März 2025 angekündigt. Das Kandidierendenkarussell für ihre Nachfolge beginnt sich zu drehen.
Die Mitte will am kommenden Montag über ihr Vorgehen informieren. Gewählt wird voraussichtlich am 12. März. Wichtige Namen und Positionen im Überblick:
Der im Sommer abtretende Mitte-Präsident Gerhard Pfister will nicht Bundesrat werden. Er habe beschlossen, nicht für die Nachfolge von Viola Amherd zu kandidieren, wie er in einem Interview mit dem «Tagesanzeiger» sagte.
Er habe sich natürlich gefragt, ob er das Amt ausführen könnte «Und bei aller Bescheidenheit: Ich würde mir das Amt zutrauen», sagte er. Aber er habe sich auch gefragt, ob das Amt zu ihm passe. Und da sei er zum Schluss gekommen: nein. Wer ihn näher kenne wisse, dass er kein glücklicher Bundesrat wäre. Er liebe den Diskurs, er debattiere und streite gerne. «Dazu brauche ich eine gewisse persönliche Freiheit», sagte Pfister. Als Parteipräsident habe er die, als Bundesrat «sicher nicht mehr».
Der Bündner Nationalrat gab am 20. Januar seinen Verzicht bekannt. «So einzigartig und reizvoll das Amt des Bundesrates auch ist, entfacht es aktuell kein inneres Feuer in mir», begründete dies Candinas in einer Pressemitteilung. Davor war der ehemalige Nationalratspräsident als einer der Topfavoriten für die Amherd-Nachfolge gehandelt worden.
Der St. Galler Ständerat Benedikt Würth (Mitte) hat sich gegen eine mögliche Bundesratskandidatur ausgesprochen. «Bundesrat zu werden, steht nicht mehr in meiner Lebensplanung», schrieb er in einer Medienmitteilung. Das Thema Bundesrat sei für ihn abgehakt. Er fühle sich in seinen heutigen politischen und beruflichen Aufgaben ausserordentlich wohl und werde diese mit hohem Engagement weiterführen. Der 56-jährige Rechtsanwalt und frühere St. Galler Regierungsrat war von den Medien als Anwärter für einen Bundesratssitz gehandelt worden, obwohl er wie Finanzministerin Karin Keller-Sutter (FDP) aus dem Kanton St. Gallen stammt.
Die Freiburger Ständerätin Isabelle Chassot trat jüngst als Präsidentin der parlamentarischen Untersuchungskommission (PUK) zur Credit Suisse ins Rampenlicht und verschaffte sich nationale Bekanntheit. Die 59-Jährige kennt das Regieren aus ihrem Heimatkanton und hat viel Erfahrung auf Bundesebene. Bundesrätin möchte sie aber nicht werden, wie sie nach Amherds Rücktritt im Westschweizer Fernsehen RTS sagte. Ihr fehle die Lust, Lust zu haben. Chassot will sich laut eigener Aussage nach dem Ende der PUK-Arbeit auf die politische Tätigkeit im Ständerat konzentrieren.
Auch Philipp Matthias Bregy, als einer der aussichtsreichsten Kandidaten gehandelt, will nicht Amherd-Nachfolger werden. Für den Oberwalliser Nationalrat und Fraktionschef der Mitte-Partei, kommt eine Kandidatur als Bundesrat «derzeit» nicht infrage. Das sagte er in einem Interview mit der «NZZ am Sonntag».
Eine Kandidatur habe er sich ernsthaft überlegt. Grund für seinen Entscheid war demnach seine Familie. Bregy wird das Talent zugeschrieben, Mehrheiten beschaffen zu können. Der 46-jährige Rechtsanwalt ist derzeit Mitglied der Wirtschafts- und der Rechtskommission, hat sich aber in früheren Jahren auch mit Verkehrspolitik befasst. Eine Kandidatur für das frei werdende Mitte-Parteipräsidium hat Bregy nicht ausgeschlossen.
Die Urner Ständerätin Heidi Z'graggen stand 2018 mit Viola Amherd auf dem Bundesratsticket und unterlag damals bei der Wahl. Auf einen zweiten Anlauf verzichtet sie nun. «Mein Einsatz und meine volle Kraft gelten den Anliegen des Kantons Uri, der Berggebiete und der gesamten Schweiz», schreibt sie in einer Mitteilung.
Z'graggen ist ausgebildete Lehrerin und Politikwissenschaftlerin und seit 2019 Ständerätin. Die 58-Jährige arbeitet unter anderem in der Staatspolitischen Kommission und in der Rechtskommission mit. Von 2004 bis 2020 war sie Urner Regierungsrätin.
Der Solothurner Ständerat Pirmin Bischof politisiert seit 2007 unter der Bundeshauskuppel, von 2007 bis 2011 als Nationalrat und seither als Ständerat. Eine Bundesratskandidatur wird es nicht geben: Bischof ist Teil der Findungskommission – sämtliche Mitglieder verzichten laut Parteipräsident Gerhard Pfister auf eine Kandidatur.
Die Aargauerin hatte für die Mitte und davor die CVP schon einige politische Ämter inne. So arbeitete sie zunächst als Grossrätin im Kanton Aargau, dann als Nationalrätin und derzeit als Ständerätin. Eine Kandidatur als Bundesrätin wird es für die 66-Jährige nicht geben: Wie Bischof ist auch sie Teil der Findungskommission, für welche eine Kandidatur nicht in Frage kommt.
Nationalrätin Elisabeth Schneider-Schneiter ist seit 15 Jahren für den Kanton Basel-Landschaft im Parlament und damit eine der erfahrensten Mitte-Politikerinnen. Sie ist besonders versiert in Wirtschaftsthemen und amtet auch als Präsidentin der Handelskammer beider Basel, Verwaltungsratspräsidentin der Raiffeisenbank Basel und Verwaltungsrätin von Primeo Energie.
Ständerätin Andrea Gmür ist bald 10 Jahre im Parlament. Sie war von 2020 bis 2021 Fraktionspräsidentin der Mitte. Die Luzernerin könnte eine mögliche Überraschungskandidatin werden. Besonders da durch Amherds Rücktritt das Verteidigungsdepartement VBS frei wird, könnte Gmür punkten. Als Präsidentin der Sicherheitspolitischen Kommission des Ständerats engagiert sie sich für eine moderne und gut ausgerüstete Armee sowie für die Stärkung der Verteidigungsfähigkeit der Schweiz.
Der Zürcher Nationalrat Philipp Kutter hat Interesse an einer Kandidatur signalisiert. Zurzeit prüft der 49-Jährige, ob er trotz Tetraplegie als Nachfolger von Amherd antreten kann, wie die «Sonntagszeitung» schrieb. «Ich überlege mir grundsätzlich, für das Amt als Bundesrat zu kandidieren», sagte Kutter demnach. Für ihn wäre ein Bundesrat im Rollstuhl ein starkes Zeichen für die Inklusion. Kutter ist seit 2018 Nationalrat und setzt laut seiner Webseite die politischen Schwerpunkte bei Bildung, Wirtschaft und Klima. Er ist zudem Stadtpräsident von Wädenswil ZH und ehemaliges Mitglied des Zürcher Kantonsparlaments. Er hat ein Studium in Geschichte, Medienwissenschaften und Politologie absolviert und führt mit seiner Frau eine Kommunikationsagentur.
Der Bündner Ständerat Stefan Engler ist seit 2011 Ständerat und derzeit erster Vizepräsident der kleinen Kammer – im kommenden Jahr wird er voraussichtlich Ständeratspräsident. Er befasst sich schwerpunktmässig mit Themen aus den Bereichen Umwelt, Energie, Raumplanung und Verkehr und ist zudem Mitglied der Staatspolitischen Kommission. Er kann als ehemaliger Regierungsrat seines Kantons Exekutiverfahrung vorweisen. Engler ist 64 Jahre alt.
Der ehemalige Präsident der Mitte (damals noch CVP) hat am 20. Januar gegenüber dem «Nouvelliste» bekannt gegeben, dass er ernsthaft über eine Kandidatur für das höchste Exekutivamt nachdenke. Zurzeit steht Darbellay knietief im Kampf um seine Wiederwahl als Walliser Staatsrat. Eine definitive Entscheidung werde er demnächst bekannt geben.
(dab/kma/con/sda)