Schweiz
Coronavirus

Zweiter Booster nötig? 5 Fragen zur Corona-Auffrischimpfung

Brauche ich keinen zweiten Booster? 5 Fragen zur Auffrischimpfung

23.03.2022, 18:0524.03.2022, 12:16
Lara Knuchel
Folge mir
Mehr «Schweiz»

Zu einer der offenen Fragen der Pandemie zählt die Frage um die zweite Boosterimpfung. Das Bundesamt für Gesundheit und die Eidgenössische Kommission für Impffragen empfehlen aktuell keinen zweiten Booster – auch nicht für die vulnerablen Personen.

Eine zweite Auffrischungsimpfung hätte derzeit nur eine geringe Wirkung, erklärte Christoph Berger, Präsident der Eidgenössischen Kommission für Impffragen, an der Point de Presse des Bundesamtes für Gesundheit am Dienstag, 22. März 2022.

Warum die erste Auffrischimpfung dennoch wichtig ist – und wie man trotzdem zu einer zweiten Auffrischungsimpfung kommt:

Was ist jetzt mit dem zweiten Booster?

Zunächst gilt: Eine Auffrischimpfung ist dem Schutz von zwei Dosen (Grundimmunisierung) klar überlegen. Dies betonten die Vertreter des BAG und auch der Eidgenössischen Kommission für Impffragen (EKIF).

Laut Christoph Berger, Präsident der EKIF, belegten verschiedene Studien aus England, den USA, Kanada, Katar und Israel, dass die erste Auffrischimpfung sehr gut gegen schwere Infektionen schützt. Die Delta- wie auch die Omikronvariante wurden bei den Studien berücksichtigt. Aber: Der Schutz hält für milde Infektionen nicht lange an.

Einige Studien hätten gezeigt, dass die maximale Immunogenität von MRNA-Impfstoffen nach drei Dosen erreicht ist, sagt Berger. Eine zweite Auffrischungsimpfung könne zwar wieder zu hohen Antikörperspiegeln führen, bringe aber eben beim Schutz vor neuen Ansteckungen wenig Wirkung. Aus diesem Grund empfehlen die EKIF und das BAG keine zweite Auffrischimpfung, weder generell noch für eine bestimmte Patientengruppe.

Laut der EKIF liegt der Grund dafür nicht an einer etwaigen Impfstoffknappheit: «Der Impfstoff fehlt nicht und wir wollen niemandem eine zweite Auffrischimpfung verbieten», so Berger. Die Evidenz zeige aber, dass die Auffrischimpfung länger als vier Monate vor einer schweren Infektion schützt.

Kann ich mich trotzdem mit einem zweiten Booster impfen lassen?

Es gibt zurzeit vom schweizerischen Heilmittelinstitut Swissmedic keine Zulassung für eine zweite Auffrischimpfung. Sie würde daher «off-label» geschehen (ausserhalb der zugelassenen Indikation). Trotzdem ist ein zweiter Booster durchaus möglich.

«Eine solche Impfung kann in einem Einzelfall durchgeführt werden», sagt Berger. Das gelte insbesondere für Personen mit einer Immunschwäche. Er betont jedoch, dass eine entsprechende Aufklärung notwendig sei. Die Durchführung müsse von der zuständigen Ärztin, dem zuständigen Arzt, entschieden und durchgeführt werden.

Heisst das, es wird auch in Zukunft keine weitere Impfung geben?

Nein, das heisst es nicht. Im Herbst wird das Virus sehr wahrscheinlich saisonbedingt wieder stärken zirkulieren, sagt unter anderen Rudolf Hauri, oberster Kantonsarzt. Es kann deshalb gut sein, dass davor eine zweite Auffrischungsimpfung empfohlen wird. Es könnte im Herbst zu ähnlichen Aktionen wie bei der jährlichen Grippe-Impfungen kommen, sagte Christoph Berger. Zudem wird derzeit an angepassten Impfstoffen gearbeitet.

>> Coronavirus: Alle News im Liveticker

Ab wann kann ich mich nach einer Infektion boostern lassen?

Für Menschen, die sich nach der Grundimmunisierung (also nach zwei vollen Impfdosen, aber vor der Auffrischimpfung) mit Corona infizierten, gilt laut BAG aktuell Folgendes:

  • Bei einer Infektion innerhalb von 4 Monaten nach der vollständigen Impfung (Grundimmunisierung) ist eine Auffrischimpfung vier Monate nach dieser Infektion empfohlen.
  • Bei einer Infektion mehr als vier Monate nach der vollständigen Impfung (Grundimmunisierung) wird aktuell keine Auffrischimpfung empfohlen. Die Infektion gilt demnach bereits als Booster.

Im ersten Fall wird empfohlen, die vier Monate abzuwarten. Laut BAG könne man sich zwar auf individuellen Wunsch hin auch vorher boostern lassen (das galt vor allem zu Zertifikatszeiten und im Zusammenhang mit dem Reisen). Allerdings gebe es keinen zusätzlichen medizinischen Nutzen.

Wo stehen wir bei den Hospitalisierungen?

Die momentane Inzidenz der Schweiz mit über 4'100 Corona-Fällen in zwei Wochen auf 100'000 Einwohnerinnen und Einwohner gehört zu den höchsten in Europa. Ein Grossteil der Infektionen bleibe zudem unentdeckt, sagte Patrick Mathys vom BAG.

Man gehe davon aus, dass pro Woche rund eine halbe Million Menschen neu angesteckt werden. Dennoch: «Sorgenfalten bereitet uns das nicht», so Mathys. Wie mehrmals von den Behörden betont, liegt das Augenmerk nunmehr auf den Hospitalisierungen. Und diese bleiben trotz der Omikron- und BA.2-Welle auf relativ stabilem Niveau.

Trotz des Anstieges gegen Ende des letzten Jahrs: Der Rekordwert vom Herbst 2020 wurde seither bei weitem nicht mehr erreicht. Grund dafür sind die Impfungen sowie die Tatsache, dass auch Ungeimpfte durch eine Genesung vermehrt über einen Immunschutz verfügen.

Abschliessend gilt aber nach wie vor: Erkenntnisse und Empfehlungen betreffend Corona-Virus können sich schnell ändern. BAG-Mathys sagt dazu: «Sars-COV2 hat uns mehr als einmal gezeigt, dass es für Überraschungen gut ist».


(mit Material der sda)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Corona-Verordnung vom 16. Februar 2022
1 / 13
Corona-Verordnung vom 16. Februar 2022
Auf Facebook teilenAuf X teilen
23 Gründe, wieso watsons sich impfen lassen haben
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
5 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Rumpelstilzchen
23.03.2022 18:16registriert Oktober 2017
Die grosse Frage ist, was passiert, wenn im Sommer die Reisezertifikate ablaufen.
3413
Melden
Zum Kommentar
avatar
KarinaN
23.03.2022 22:29registriert Juli 2017
Nachdem ich mich 3mal hab impfen lassen, hat es mich nun trotzdem noch erwischt mit einer Infektion. Ich denk mal, dass ich auch dank der Impfungen nur leichte Erkältungssymptome habe. Wenn die Impfung hoffentlich im Herbst an die neue Variante amgepasst wurde, werd ich mich aber sich wieder impfen lassen, genau wie gegen Influenza. Ich hoffe, dass es auch bald eine Kombiimpfung geben wird.
2620
Melden
Zum Kommentar
5
Verwaltungsgericht verhängt Zwangsmedikation für Straftäterin: Sie tötete ihren Sohn

Einer 35-jährigen Frau aus Kamerun, die im Wahn ihren eigenen Sohn umbrachte, dürfen zwangsweise Medikamente verabreicht werden. Dies hat das Zürcher Verwaltungsgericht entschieden. Kriminalitätsrisiken dürften bei Ausschaffungen nicht exportiert werden.

Zur Story