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Coronavirus

Rollstuhl wegen Corona: «Long Covid»-Opfer fordern strengere Massnahmen

Mit 25 Jahren im Rollstuhl wegen Corona: «Long Covid»-Opfer fordern strengere Massnahmen

In einem offenen Brief wenden sich Corona-Erkrankte mit Langzeitfolgen und deren Angehörige an den Bundesrat und fordern verschärfte Massnahmen.
30.12.2020, 20:5031.12.2020, 15:08
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Wie schwerwiegend manche Krankheitsverläufe mit dem Coronavirus sein können, zeigen Bilder und Videos aus den Intensivstationen dieser Welt. Weitaus unsichtbarer sind hingegen die Menschen, die mit den Langzeitfolgen von Covid-19 leben müssen.

Nun hat sich eine Gruppe Schweizer Aktivisten mit einem offenen Brief an den Bundesrat gewandt und verlangt schärfere Massnahmen und Unterstützung – auch aus persönlichen Gründen.

«Wir hätten nie gedacht, dass die Krankheit so einschneidend sein könnte.»
Che Wagner

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Einer der Unterzeichner ist der Aktivist Che Wagner, der mit seiner Familie in Basel lebt. Ende Oktober hat sich seine Lebenspartnerin, eine 25-jährige Künstlerin ohne Vorerkrankungen, mit dem Coronavirus infiziert.

Bis heute kämpft sie mit schweren Langzeitfolgen wie Schwindel, Übelkeit und Ohnmachtsanfällen. «Momentan kann sie nicht mehr als 50 Meter laufen», schreibt Wagner auf Twitter. Sie sei deshalb auf einen Rollstuhl angewiesen.

Die Partnerin von Che Wagner ist bei Weitem nicht die einzige Erkrankte, die in der Schweiz mit Corona-Langzeitfolgen zu kämpfen hat. Viele Infizierte berichten, dass sie auch noch Wochen nach ihren Erkrankungen starke Schmerzen, Atemnot oder Schwächeanfälle haben.

Im offenen Brief fordern die Unterzeichnerinnen und Unterzeichner, dass die Langzeitfolgen von Covid-19 im Gesundheitswesen und der Politik mehr Beachtung finden. In der Schweiz «wüssten viele an der Front kaum Bescheid» über die monatelangen Symptome, und auch Hilfe und Rehabilitationsplätze seien schwer zu bekommen, sagt Wagner.

Rund jede dritte infizierte Person betroffen:
Die Corona-Pandemie hat bereits über 7’000 Menschen in der Schweiz das Leben gekostet, rund 448'000 Personen sind hierzulande laborbestätigt am Virus erkrankt (Stand: 30.12.2020). Schätzungen gehen davon aus, dass bis zu einem Drittel der erkrankten Personen unter Langzeitfolgen – sogenanntem «Long Covid» – leiden.
Die Corona-Taskforce des Bundes empfiehlt eine systematische Nachkontrolle für alle Covid-Patienten, ganz gleich wie schwer sich der Krankheitsverlauf entwickelte.

Sofortige Kursänderung gefordert

«Wir müssen jetzt handeln und verhindern, dass unzählige weitere Menschen am Coronavirus sterben oder möglicherweise an schweren Langzeitfolgen leiden. Das ist die Verantwortung, die der Bundesrat und wir als Gesellschaft jetzt übernehmen müssen», sagt Che Wagner.

Im offenen Brief ist eine sofortige Kursänderung des Bundesrates gewünscht: Die Unterzeichnenden fordern eine massive Senkung der Ansteckungs- und Todeszahlen – mittels Beschleunigung des Impfplans und Verschärfung der bestehenden Massnahmen.

Zudem sollen Angebote wie Anlaufstellen gewährleistet werden, die Betroffenen und ihren Angehörigen die nötigen Informationen und Hilfestellungen zukommen lassen. Der Bundesrat solle der Wissenschaft die Mittel zur Verfügung stellen, dass «Long Covid» besser erforscht, eingeschätzt und behandelt werden kann.

(adi)

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136 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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so wie so
30.12.2020 22:33registriert Juli 2015
Ich wünsche mir mehr solche Beiträge. Man konzentriert sich zu sehr auf die Todesopfer, die von Kritikern mit einem Handwisch abgetan werden (alles alte Leute, die "eh" gestorben wären). Die Langzeitfolgen für junge Patienten werden zwar regelmässig erwähnt, aber begreiflich werden sie erst durch gezeigte Schicksale.
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aglio e olio
31.12.2020 07:47registriert Juli 2017
Und ich weiss jetzt schon wer später krakeelt, dass man den „Simulanten“ die IV verweigert.
Genau die, die sich seit Frühjahr gegen griffige Massnahmen stemmen. 🤬
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Butschina
31.12.2020 02:03registriert August 2015
Genau wegen diesen Langzeitfolgen und deren Häufung müsste die Wirtschaft umdenken. Davon sind viele Personen, die noch in der Arbeitswelt stehen, betroffen. Können diese nicht voll arbeiten entstehen Kosten und zusätzlicher Personalmangel.
Zudem wäre es wichtig den Betroffenen eine gute Nachsorge zu ermöglichen. Da das Gesundheitswesen aktuell stark belastet ist, fehlt wohl die Kapazität für eine koordinierte Nachsorge. Klar springen die Hausärzte ein, aber so an verwertbare Daten für die genauere Erforschung der Folgen zu kommen ist eher unrealistisch.
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