Endlich ist die Impfung gegen die Lungenkrankheit Covid-19 da. Wie zu erwarten war, erhalten mit dem Impfstart auch die Verschwörungstheorien erneut Auftrieb. Überall im Netz werden verschiedene Behauptungen zu Gefahr und Folgen der Impfung aufgestellt. Damit du die Fakten kennst, haben wir dir hier einige Informationen zur Corona-Impfung und zum neuen Coronavirus im Allgemeinen als Faktencheck aufbereitet:
Endlich wurde eine Corona-Impfung entwickelt, die das Ende der Pandemie bedeuten könnte. Es besteht jedoch noch sehr viel Unsicherheit gegenüber dieser neuartigen Impfung. Wir haben deshalb bei Christoph Berger, dem Präsidenten der Eidgenössischen Kommission für Impffragen, nachgefragt.
Tatsächlich wurden die Corona-Impfungen in grossangelegten Studien getestet. Hier waren über 100’000 Personen eingeschlossen. In der Geschichte der Impfungen gab es nie einen Stoff, der vor seiner Zulassung dermassen breit getestet wurde.
Falsch.
In den meisten Impfungen werden sogenannte Totimpfstoffe verwendet. Dabei wird dem Patienten ein Teil des Krankheitserregers (Bakterium oder Virus) gespritzt, der im Körper eine Immunreaktion auslöst und anschliessend vor der Krankheit schützt.
Bei der Corona-Impfung handelt es sich allerdings um einen mRNA-basierten Impfstoff. Dabei wird kein Teil des Virus gespritzt, sondern der Bauplan dafür. In der Zelle wird das Teilchen dann nachgebaut und die Reaktion so ausgelöst.
Falsch.
Es stimmt, dass solche mRNA-basierten Impfstoffe noch nie in einem solchen Ausmass angewendet wurden. Trotzdem forschen Wissenschaftler seit über zehn Jahren an der mRNA-Technologie. Zudem kommt diese bereits in anderen Bereichen wie der Krebstherapie in einer anderen Form zum Einsatz. Die Technik ist also nicht neu und unerforscht, sondern wird nun zum ersten Mal in der Entwicklung eines Impfstoffes verwendet.
Falsch.
Die mRNA-Impfung stellt der Zelle einen Bauplan für ein Virusteil zur Verfügung. Auf dieses bildet sie dann Antikörper, die dann vor dem eigentlichen Krankheitserreger schützen. Das nachgebaute Teilchen befindet sich dabei zwar in der Zelle, aber nicht im Zellkern, wo unsere DNA liegt. Daher wird die Erbinformation durch eine Impfung nicht verändert.
Falsch.
Tatsächlich können bei der Corona-Impfung Nebenwirkungen auftreten. Diese resultieren daraus, dass das Immunsystem des Körpers auf die Impfung reagiert. Wäre dies nicht der Fall, würde sie nichts bringen. Bei bis zu 10 Prozent der Studien-Probanden wurden Nebenwirkungen wie leichtes Fieber und Gelenkschmerzen festgestellt. Diese klangen aber nach spätestens zwei Tagen ab und sind damit sehr viel angenehmer als eine Covid-19-Erkrankung. Schwere oder gar lebensbedrohliche Nebenwirkungen wurden in keiner Studie festgestellt.
Falsch.
Die Krankheit Covid-19 ist relativ jung. Deshalb konnten weder die Langzeitfolgen der Krankheit selber noch jene einer Impfung untersucht werden. Die Last, welche die Krankheit im Moment verursacht, ist jedoch so gross, dass man mit einer Impfung reagieren muss, damit nicht mehr so viele Leute täglich schwer erkranken und versterben. Wenn zuerst alle Langzeitfolgen genau untersucht werden würden, wäre der Impfstoff zum Zeitpunkt seiner Zulassung kaum noch von Wert, weil sich die Situation komplett verändert hätte.
Irreführend.
Es gibt keine einzige wissenschaftliche Studie, die diese Behauptung stützen würde. Tatsächlich wurden während der Impfstudie von Pfizer sogar mehrere Frauen schwanger, wie woman.at berichtet. Trotzdem taucht das Gerücht, Impfungen würden zu Unfruchtbarkeit führen, immer wieder auf. Zu letzt zum Beispiel im Falle der HPV-Impfung. Für diese Impfung wurde die Behauptung bereits widerlegt.
Unbelegt.
In den grossangelegten Studien gehörten bis zu einem Drittel der Probanden zu einer Risikogruppe. Man hat also Daten genug, um eine Impfempfehlung auch für diese Gruppe auszusprechen. Zudem ist eine Coronaerkrankung für vorbelastete Personen ein sehr viel grösseres Risiko als eine Impfung.
Falsch.
Im schlimmsten Fall bringt die Impfung nur eine kurzfristige Entspannung der Situation. Trotzdem könnten damit die Fallzahlen massiv gedrückt werden. Die Todeszahlen würden sinken und die Spitäler stark entlastet. Und es ist keinesfalls erwiesen, dass eine Impfung nach einigen Monaten ihre Wirkung verliert. Zudem gäbe es die Option einer Auffrischimpfung.
Irreführend.
Im Moment gibt es noch keine abschliessenden wissenschaftlichen Studien dazu. Klar ist jedoch, dass die Menge der Antikörper in den Patienten nach einer Impfung höher ist als nach einer Infektion. Dies könnte durchaus ein Zeichen dafür sein, dass die Impfung längeren Schutz verspricht als eine Infektion.
Unbelegt.
Die rasche Entwicklung des Impfstoffes sowie dessen massenhafte Produktion stellt die Pharmafirmen vor enormen Aufwand. Im Moment machen diese mit der Impfung also eher ein Minus. Zudem werden diese Impfstoffe zuvor von den Ländern geprüft, bevor sie an die Bevölkerung verteilt werden.
Unbelegt.
Zur Zulassungsbehörde der Schweiz gehören Wissenschaftler, Ärzte, Apotheker und Chemiker. Diese sind direkt vom Bund angestellt und haben keine weiteren Mandate in der Privatwirtschaft. Diese fordern von den Pharmakonzernen die nötigen Unterlagen zu den Impfstoffen und weisen diese solange zurück, bis sie damit zufrieden sind. Die Behörde arbeitet also völlig unabhängig von den Pharmafirmen.
Falsch.
Der Bund bietet die Impfung an, es ist jedoch jedem selbst überlassen, ob er dieses Angebot auch nutzt. Der Bund empfiehlt besonders Risikopatienten, eine Impfung in Betracht zu ziehen, um sich vor schweren Krankheitsverläufen zu schützen und das Risiko, an Covid zu sterben, zu minimieren.
Falsch.
Nicht nur zur Corona-Impfung besteht Informationsbedarf, auch in Bezug auf die Herkunft und die Verbreitung von SARS-CoV-2 gibt es einige Missverständnisse. Deshalb hier nochmals einige Klarstellungen zu den häufigsten Behauptungen. Verwendet wurden nur Quellen nach wissenschaftlichem Standard (Peer-reviewed). Diese sind jeweils direkt im Text verlinkt.
Ein schwieriger Vergleich. Das Problem ist hier, dass Grippefälle in der Schweiz ganz anders erhoben werden als Corona-Fälle. Die Datenerhebung zur Grippe erfolgt vorwiegend über das Sentinella-Überwachungssystem, die Coronafälle werden tatsächlich gezählt. Ein Vergleich lässt sich aber mit der Übersterblichkeit der über 65 Jahre alten Bevölkerungsgruppe machen.
Hier zeigt sich eindeutig: Die Corona-Peaks sind deutlich höher als jene der starken Grippewellen. Hinzu kommt hier noch, dass im März und im November die Ausbreitung des Coronavirus durch weitreichende Massnahmen gebremst wurde. Ohne diese Massnahmen wären die Peaks noch höher ausgefallen.
Falsch.
Diese Behauptung machte gleich zu Beginn der weltweiten Pandemie die Runde. Viele Wissenschaftler bestätigten jedoch bereits im März, dass es keine Anzeichen dafür gäbe, dass es sich bei SARS-CoV-2 um ein künstlich gezüchtetes Virus handelt. Denn solche künstlichen Viren werden aus bereits bestehendem Genmaterial gefertigt. Trotz genauer Untersuchung konnten keine solchen künstlichen Gensequenzen im neuen Coronavirus gefunden werden. Vielmehr gehen Wissenschaftler davon aus, dass das Virus von Fledermäusen über einen möglichen weiteren tierischen Wirt auf den Menschen übertragen wurde – wie bisher alle Coronaviren.
Falsch.
Wie bereits oben erklärt, wurde das Coronavirus nicht «erfunden» oder «gezüchtet». Ausserdem stellen sich zwei Fragen: Wie würde eine solche Verschwörung geheim gehalten und wem würde sie nützen? Zur Geheimhaltung müssten Millionen von Beamten, Wissenschaftlern, Ärzten und weitere Medizinpersonen involviert sein und schweigen. Mathematisch gesehen ein Ding der Unmöglichkeit. Zudem bleibt die Frage, wer von solchen Massnahmen profitieren würde. Die Staaten, die diese Massnahmen ja verhängen, gehören nicht zu den Profiteuren. So hat die «NZZ» im November errechnet, dass die Pandemie die Schweiz 138 Milliarden Franken kosten wird.
Unbelegt.
Es stimmt, dass theoretisch auch Personen in der Corona-Todesfallstatistik auftauchen können, die nicht an, sondern mit Corona verstorben sind. Das Problem ist dabei, dass Corona-Tote oft mehrere Vorerkrankungen hatten. So ist es im Individualfall schwierig zu sagen, wer an einer Vorerkrankung und wer an Corona starb. Umgekehrt hätten wohl viele Patienten ihre Vorerkrankungen überlebt, wenn sie nicht auch noch an Covid-19 erkrankt wären.
Können wir der Todesfallstatistik in der Schweiz also vertrauen? Grundsätzlich gehen Experten davon aus, dass mehr Covid-Tote verpasst werden, weil sie nie auf das Coronavirus getestet wurden, als dass sie fälschlicherweise in der Statistik landen. Belegbare Daten gibt es dafür aber nicht. Wirklich aussagekräftig ist deshalb nur die Übersterblichkeit. Diese ist nun, seit die Corona-Pandemie die Schweiz erreicht hat, sehr viel höher als in den Jahren davor (siehe Grafik oben).
Irreführend.
Immer wieder werden die psychischen Schäden der Corona-Pandemie diskutiert. Tatsächlich stellen Wissenschaftler für die Zeit während der Pandemie eine erhöhte Gefahr für die psychische Gesundheit der Menschen fest. In einem Bericht des Bundesamtes für Gesundheit bestätigen Forscher dies auch für die Schweiz. So haben Schweizer zwar häufiger Suizidgedanken, wie stark sich diese aber auf die tatsächliche Suizidrate auswirkt, ist noch unbekannt.
Seit März gab es aber über 6000 Corona-Todesfälle in der Schweiz. Im ganzen Jahr 2018 gab es in der Schweiz etwa 1000 Suizide. Die Anzahl der Selbstmorde hätte sich also versechsfachen müssen. Ein solcher Anstieg wäre in der Statistik stark aufgefallen.
Falsch.
Mittlerweile gibt es unterschiedliche Corona-Tests. Der wohl bekannteste ist der PCR-Test. Dieser gilt in der Forschung als der Gold-Standard, weil er eine Corona-Infektion am genauesten nachweisen kann. Diese gelten also als sehr sicher. Dann kommen die Schnelltests. Hier ist nicht das Problem, dass sie weniger genau sind, sondern dass sie oft zum falschen Zeitpunkt eingesetzt werden. So fand eine Studie zu drei unterschiedlichen Schnelltests heraus, dass diese erst etwa zehn Tage nach Einsetzen der Symptome eine Genauigkeit von 95 bis 100 Prozent erreichen. Davor ist sie jedoch sehr viel tiefer.
Weitere Studien bestätigen ebenfalls, dass solche Schnelltests bei infektiösen Patienten gut anschlagen. Sie seien ausreichend genau, «um übliche Viruslasten während der ersten Woche mit Krankheitssymptomen zu erkennen», schreibt die Forschungsgruppe des deutschen Virologen Christian Drosten in ihrer Studie. Ein negatives Testresultat bedeutet jedoch nicht, dass man kein Corona hat, sondern, dass man zum Zeitpunkt des Tests zumindest keine ansteckende Virenlast in sich trug.
Schliesslich gibt es auch noch die Antikörper-Tests. Diese werden benutzt, um nachzuweisen, ob sich jemand in der Vergangenheit bereits mit dem neuen Coronavirus infiziert hat. Hier variiert die Genauigkeit der Tests. Liegt eine Infektion bereits mehrere Wochen zurück, wird es immer wahrscheinlicher, dass der Test nicht anschlägt.
Irreführend.
Tatsächlich wird der Begriff Coronavirus bereits seit den 60er-Jahren für eine bestimmte Virenart verwendet. So sind Coronaviren zum Beispiel auch die Ursache für SARS- und MERS-Erkrankungen. Das neue Coronavirus (SARS-CoV-2) hingegen ist eine neue Art in der Familie der Coronaviren, die irgendwann Ende 2019 vom Tier auf den Menschen sprang.
Falsch.
Viele Leute behaupten, sie hätten beim Tragen von Masken Mühe mit dem Atmen. Deshalb haben sich nun mehrere Studien mit dem Thema befasst. Das Resultat? Sogar bei älteren Menschen konnte keine Auswirkung der Masken auf die Sauerstoff-Sättigung im Blut nachgewiesen werden. Auch bei Sportlern konnte keine Leistungsminderung durch das Tragen von Masken gemessen werden.
Falsch.
Wissenschaftler widersprechen sich häufig. Dieser Diskurs ist nun mal die Methode, wie wissenschaftliche Fakten erarbeitet werden. So sind sich Wissenschaftler zum Beispiel uneins, ob Kinder Treiber der Pandemie sind oder bei der Verbreitung des Virus kaum eine Rolle spielen. Dafür untersuchen sie unterschiedliche Aspekte zu diesem Thema um dann eine differenzierte Antwort auf die Frage zu finden. Genau so verhält es sich in unzählbaren Bereichen der Corona-Forschung. Der Konsens jedoch, dass die weltweite Verbreitung von SARS-CoV-2 und damit der Lungenkrankheit Covid-19 eine Gefahr für die Menschen darstellt, ist in Wissenschaftskreisen relativ gross.
Irreführend.
Schöne Festtage.