Schweiz
Coronavirus

Schweiz spendete 4 Millionen Impfdosen – geliefert wurden sie noch nicht

epa09398943 Personnel unload the vaccines donated by Spain from a plane after the agreement with the Covax mechanism, the World Health Organization (WHO) and the British pharmaceutical company, in Gua ...
Personal behändigt in Guatemala City Impfstoff, der von Spanien via Covax gespendet wurde. Die Schweizer Spende ist noch nicht angekommen.Bild: keystone

Die Schweiz spendete 4 Millionen Impfdosen – geliefert wurden sie bisher nicht

Die Schweiz trägt im Vergleich mit anderen Staaten viel bei zur globalen Bekämpfung der Pandemie. Bei der Weitergabe des Impfstoff harzt es aber.
14.08.2021, 22:53
pascal ritter / ch media
Mehr «Schweiz»

Ende Juni beschloss der Bundesrat, vier Millionen Dosen des in der Schweiz nicht zugelassenen Corona-Impfstoffes von Astra-Zeneca an Covax zu übergeben. Diese Initiative will für einen weltweit gleichmässigen und gerechten Zugang zur Coronaimpfung sorgen und braucht den Stoff dringend, denn sie ist mit ihrem Ziel, bis Ende Jahr zwei Milliarden Impfungen zu ermöglichen, massiv im Verzug.

>>> Coronavirus: Alle News im Liveticker.

Die globale Impfungleichheit ist enorm. Während in der Schweiz mittlerweile 55 Prozent der Einwohner mindestens einmal geimpft sind, sind es zum Beispiel in Nigeria noch nicht einmal zwei Prozent.

Übrigens: 23 Gründe, wieso watsons sich impfen lassen haben

Video: watson/Emily Engkent

Die 4 Millionen Impfdosen kamen noch nicht an

Kurz vor der Ankündigung der Schweizer Spende rief Covax Geberländer dazu auf, möglichst noch im dritten Quartal Impfstoff weiterzugeben, damit nicht erst spät im Jahr und gleichzeitig eine grosse und logistisch schwierig zu bewältigende Menge in den Empfängerländern ankommt. Ob die vier Millionen Schweizer Astra-Zeneca-Dosen rechtzeitig ankommen, ist offen. Eineinhalb Monate nach dem Bundesratsentscheid ist der Impfstoff noch nicht in einem Empfängerland angekommen. Das liegt an langsamer Bürokratie und an Produktionsengpässen.

Die Schweiz hat den Impfstoff, den sie verschenkt, gar nie erhalten. Die Schweizer Astra-Zeneca-Dosen waren Teil einer Bestellung der Europäischen Union über 400 Millionen Dosen. Davon waren für die Schweiz 5,4 Millionen vorgesehen. Schweden hatte sich dazu verpflichtet, den Impfstoff an die Eidgenossenschaft weiterzugeben.

Bevor nun der Schweizer Impfstoff Covax zugewiesen werden kann, braucht es eine zusätzliche Vereinbarung, wie es beim Bundesamt für Gesundheit heisst. «Bei der Abwicklung der Weitergabe sind mehrere Akteure involviert, entsprechend aufwendig ist dieser Prozess», sagt eine Sprecherin. Sie sagt auch: «Es werden aktuell keine Astra-Zeneca-Impfdosen durch die Schweiz blockiert oder physisch im Land gelagert.»

Richard Bergström ist der Impfstoffkoordinator der schwedischen Regierung. Er sagt:

«Ich kann bestätigen, dass der Prozess zur Übergabe der Schweizer Astra-Zeneca-Dosen an Covax im Gange ist.»

Es handle sich nur noch um Formalitäten. Wann genau, der Impfstoff aber bei den Empfängern ankommt, kann auch er nicht sagen.

Schweden selbst spendet drei Millionen Astra-Zeneca-Dosen an Covax. Bergström sagt: «Es dauerte acht Wochen, bis die ersten Dosen in Afghanistan ankamen.» Die Lieferung hänge auch von der Produktionskapazität bei Astra-Zeneca ab, die beschränkt sei. Die Nachfrage ist momentan gross. Eine Sprecherin von Astra-Zeneca versichert, dass die Auslieferung «zeitnah nach der Finalisierung aller nötigen Formalitäten» erfolge.

Schweiz ist im Vergleich spendabel

Die Impfspende ist nicht der einzige Weg, auf dem sich die Schweiz an globalen Bekämpfung der Pandemie einsetzt. Sie beteiligt sich unter anderem mit rund 370 Millionen Franken an der «Access to COVID-19 Tools Accelerator»-Initiative (ACT), die von der Weltgesundheitsorganisation und anderen gestartet wurde. Gemessen an der Bevölkerung ist die Schweiz dort nach Norwegen die zweitgrösste Spenderin.

Bild

Pro Einwohner gehen 43 Franken an die Initiative, die sich nicht nur das Impfprogramm Covax, sondern auch für den Zugang zu Tests und Behandlungen engagiert. Nimmt man das Bruttoinlandprodukt als Massstab, liegt die Schweiz mit 0,6 Promille auf dem sechsten Platz.

Insgesamt sprach die Eidgenossenschaft in den Jahren 2020 und 2021 einen Betrag von 700 Millionen für die globale Coronahilfe.

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
BAG verteilt Torte zur Feier des Impffortschritts
1 / 11
BAG verteilt Torte zur Feier des Impffortschritts
Sicht auf ein Plakat des BAG, am Montag, 19. Juli 2021, auf dem Bundesplatz in Bern. Das BAG informiert, dass die Impfkampagne voranschreite, zudem können sich Personen spontan gegen Covid-19 impfen lassen.
quelle: keystone / peter schneider
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Warum die Covid-19 Impfung nicht unfruchtbar macht – in 2 Punkten
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
Hast du technische Probleme?
Wir sind nur eine E-Mail entfernt. Schreib uns dein Problem einfach auf support@watson.ch und wir melden uns schnellstmöglich bei dir.
15 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Rethinking
15.08.2021 07:58registriert Oktober 2018
Wir Schweizer haben den Luxus Impfverweigerer zu sein…

Andere wären froh sie könnten sich impfen…

Krank…
3610
Melden
Zum Kommentar
avatar
Kaleidoskop
14.08.2021 23:33registriert November 2020
Schon toll, wenn man Impfstoff spenden kann, den man gar nicht physisch zur Hand hat. Und der Rest ist wieder mal typisch Bürokratie.
3614
Melden
Zum Kommentar
avatar
Pat the Rat (das Original)
15.08.2021 00:44registriert Februar 2017
Und wieso kauft man nicht auch noch ein paar Millionen Pfizer und Moderna Impfstoffe um sie zu spenden?
Das Geld dazu hätten wir allemal.
2420
Melden
Zum Kommentar
15
Jüdischer Jugendlicher körperlich angegriffen – Mann bei Synagoge festgenommen

Bei der Synagoge in Zürich Wiedikon ist am Donnerstagmorgen ein 14-jähriger jüdischer Jugendlicher geschlagen und leicht verletzt worden. Die Stadtpolizei konnte einen Verdächtigen aufhalten, der eine Stichwaffe bei sich hatte.

Zur Story