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Coronavirus

Schulen als neue Corona-Hotspots? So reagieren die Kantone

Kinder mit Atemschutzmasken im Unterricht im Schulhaus Fluntern, aufgenommen am Montag, 25. Januar 2021 in Zuerich. Schuelerinnen und Schuelern ab der 4. Klasse muessen Masken tragen um die Ausbreitun ...
Zürich und Bern wollen nur situativ an Schulen testen.Bild: keystone

Schulen als neue Corona-Hotspots? Jetzt reagieren erste Kantone

In Arosa verbreitete sich das Coronavirus vor allem im schulischen Umfeld. Der Kanton Graubünden will nun ab Mitte Februar jede Woche ganze Schulen durchtesten. In anderen Kantonen ist man zurückhaltender.
02.02.2021, 15:1409.03.2021, 10:28
Vanessa Hann
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Am Wochenende führte die Gemeinde Arosa (GR) einen Corona-Flächentest in der Bevölkerung durch. Während zwei Tagen konnten sich alle Einwohnenden und Gäste in Arosa testen lassen. Am Sonntag teilte der Kanton Graubünden mit: Die meisten Ansteckungen sind auf das schulische Umfeld zurückzuführen, insbesondere auf Schülerinnen und Schüler, deren Eltern und Lehrpersonen.

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Jede Woche wird getestet

In Zukunft sollen im Kanton Graubünden neben den Flächentests wie in Arosa auch spezifische «Schultestungen» stattfinden – und das in regelmässigem Abständen. «Ab Mitte Februar wollen wir im Kanton damit beginnen, wöchentliche Tests an Schulen durchzuführen», sagt Daniel Camenisch von der Bündner Kommunikationsstelle. Seit Montag seien solche Tests schon in Betrieben möglich.

Die Teilnahme sei freiwillig. Bei Kindern müssten die Eltern zu den Tests einwilligen, sagt Camenisch. «Ziel ist, dass wir mit dieser Strategie auch asymptomatische Träger herausfischen können.»

Mittels Speichelproben sollen ganze Schulen auf das Coronavirus getestet werden. «Es gibt Klassenpools, bei denen mehrere Proben gemeinsam ausgewertet werden», so Camenisch. Das Gemisch werde dann einem PCR-Test unterzogen. Mehr könne er zur Detailplanung noch nicht sagen, weil diese zurzeit ausgearbeitet würde.

«Kein anderer Kanton testet zurzeit so viel wie Graubünden», sagt der Bündner Pressesprecher. Der Bergkanton gilt als Vorreiter der Massentests. In anderen Kantonen wählt man eine verhaltenere Teststrategie.

Zürich will keine «Screenings»

Im Kanton Zürich werde situativ getestet, teilt Beat Lauper von Gesundheitsdirektion mit. Bei positiven Fällen oder Verdacht auf Corona würde gleich die ganze Klasse in Quarantäne geschickt. Letzte Woche hat man etwa in Volketswil 24 Klassen durchgetestet, worauf neun zuhause bleiben mussten, wie die «NZZ» schrieb. «Aktuell sind im Zusammenhang mit Schulen oder Kindergärten rund 2400 Personen in Quarantäne», sagt Lauper.

Allgemeine Massentests, sogenannte Screenings wie in Graubünden, seien an den Zürcher Schulen jedoch vorerst nicht vorgesehen, sagt Myriam Ziegler von der Bildungsdirektion. Sie würden nur auf Anordnung des Contact Tracings oder des schulärztlichen Dienstes durchgeführt.

Hier einen Überblick:

Etwa ähnlich handhabt es der Kanton Bern. Auch hier seien das Contact Tracing oder das Ausbruchsmanagement massgebend, um ein Massentest an Schulen durchzuführen. Das sagt der Kommunikationschef der Gesundheitsdirektion Bern, Gundekar Giebel.

«Wir führen flächendeckend Tests durch, wenn ein positiver Fall bekannt wird, ein Verdachtsfall besteht oder man ein Gesamtbild der Region will», sagt Giebel.

Bern hat Test-LKW

Dabei arbeite man eng mit den Schulen zusammen. «Wir versuchen, bei positiven Tests die kleinstmögliche Anzahl Personen in Isolation und Quarantäne zu setzen. Wir zögern aber nicht, die Massnahmen auszudehnen, wenn es nötig ist.» Seit Montag hat der Kanton Bern ausserdem einen Test-LKW, der bei Bedarf auch auf dem Schulplatz vorfährt.

Basel testet wöchentlich in Heimen

In Basel-Stadt zieht man derweil in Betracht, in Schulen regelmässig Corona-Tests durchzuführen. So werde es jetzt schon in Alters- und Pflegeheimen gehandhabt, wo Mitarbeitende sich wöchentlich auf Corona testen lassen könnten, heisst es vom Gesundheitsdepartement. An Schulen sei das aber vorerst aufgrund der epidemiologischen Situation nicht nötig.

Virologin rät zu mehr Testen an Schulen

Die Genfer Virologin Isabella Eckerle indes, rät zu Antigen-Schnelltests an Schulen. «Warum haben wir inzwischen nicht an jeder Schule eine Person, die sofort vor Ort ganze Klassen testen kann?», schreibt sie auf Twitter. Für Eckerle wären die Schnelltests eine Möglichkeit, um zu verhindern, dass die Schulen erneut schliessen müssen.

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quelle: keystone / urs flueeler
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143 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Michele80
02.02.2021 15:44registriert April 2019
Wenn man von 24 getesteten Klassen 9 in Quarantäne schicken muss, dann sind das etwa 37%. Da würde ich als kantonale Bildungsdirektion nochmals ganz scharf nachdenken, ob vlt nicht doch eine Anpassung der Vorgehensweise angebracht wäre...
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mycredo
02.02.2021 15:30registriert Mai 2014
Was Herr Lauper über Zürich sagt, ist nicht die ganze Wahrheit: Das gilt nur, wenn keine Masken getragen werden. In einem mir bekannten Fall (Schüler tragen Masken), wurde trotz einem positiv mit dem englischen Mutantenvirus (!) getesteten Schüler niemand in Quarantäne gesetzt. Da wird das Problem komplett unterschätzt.
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Oshikuru
02.02.2021 15:58registriert Juni 2016
So naiv wie ich war, dachte ich in Altersheimen würden schon lange viel getestet. Tja... Man stellt sich das mal vor. Die Mitarbeitende sind zum Teil in vollem ÖV unterwegs, haben Kinder in der Schule oder einen Mann auf dem Bau. Und täglich sind sie in Kontakt mit duzenden Risikopatienten. Eigentlich hätte schon sehr viel früher viel mehr getestet werden sollen. Vor allem an Orten mit vielen Risikopatienten. Mich würde wunder nehmen, was da genau die Argumente dagegen sind/waren. Kosten können es nicht sein. Dann die vielen Toten stehen weder moralisch noch finanziell in keinem Verhältnis.
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