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Verpasster Impf-Start und Chaos an den Schulen – das schreibt die Sonntagspresse

Verpasster Impf-Start und Chaos an den Schulen – das schreibt die Sonntagspresse

Die längere Durststrecke für ungeimpfte Personen in der Corona-Pandemie, die rasche Verbreitung der Omikron-Variante und die Probleme mit der Infektions-Welle an den Schulen: Das und mehr findet sich in den Sonntagszeitungen.
12.12.2021, 08:0912.12.2021, 08:30
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Für Ungeimpfte kommen unfreie Zeiten

Ungeimpfte Personen müssen nach Ansicht von Bundespräsident Guy Parmelin damit rechnen, dass ihre Freiheiten für lange Zeit beschnitten werden. Die Entwicklung der Pandemie könnte es nötig machen, dass 2-G in der Freizeit länger in Kraft bleibe.

Bundespraesident Guy Parmelin zieht eine Maske an, waehrend einer Medienkonferenz des Bundesrates zur aktuellen Situation im Zusammenhang mit dem Coronavirus, am Dienstag, 30. November 2021, in Bern.  ...
Bundesrat Guy Parmelin.Bild: keystone

Das obligatorische 2-G, das der Bundesrat in den letzten Tagen als Option in Aussicht gestellt hat, sei für nicht geimpfte Personen sehr einschneidend. Der Bundesrat wolle von den Kantonen, den politischen Kommissionen und den Sozialpartnern in der Vernehmlassung nun wissen, was sie davon hielten. Wenn sich die Situation schweizweit weiter verschärfe, könnten die Behörden sofort handeln, sagte Parmelin in einem Interview mit der «SonntagsZeitung».

Einen Lockdown wolle der Bundesrat wenn immer möglich verhindern. Das gelte auch für einen teilweisen Lockdown. Um die aktuelle Corona-Welle zu brechen, seien Impfungen und Booster wichtig. Wer sich partout nicht impfen lassen wolle, werde sich anstecken. Einmal mehr betonte Parmelin, dass die Schweiz keine Impfpflicht wolle.

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Lévy hat kein Verständnis mit den Ungeimpften

Die neue Corona-Variante Omikron bereitet dem Bundesamt für Gesundheit (BAG) grosse Sorgen. Es sei nun wichtig, die Delta-Welle möglichst rasch zu brechen, sagte BAG-Direktorin Anne Lévy in einem Interview mit dem «SonntagsBlick».

Anne Levy, Direktorin des BAG spricht an einem Point de Presse zur Covid 19 Pandemie, am Mittwoch, 24. Maerz 2021, in Bern. (KEYSTONE/Peter Schneider)
BAG-Chefin Anne Lévy.Bild: keystone

Omikron könnte spätestens Anfang Jahr dominieren. Es brauche daher Platz in den Spitälern. Die Schweiz müsse bereit sein für die Omikron-Welle. Lévy begrüsste daher eine flächendeckende 2-G-Regelung, wie sie der Bundesrat am Freitag in die Vernehmlassung geschickt hat.

Angesichts steigender Fallzahlen komme die Schweiz nicht um diese Massnahme herum. Die 2-G-Regel biete geimpften und genesenen Personen ein Stück weit Sicherheit. Für Ungeimpfte hat Lévy kein Verständnis. Denn:

«Wären 95 Prozent der Bevölkerung, die sich impfen lassen können, geimpft, dann hätten wir nur noch wenige Hospitalisationen.»

Reisebranche kritisiert den Bundesrat

Die verschärften Einreisebestimmungen bei Auslandflügen können laut «SonntagsZeitung» in Corona-Zeiten zu Problemen führen. Neu müssen alle Passagiere eines Fluges einen negativen PCR-Test vorweisen.

A family waits to travel to the United States of America at Pearson International Airport during the COVID-19 pandemic in Toronto, Friday, Dec. 3, 2021. New travel testing and restrictions have been p ...
Das Reisen wurde komplizierter (Bild aufgenommen am Pearson International Airport in Toronto, Dezember 2021).Bild: keystone

Doch der kann bei genesenen Personen nach der Erkrankung noch Wochen positiv ausfallen. Sie riskieren, im Ausland festzusitzen.

Franco Muff, Ombudsmann der Reisebranche, kritisiert das neue Regime des Bundes scharf. Viele Reisende seien verunsichert. Fluggesellschaften verweigern ihrerseits laut «SonntagsBlick» vermehrt das Boarding. Es gibt immer öfter Probleme beim Check-in.

Die Reisebestimmungen ändern wegen der Corona-Pandemie fast täglich. Jedes Land hat seine eigenen Regeln. Oft verweigern die Airlines das Boarding, weil noch ein Dokument fehlt. Aus rechtlicher Sicht ist das legitim.

Kinderimpfungen erst ab Januar

Anders als in Deutschland und Österreich ist die Schweiz erst im Januar bereit, Kinder ab fünf Jahren gegen das Coronavirus impfen zu lassen. Das bestätigten mehrere Quellen der «NZZ am Sonntag».

FILE - Six-year-old Eric Aviles receives the Pfizer COVID-19 vaccine from pharmacist Sylvia Uong at a pediatric vaccine clinic for children ages 5 to 11 set up at Willard Intermediate School in Santa  ...
Ein 6-jähriger Kalifornier erhält die Impfung, November 2021.Bild: keystone

Dies, obwohl die Schulen gerade von einer Infektions-Welle überrollt wird und die Heilmittelbehörde Swissmedic am Freitag den Impfstoff von Pfizer/BionTech für Kinder von fünf bis elf Jahren zugelassen hat.

Die Impfungen der Kinder bis 12 Jahren werden laut Silvia Steiner, Präsidentin der Konferenz der Erziehungsdirektoren, nicht an den Schulen vorgenommen.

Der Entscheid über die Impfung sei Sache der Eltern. Der Infektiologe Ulrich Heininger vom Kinderspital Basel schlägt vor, Impfzentren zeitweise Kinderärzten zu überlassen.

Kinder verpassen wegen fehlender Noten den Anschluss

Was eigentlich als Unterstützung für Kinder und Jugendliche gedacht war, führt nun zu Problemen. Wenn die Schülerinnen und Schüler nicht mitkommen, werden ihre Lernziele in einzelnen Fächern nach unten angepasst. Dafür erhalten sie keine Noten mehr im Zeugnis.

Klassenlehrerin Amanda Zuercher spricht mit den Kinder mit Atemschutzmasken im Unterricht im Schulhaus Fluntern, aufgenommen am Montag, 25. Januar 2021 in Zuerich. Schuelerinnen und Schuelern ab der 4 ...
Eine Schulklasse im Kanton Zürich, Januar 2021.Bild: keystone

Aktuell sind davon 45'000 Schülerinnen und Schüler betroffen – Tendenz leicht steigend, wie die «NZZ am Sonntag» berichtet. Nun aber zeigt sich, dass dies massive Konsequenzen auf den weiteren Berufsweg haben kann. Das verpasste Lehrprogramm kumuliere sich. Die Defizite und fehlenden Noten behinderten die Berufswahl.

Sie könnten die Lehrstellensuche erschweren, sagte Nicole Meier vom Schweizerischen Arbeitgeberverband. Besonders stark betroffen seien Ausländerkinder.

Schulpräsidenten bekommen den Zorn ab

Ausbrüche des Coronavirus haben in den vergangenen Wochen Hunderte Klassen lahmgelegt. Gleichzeitig widersetzen sich Massnahmengegner der Masken- und Testpflicht. Den Zorn der Eltern bekommen oft die Schulpräsidentinnen und -präsidenten ab, sagte Corinne Thomet-Bürki, Geschäftsführerin des Verbandes der Zürcher Schulpräsidien, der «SonntagsZeitung».

Oft würden die Eltern völlig respektlos mit den Amtspersonen umgehen. Die Schulverantwortlichen setzten alles daran, einen ordentlichen Betrieb aufrecht zu erhalten und gleichzeitig die Kinder und ihr Umfeld vor einer Ansteckung mit Coronaviren zu schützen. Dazu gehörten auch die Maskentragpflicht und regelmässige Spucktests. Damit würden die Verordnungen des Kantons umgesetzt.

Swissmedic verurteilt Schnelltest-Verkäufer

Die Heilmittelbehörde Swissmedic hat in den letzten Monaten mehrere Händler von Selbsttests verurteilt. Das zeigen Strafentscheide, die der «SonntagsZeitung» vorliegen.

Ein Mitarbeiter zeigt das Resultat eines HIV-Schnelltest, in einer gestellten Szene, im Checkpoint Zuerich, einem Gesundheitszentren fuer HIV und andere sexuell uebertragbare Infektionen, am Mittwoch, ...
Nicht alle schnelltest genügen den Ansprüchen Swissmedics.Bild: keystone

So habe etwa die Herisauer Firma Qnius, die sich nun in Liquidation befinde, bereits im Sommer 2020 Selbsttests verkauft, die dafür nicht zugelassen gewesen seien. Laut Schweizer Gesetz ist die Abgabe von Medizinprodukten für die In-vitro-Diagnostik wie zum Beispiel Covid-Tests direkt an Laien verboten.

Qnius verkaufte zwischen Sommer 2020 und März 2021 mindestens 8800 Tests an Private und machte damit Einnahmen von über 230'000 Franken. Bereits im September 2020 untersagte Swissmedic der Appenzeller Firma mit einer Verfügung den Verkauf dieser Produkte.

(jaw/sda)

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59 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Phrosch
12.12.2021 09:00registriert Dezember 2015
Eltern wollen das Beste für ihre Kinder. Sie wollen sicher, dass die Kinder zur Schule gehen können, und sie wollen sicher auch, dass ihre Kinder nicht krank werden. Wie kann man da gegen Tests und Masken sein? Beides tut nicht weh, lässt sich schon kleinen Kindern erklären, und es hilft klar dabei, alle zu schützen, auch wenn der Schutz nicht absolut ist. Was ist falsch bei solchen Eltern? Ganz abgesehen davon, dass aggressiv miteinander umgehen einfach gar nicht geht.
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Phteven Phtiz
12.12.2021 09:25registriert Oktober 2016
Ich habe überhaupt kein Verständnis für schwurbelnde Masken- und Testverweigerer-Eltern. Gerade jetzt, wo so viele Schulen von Fällen überrollt werden, sollte man meinen, seine Kinder schützen zu wollen. So schadet man ihnen aber doppelt:

Die Kinder, die weder testen, noch eine Maske tragen „dürfen“, wurden bei mir regelmässig von den Mitschüler*innen kategorisch ausgeschlossen und verloren somit nicht nur schulisch, sondern auch sozial, den Anschluss. Noch schlimmer, wenn sie dann von der Schule genommen werden.

Warum auch immer man das als Eltern partout nicht verstehen kann.
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dieBied
12.12.2021 08:32registriert Mai 2017
"Den Zorn der Eltern bekommen oft die Schulpräsidentinnen und -präsidenten ab". Dem ist bestimmt so. Momentan bekommen aber absolut alle, die an oder mit einer Schule arbeiten diesen Zorn ab. Die Schulen müssen in der aktuellen Situation noch mehr aushalten als sonst schon.
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