So viele tödlich giftige Pilze wurden 2022 gesammelt
Die Herbstzeit hat viele schöne Seiten zu bieten. Sei es die fröhlichen Farben im Wald, die schönen warmen Herbstkleider, die wieder getragen werden können oder das köstliche Herbstessen, welches auf dem Teller landet. Bei Letzterem wird mit einer Zutat wieder besonders häufig gekocht. Sie gehören nicht zur Gattung Tiere, sind aber auch keine Pflanzen: Pilze – oder wie einige Forschende behaupten: das Internet der Wälder.
Das Wood Wide Web beschreibt das unter dem Waldboden gewaltig grosse Pilzgefecht. Die Wurzeln der Bäume sind damit verbunden und zusammen bilden sie ein Netzwerk. Über diese Pilzfäden werden Stoffe von Baum zu Baum transportiert und Informationen ausgetauscht.
Pilze haben nicht nur ein komplexes, eigenes Kommunikationssystem, sie haben auch einige Gemeinsamkeiten mit Mensch und Tier. So müssen sie genau wie wir beim Essen fremde Biomasse zu sich nehmen und können nicht wie Pflanzen Energie aus Sonnenlicht gewinnen.
So faszinierend Pilze sind, so beliebt sind sie auch in der Küche. Jährlich werden in der Schweiz tausende Pilze gesammelt und gegessen.
Pilzsaison 2023
Mit dem Herbst hat auch die Pilzsaison gestartet. Die Pilzsaison in diesem Jahr fällt im Gegensatz zum Vorjahr eher rar aus. So beschreibt Marionna Schlatter, von der Vereinigung amtlicher Pilzkontrollorgane der Schweiz, auf Anfrage die Saison folgendermassen:
So viele Pilze wurden 2022 gesammelt
Im Gegensatz zu diesem Jahr war 2022 ein Pilz-Rekordjahr. Es gab besonders viele Pilzkontrollen und die gesammelte Pilzmenge erreichte fast die Menge des Ausnahmejahres von 2019. Ausserdem wurden 2022 so viele tödlich giftige Pilze wie noch nie in die Pilzkontrolle gebracht.
In der Schweiz existieren gesamthaft 289 Pilzkontrollstellen. Die VAPKO hat im Jahr 2022 exakt 27'812 Pilzkontrollen durchgeführt und 39'354 Kilogramm Pilze kontrolliert. Das entspricht nicht der Gesamtmenge der gesammelten Pilze in der Schweiz, sondern nur der Menge, die in einer Pilzkontrollstelle begutachtet wurde.
2022 kontrollierte Pilze in Kilogramm
Von den 39'354 Kilogramm kontrollierten Pilzen, waren 33'189 Kilogramm essbar, 5308 Kilogramm waren ungeniessbar, 802 Kilogramm giftig und 54 Kilogramm sogar tödlich giftig.
Pilzverwechslungen
In der Schweiz sind mehr als 5000 Pilzarten bekannt. Die Verwechslungsgefahr ist also gross. Laut Marionna Schlatter von der VAPKO, kommt es häufig zu Pilzverwechslungen:
Unterschiede zwischen Steinpilz und Gallenröhrling
Tatsächlich ist die Verwechslungsgefahr bei Steinpilzen und Gallenröhrlingen sehr hoch, da sie sich optisch sehr ähneln. Glücklicherweise ist der Gallenröhrling nicht giftig, sondern einfach in seinem Geschmack sehr bitter und ungeniessbar. Trotzdem ist eine Verwechslung keine schöne Überraschung und eine Pilzkontrolle beim Profi ist immer empfehlenswert.
Unterscheiden lassen sich die beiden Pilze an der Unterseite des Schirmes, die beim Steinpilz leicht grünlich und beim Gallenröhrling leicht rosa verfärbt ist. Auch der Geruch kann ein wichtiges Indiz dafür sein, um den richtigen Pilz zu pflücken. Der Gallenröhrling hat im Gegensatz zum Steinpilz einen unangenehmen Geruch.
Pilzunfälle
Laut Untersuchungen passieren dann viele Pilzvergiftungen, wenn auch viele Pilze wachsen. So ist es keine Überraschung, dass die Beratungsstelle Tox Info Suisse 2022 nach 2019 am meisten Beratungen, in denen eine Pilzvergiftung vorlag oder vermutet wurde, hatte. 2022 wurden mehr als 900 Beratungen zu Pilzvergiftungen durchgeführt.
Anzahl Beratungen zu Pilzvergiftungen
Die meisten Pilzvergiftungen passieren beim Pilze sammeln durch Verwechslung mit essbaren Pilzen. Solche Pilzvergiftungen kommen besonders in der Pilzsaison zwischen September und Oktober vor. Während dem ganzen Jahr ereignen sich hingegen immer wieder Vergiftungen mit halluzinogenen Pilzen. Die Anzahl der Pilzvergiftungen hat im Jahr 2022 gegenüber dem Vorjahr um 25 Prozent zugenommen. Die Zunahme ist auf das erfolgreiche Pilzjahr zurückzuführen.
Wann und wo Pilze gesammelt werden dürfen
In der Schweiz sind die Pilzsammelbestimmungen je nach Kanton unterschiedlich. Daher sollte man sich vor dem Pilze sammeln informieren, welche Vorschriften im jeweiligen Kanton gelten. In vielen Kantonen dürfen bis zu zwei Kilogramm Pilze pro Person gesammelt werden. Einige Kantone haben zudem eine Schonzeit definiert, in welcher keine Pilze gesammelt werden dürfen.
Pilzsammelbestimmung nach Kanton
Grundsätzlich sollten nur ausgewachsene Pilze gepflückt werden. Kleine und alte Pilze sollten besser in Ruhe gelassen werden. Diese sorgen für das Weiterbestehen der Sorte.
Pilze haben es gerne feucht und warm. So findet man sie oft auf moosigen Böden, in Laub- und Nadelwäldern. Eine Garantie für optimale Pilzplätze gibt es aber nicht. Auch Experten werden immer wieder überrascht, an welchen Orten Pilze wachsen und an welchen nicht. Denn Pilze wachsen an und für sich überall.
Die Kontrolle beim Profi ist deshalb so wichtig, weil auch in regionalen Wäldern hochgiftige bis tödliche Pilze wachsen. In der Schweiz gelten ungefähr 200 Pilzarten als giftig. Beispielsweise wird der hochgiftige weisse Knollenblätterpilz gerne mit Champignons verwechselt. Die Schweiz hat glücklicherweise viele Pilzkontrollstellen, wie die Karte zeigt. Auf der Webseite von der VAPKO sind alle Adressen zu finden.
So viele Pilze werden in der Schweiz gezüchtet
Pilze werden nicht nur in der Natur gepflückt, sondern werden auch in grossen Mengen gezüchtet. Die häufigste Pilzart, die verkauft und gezüchtet wird, sind Champignons. Edelpilze wie Shiitake, Austernpilze, Grifola, Kräuterseitling, Shimeji, Pioppino, Nameko, Pom-Pom und Enoki sind weitere Zuchtpilze. 2022 wurden über 7000 Tonnen Champignons in der Schweiz gezüchtet. Über 4000 Tonnen wurden aus dem Ausland importiert.
Entwicklung Champignons
2022 wurden rund 473 Tonnen Edelpilze in der Schweiz gezüchtet. 468 Tonnen stammten aus dem Ausland. Insgesamt wurden im letzten Jahr in der Schweiz über 8000 Tonnen Pilze gezüchtet.