Er rettete bereits Leben: Automatischer Notruf ist in manchen Fahrzeugen bald nutzlos
Manche Fahrzeuge sind heute auch Lebensretter. Sind sie mit einem eCall-System ausgestattet, geht automatisch ein Notruf an die Polizei, wenn ein Auto verunfallt. Die Rettungskräfte wissen dann auch gleich, wohin sie müssen und wie viele angeschnallte Personen sich im Fahrzeug befinden.
Seit Ende März 2018 sind solche eCall-Systeme in Europa und der Schweiz für neue Personen- und Lastwagen obligatorisch. Bei der Einführung wurde erwartet, dass jährlich rund 10 Todesfälle und 250 Schwerverletzte vermieden werden können, weil Rettungskräfte schneller und besser reagieren können.
Arbeit von Rettungskräften erleichtert
Wie wichtig das sein kann, zeigen zahlreiche Polizei-Mitteilungen. So verunfallte beispielsweise im März 2025 ein Autofahrer in Rümligen BE. Das Auto stürzte einen Hang hinunter, überschlug sich mehrfach und landete auf einer Wiese. Dabei wurde der automatische Notruf ausgelöst. Der Lenker wurde schwer verletzt und musste von der Feuerwehr aus dem Auto befreit werden.
Er kann aber auch manuell per Knopfdruck betätigt werden. Dann wird eine Sprachverbindung zur Notrufzentrale aufgebaut. Die Verbindung zum Mobilfunknetz wird aber erst aufgebaut, sobald der Notruf ausgelöst wurde. Es handelt sich laut Astra um eine sogenannte schlafende Sim-Karte, das Fahrzeug kann damit nicht jederzeit verfolgt werden.
Der eCall kann auch Risiken im Strassenverkehr aufdecken. Etwa am Karfreitag im Jahr 2022, als zwei «deutlich» alkoholisierte Männer mit einem BMW in Spreitenbach AG an einem Waldrand verunfallten. Auch hier hatte das Auto selbst einen Notruf abgesetzt, worauf die beiden unverletzten Fahrzeuginsassen festgenommen wurden, weil sich niemand als Fahrer bekennen wollte.
Manchen Fahrzeugen droht das eCall-Aus
Die automatischen Notrufe dienen vor allem dazu, wertvolle Zeit zu sparen, was bei schlimmen Unfällen Leben retten kann. Der TCS hat im Jahr 2024 über 2700 solcher Notrufe gezählt. Doch der eCall droht nun in einigen Fahrzeugen nutzlos zu werden.
Grund dafür ist die Abschaltung des 3G-Netzes Ende 2025. Einige Systeme laufen nämlich noch über dieses Netz. Nur neuere Fahrzeuge funktionieren auch mit 4G oder 5G, schreibt der TCS in einer Mitteilung.
Wer betroffen ist und was du tun kannst
Von der 3G-Abschaltung betroffen sind vor allem Modelle, die vor 2018 hergestellt wurden. Bei einigen Herstellern oder in Werkstätten kann überprüft werden, ob man betroffen ist und ob es ein Update gibt. Das ist aber nicht immer möglich, für einige Modelle gibt es keine Updates.
Eine Alternative wären Adapter, die über den Zigarettenanzünder laufen. Dafür muss jedoch in der Regel ein Handy mit dem Gerät verbunden und mitgeführt werden. Viele Handys können auch selbst automatische Notrufe absetzen, auch hier kennen Polizeien in der Schweiz viele Beispiele.
Etwa jenes vom Dezember 2023, als ein Renault Clio in Strengelbach AG gegen einen Hydranten fuhr und eine Böschung hinunterstürzte. Ein Smartphone übermittelte automatisch einen Notruf, der Fahrer selbst hatte offensichtlich keine solchen Absichten: Er hatte sich aus dem Staub gemacht. Es stellte sich schliesslich heraus, dass er betrunken und ohne Führerausweis gefahren war. Verletzt wurde er beim Unfall nicht. (vro)
