Schweiz
Donald Trump

USA bombardieren Iran: Das fordern die Parteien jetzt vom Bundesrat

KEYPIX - President Donald Trump speaks from the East Room of the White House in Washington, Saturday, June 21, 2025, after the U.S. military struck three Iranian nuclear and military sites, directly j ...
US-Präsident Donald Trump bestätigte die Angriffe in einer Rede an die Nation.Bild: keystone

Das sagt die Schweizer Politik zum US-Angriff im Iran

Die Schweizer Parteien äussern sich durchs Band besorgt über die Eskalation im Nahen Osten. Was Parlamentarierinnen und Parlamentarier jetzt vom Bund erwarten.
22.06.2025, 17:1922.06.2025, 18:17
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Die USA haben in den Konflikt zwischen Israel und Iran eingegriffen. Die Ereignisse stossen in der Schweizer Politik parteiübergreifend auf Besorgnis. Mehrere Vertreterinnen und Vertreter sehen die Schweiz nun in der Verantwortung, ihre aussenpolitischen Instrumente zur Deeskalation zu nutzen.

SP

Cédric Wermuth, Co-Parteipräsident

Der SP-Co-Präsident Cédric Wermuth äussert sich auf dem Nachrichtenportal Bluesky erstmals zu den US-Angriffen auf den Iran. Er kritisiert die USA scharf und wirft ihnen Völkerrechtsbruch vor:

«Trumps Angriffe gegen Iran sind ein Bruch des Völkerrechts und der US-Verfassung.»
Cédric Wermuth, Co-Präsident SP

Weiter schreibt der Aargauer SP-Nationalrat in seinem Post, dass das Regime der Ayatollahs zwar wegmüsse, aber ein Regime-Wechsel von aussen so nicht funktioniere.

Trumps Angriffe gegen #Iran sind ein Bruch des Völkerrechts und der US-Verfassung. Natürlich muss das Regime der Ayatollahs weg. Nur haben die letzten 20 Jahre gezeigt, dass Regime-Change von aussen so nicht geht. Der Fehler war die mangelnde Unterstützung für die "Jin, Jiyan, Azadî"-Bewegung.

— Cédric Wermuth (@cedricwermuth.bsky.social) 22. Juni 2025 um 08:00

Gegenüber watson erklärt der SP-Politiker, wie der Bundesrat sich nun zu verhalten habe:

«Die Schweiz muss sich deutlich gegen jeden Bruch des Völkerrechts äussern, auch wenn es wichtige wirtschaftliche Interessen gibt wie mit den USA.»
Cédric Wermuth, Co-Präsident SP Schweiz

Dies dürfe kein Grund sein für Schweigen, so der SP-Co-Präsident, denn die Situation sei brandgefährlich. Das EDA müsse daher unbedingt seine Dienste anbieten.

Der Co-Praesident der SP, Cedric Wermuth, AG, spricht zur Grossen Kammer, an der Fruehjahrssession der Eidgenoessischen Raete, am Mittwoch, 19. Maerz 2025 im Nationalrat in Bern. (KEYSTONE/Alessandro  ...
Cédric Wermuth fordert den Bundesrat auf, zu handeln.Bild: keystone
«Der Bundesrat behauptet ja, er sei in engem Austausch mit der US-Regierung. Diese Kontakte muss er jetzt zur Deeskalation nutzen.»
Cédric Wermuth, Co-Präsident SP Schweiz

GLP

Corina Gredig, Fraktionspräsidentin

Die GLP-Fraktionspräsidentin und Aussenpolitikerin Corina Gredig sagt gegenüber watson:

«Die Eskalation zwischen den USA und dem Iran gibt Anlass zur grossen Sorge.»
Corina Gredig, GLP-Fraktionspräsidentin

Die Zürcher Politikerin ist Mitglied der Aussenpolitischen Kommission des Nationalrats. Auf die Frage, wie sich die offizielle Schweiz jetzt verhalten soll, sagt sie:

«Die Schweiz sollte sich weiterhin für den Schutz der Zivilbevölkerung und eine Rückkehr zur Diplomatie einsetzen – mit dem Ziel, Raum für Verhandlungen zu schaffen.»
Corina Gredig, GLP-Fraktionspräsidentin
Corina Gredig, Fraktionspraesidentin, spricht anlaesslich der Delegiertenversammlung der Gruenliberalen Partei Schweiz (GLP) vom Samstag, 19. Oktober 2024 in Rueschlikon. (KEYSTONE/Christian Beutler)
Corina Gredig ist seit Dezember 2023 Fraktionspräsidentin der Grünliberalen. Bild: keystone

Mitte

Marianne Binder, Mitglied der Parteileitung

Mitte-Ständerätin Marianne Binder äussert sich gegenüber watson besorgt um die Zivilbevölkerung. Das Atomwaffenprogramm der Mullahs sei aber «eine riesige Bedrohung». Es sei zu hoffen, dass dieses gezielt vernichtet werden kann. Für die Zivilbevölkerung erhofft sich die Aargauer Politikerin, dass sie sich endlich vom brutalen Regime der Mullahs befreien und sich einen Weg zur Demokratisierung bahnen kann.

Auf die Frage, was sie vom Bundesrat erwarte, sagt Binder:

«Die Schweiz soll selbstverständlich die Einhaltung des Völkerrechtes anmahnen, wie das EDA das gerade tut, aber vor allem und primär einmal auch das iranische Regime adressieren mit seinen himmelschreienden Verletzungen der Menschenrechte.»
Marianne Binder, Mitte-Ständerätin AG

Gerade als neutraler Rechtstaat sei dies unsere Pflicht, so Binder weiter.

Marianne Binder-Keller, Mitte-AG, hoert einem Votum zu, an der Herbstsession der Eidgenoessischen Raete, am Dienstag, 13. September 2022 im Nationalrat in Bern. (KEYSTONE/Alessandro della Valle)
Mitglied des Mitte-Parteipräsidiums: Marianne Binder.Bild: KEYSTONE

Gerhard Pfister, Parteipräsident

Auch Mitte-Präsident Gerhard Pfister äusserte sich zu den Angriffen. «Die Entscheidung von Präsident Trump ist in den USA zu wenig abgestützt, selbst bei den Republikanern», schrieb Parteipräsident Gerhard Pfister der Nachrichtenagentur Keystone-SDA.

«Ich befürchte, dass diese Entscheidung negative Auswirkungen auf die Ukraine haben dürfte, wo die USA nicht bereit sind, zusammen mit Europa den Machtansprüchen Russlands entschieden entgegenzutreten», so der Parteipräsident weiter.

«Das sind keine guten Entwicklungen für die Schweiz.»
Gerhard Pfister, Präsident Mitte Schweiz
Nationalrat Gerhard Pfister, Mitte-ZG, verfolgt der Debatte "24.092 Wahrung der schweizerischen Neutralitaet (Neutralitaetsinitiative)? waehrend der Sommersession der Eidgenoessischen Raete, am D ...
Mitte-Präsident Gerhard Pfister.Bild: keystone

SVP

Alfred Heer, Nationalrat ZH

Klar positioniert sich auch SVP-Nationalrat Alfred Heer. Iran sei stets der grosse Terror-Unterstützer im Nahen Osten gewesen. Der Zürcher Politiker sagt gegenüber watson:

«Wer jeden Freitag zum Tod von Amerika und Israel aufruft und gleichzeitig meint, eine Atombombe bauen zu müssen, muss davon ausgehen, dass irgendwann eine Reaktion erfolgen wird.»
Alfred Heer, SVP-Nationalrat ZH

Die USA haben dem Iran die Chance gegeben, in direkten Verhandlungen eine Einigung zu erzielen, so Heer weiter. «Die Mullahs haben sich verkalkuliert und werden jetzt statt diplomatisch militärisch abgerüstet.»

Alfred Heer, SVP-ZH, spricht zur Debatte um den Bericht der Parlamentarischen Untersuchungskommission PUK zur Krise der Credit Suisse, an der Fruehjahrssession der Eidgenoessischen Raete, am Dienstag, ...
Präsident der Schweizer Parlamentarierdelegation beim Europarat: Alfred Heer.Bild: keystone

Grüne

Für die Grünen zeigen die jüngsten Angriffe auf den Iran, wie gefährlich nukleare Aufrüstung für unsere Sicherheit ist. Das schreibt die Partei in einer Stellungnahme auf Bluesky.

(1/3) Die jüngsten Angriffe auf den Iran zeigen, wie gefährlich nukleare Aufrüstung für unsere Sicherheit ist. Der Bundesrat muss jetzt deeskalierend handeln: alle Konfliktparteien an den Tisch holen und konsequent auf Einhaltung des Völkerrechts pochen.

— GRÜNE Schweiz (@gruenech.bsky.social) 22. Juni 2025 um 12:18

Auch die Grünen fordern den Bundesrat und Aussenminister Ignazio Cassis auf, «entschlossen deeskalierend zu handeln» und alle Konfliktparteien an den Verhandlungstisch zu bringen und auf die Einhaltung des Völkerrechts zu pochen.

FDP

Die Angriffe könnten zwar die atomare Aufrüstung des iranischen Regimes erschweren, gleichzeitig wachse jedoch das Risiko einer weiteren Destabilisierung, schrieb die FDP auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA in einer Stellungnahme. Auch indirekte Auswirkungen auf die Schweiz schliesst die Partei nicht aus – etwa auf die Energieversorgung, die Sicherheitslage oder die wirtschaftliche Stabilität.

Die FDP verlangt, dass die Schweiz ihre diplomatischen Kanäle und guten Dienste konsequent nutzt, um einen Beitrag zur Deeskalation zu leisten, insbesondere in ihrer Rolle als Schutzmacht.

Die Staenderaete Hans Wicki, FDP-NW, links, und Thierry Burkart, FDP-AG, rechts, sprechen mit Nationalrat Andri Silberschmidt, FDP-ZH, an der Sommersession der Eidgenoessischen Raete, am Montag, 16. J ...
Auch die FDP zeigt sich besorgt über den Angriff.Bild: keystone

(mit Material der sda)

Trump verkündet Bombardierung Irans

Video: extern/reuters

Bernie Sanders erfährt auf Rally von US-Angriff auf Iran

Video: watson/lucas zollinger
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Die beliebtesten Kommentare
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namib
22.06.2025 18:01registriert März 2018
Schweizer Parlamentarier überschätzen kontinuierlich das Angebot unserer „Guten Dienste“. Dieses Angebot besteht nämlich seit 45 Jahren, es ist aber wertlos, wenn die Bomben fliegen. Die „Guten Dienste“ helfen nur dann, wenn beide Parteien der Diplomatie eine Chance geben. Aktuell sieht‘s gerade nicht so aus.
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Christoph99
22.06.2025 17:39registriert Mai 2016
Es immer erstaunlich wie sich die Parteien nichts sagend äussern. Alle sagen im Prinzip das gleiche einfach mit dem Hintergrund der politischen Meinung.
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Qubit
22.06.2025 18:01registriert April 2019
Im selben Satz Iran und Völkerrecht zu nennen, ist sehr dünnes Eis. Iran ist zu 100% ein Terrorstaat geworden, hatte 30 Jahre alle Zeit zu kooperieren. Alle Optionen wurden vom Iran verworfen, und die eigene Bevölkerung auf grausamste Weise unterdrückt oder ermordet. Für einmal hat Donald in ‚seiner Analyse‘ sogar recht.
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