Leider nichts Berauschendes, im Gegenteil: Brocken von Opalinuston.bild: watson
Man will Atommüll in meinem Garten vergraben – und ich krieg das... 😱
Ja, irgendwo muss die NAGRA mit dem hochradioaktiven Abfall hin. Aber tief in den Boden, zur angeblich sicheren «Endlagerung»? Ein Stimmungsbericht aus jenem Teil der Schweiz, wo zurzeit nicht nur die Propaganda-Maschine brummt.
Stell dir vor, jemand wollte Giftmüll hinter deinem Haus vergraben.
Und stell dir vor, es hiesse:
«Mach dir keine Sorgen. Es ist nur für 200'000 Jahre.»
Kein schöner Gedanke? Aber genau damit müssen sich derzeit zehntausende Menschen im Kanton Zürich anfreunden. Als Direktbetroffener möchte ich allen Unbeteiligten*** einen aktuellen «Stimmungsbericht» vermitteln. Gestern, zum Beispiel, hatten wir absichtlich ausgelöste Erdbeben im 15-Minuten-Takt ...
*** Wirklich unbeteiligt ist niemand. In der Schweiz haften alle Bürgerinnen und Bürger solidarisch für die «massiv unterversicherten» Atomkraftwerke – für die Schäden bei schweren Unfällen und die immensen Rückbau- und Entsorgungskosten.
Die NAGRA scheut keinen Aufwand, damit die Abklärungen für ein unterirdisches Atommüll-Lager möglichst reibungslos ablaufen. Zur teuren PR-Strategie gehören aufwändig produzierte Videos wie dieses hier. Darin werden die seismischen Messungen erklärt
Dafür gibts am Informations-Stand gratis «Grips» für die Bevölkerung
Drin hat's nichts zum Rauchen, sondern solche Steinchen
Und ein Info-Blatt
Der Kopffüssler (Ammonit) würde sich in seinem versteinerten Grab umdrehen, wenn er von den Atommüll-Plänen wüsste.
Die «Beruhigungspille» entdecke ich ganz unten auf dem Blättchen
«Dank der quellfähigen Tonmineralien hat der Opalinuston die Fähgkeit [sic!], bei Wasserzutritt Risse und Klüfte im Gestein selbst zu verschliessen.»bild: watson
«Atommüll XY ungelöst» 😡
Wenn man die Berichterstattung zum Schweizer Atommüll-Lager verfolgt, wird klar, dass nur etwas sicher ist: Dass nichts sicher ist. Oder höchstens, dass sich die Fachleute uneins sind.
Man muss wissen: Die NAGRA wurde 1972 gemeinsam von den Betreibern der Schweizer Atomkraftwerke und dem Bund gegründet. Auf der Website kernenergie.ch wird behauptet, dass die Organisation «dank akribischer Feld- und Forschungsarbeit» habe zeigen können, dass sichere Endlager «für sämtliche Arten von radioaktiven Abfällen» hierzulande möglich seien.
Das Zwischenlager für Atommüll in Würenlingen, Kanton Aargau.Bild: KEYSTONE
Unbekannt seien «zum Beispiel technische Aspekte wie die Auswirkung der Gas- und Wärmeentwicklung des strahlenden Mülls auf Behälter und Umgebungsgestein».
Es sei auch unklar, wie die Standorte für die nachfolgenden Generationen gekennzeichnet werden sollen und wie unsere Nachfahren «vor Bohrungen in den verseuchten Untergrund gewarnt werden» könnten.
Die Suche nach dem sichersten Ort und Konzept werde in der Schweiz wie im Ausland noch Jahrzehnte dauern. Falls denn überhaupt einer gefunden werde.
Hier sehen wir die Werbe-Broschüre «Sicherheit rundum» der Firma DMT, die die seismischen Messungen im Auftrag der NAGRA durchführt
Ich habe dem international tätigen Unternehmen mehrere (unbequeme) Fragen gestellt, und warte seit über einem Tag auf eine Reaktion
PS: So, jetzt freue ich mich auf eine rege Diskussion, aber kommt mir bittenicht mit Kugelhaufenreaktoren! 😒
Update 7. Februar 2017: DMT hat die Frage zu Asse II mit einer allgemeinen Stellungnahme und dem Verweis auf die deutsche Strahlenschutz-Fachstelle beantwortet.
«Die von DMT im Auftrag für das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) durchgeführten Arbeiten, stehen im Zusammenhang mit der vom deutschen Gesetzgeber vorgeschriebenen Rückholung (‹Lex Asse›) der in den 1960er und 1970er Jahren eingelagerten Abfälle aus dem Bergwerk Asse. Zu den Inhalten unserer Arbeit können und dürfen wir keine Auskünfte geben. Jedoch ist das BfS im hohen Maße an einem transparenten Vorgehen interessiert und auch gesetzlich zur Veröffentlichung wesentlicher Unterlagen verpflichtet. Aus diesem Grund sind viele Unterlagen – so auch unsere Arbeiten – im Internet verfügbar. Für noch detaillierte Informationen müssten Sie unseren Auftraggeber, das Bundesamt für Strahlenschutz direkt ansprechen.»
Bernd Hildebrandt , DMT GmbH & Co. KG
Fukushima – Bilder aus der verbotenen Zone
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Fukushima – Bilder aus der verbotenen Zone
Impressionen aus der Todeszone: Die Bilder erinnern an Aufnahmen aus der ukrainischen Geisterstadt Pripjat, die nach der Katastrophe von Tschernobyl evakuiert wurde.
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Die beliebtesten Kommentare
Madison Pierce
18.01.2017 10:57registriert September 2015
Der Müll gehört an den Standort, der von den Wissenschaftlern als am sichersten ermittelt wurde. Ich wohne am Bözberg. Ein Endlager würde mich nicht gerade erfreuen, aber wenn der Bözberg am besten geeignet ist, soll es so sein.
Die ganzen "überall, aber sicher nicht bei uns"-Kampagnen ärgert mich sehr. Zumal man den günstigen Strom, die Arbeitsplätze, die tiefen Steuersätze sowie die fast kostenlose Fernwärme auch genommen hat, speziell im Aargau.
Die Frage ist, was wir für eine Alternative haben. Wir haben Atommüll produziert, Punkt. Es gilt damit umzugehen. Wir können es zwischenlagern, mit grossen Kosten, und darauf hoffen, in Zukunft eine gute Lösung dafür zu finden, oder wir können es vergraben, und unser Gewissen damit beruhigen, dass es schon gut sein wird. Das wichtigste scheint mir aber, die AKWs so schnell als möglich abzuschalten und Alternativen zu fördern, um diesem Problem, dass wir nun mit dem Abfall haben, nicht noch mehr Volumen zu geben.
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