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Wegen FCZ- und GC-Fans: Kommt es im Letzigrund zu einem Geisterspiel?

Nach Angriff von FCZ-Fans auf ein Tram: Kommt es nun im Letzigrund zu einem Geisterspiel?

Am Mittwoch ist die Südkurve des FC Zürich geschlossen, weil FCZ-Fans vor zehn Tagen die Polizei attackierten. Am Samstag kam es erneut zu einem gravierenden Vorfall. Welche Folgen dieser für den FC Zürich hat.
30.01.2024, 06:06
Othmar von Matt / ch media
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Es waren wohl FCZ-Fans, welche die Scheiben eines Trams einschlugen, um GC-Fans im Tram angreifen zu können.
Es waren wohl FCZ-Fans, welche die Scheiben eines Trams einschlugen, um GC-Fans im Tram angreifen zu können.Bild: Stadtpolizei Zürich

Was sich am Samstagabend zwischen 21.30 Uhr und Mitternacht in Zürich abspielte, hatte bandenkriegsähnlichen Charakter. 16 Stunden vor dem Derby zwischen dem FC Zürich und den Grasshoppers waren sowohl GC-Fans als – mutmasslich – auch FCZ-Fans bewaffnet in der Stadt unterwegs.

Kurz nach 21.30 Uhr ging bei der Zürcher Stadtpolizei die Meldung ein, dass eine grössere Gruppe mit teilweise vermummten Personen und Stangen durch das Niederdorf zum Central marschiert sei und das Tram der Linie 7 Richtung Stettbach bestiegen habe.

Mehrere Patrouillen rückten aus, stoppten das Tram bei Schaffhauserplatz und unterzogen die Gruppe einer Kontrolle. Schnell wurde klar: Es handelte sich um GC-Fans. Unterwegs waren sie mit Stangen, Schlagstöcken, Kanthölzern, Pfeffersprays, Messern, Zahnschützen und Vermummungsmaterial.

Stangen, Schlagstöcke und Messer: So waren die GC-Fans bewaffnet, welche die Stadtpolizei Zürich am Schaffhauser Platz kontrollierte.
Stangen, Schlagstöcke und Messer: So waren die GC-Fans bewaffnet, welche die Stadtpolizei Zürich am Schaffhauser Platz kontrollierte.Bild: Stadtpolizei Zürich

Die Stadtpolizei kontrollierte insgesamt 52 Personen - und wies diese weg. Knapp zwei Stunden später tauchte die Gruppe erneut auf – diesmal in Schwamendingen. Die GC-Fans wurden dort – im Tram – von mehreren Dutzend Personen angegriffen.

Ein Video zeigt, wie mehrere Dutzend schwarz gekleidete Jugendliche mit Kapuze im Gesicht – wohl FCZ-Fans – Tramscheiben einschlugen und die GC-Fans attackierten. Sechs Personen wurden verletzt, fünf mussten ins Spital. Die Polizei nahm eine Person fest.

Am Mittwoch ist die FCZ-Südkurve bereits gesperrt

Schon eine Woche zuvor hatten 100 FCZ-Chaoten nach dem Spiel gegen den FC Basel am Bahnhof Altstätten die Polizei angegriffen – mit brennenden Fackeln, Rauchpetarden, Feuerwerk, Steinen und Flaschen. Zudem sollen sie mit Abfallcontainern Barrikaden errichtet haben.

Nach den Ausschreitungen kam das neue Kaskadenmodell gegen Fangewalt zum Zug. Die Swiss Football League (SFL) hat es mit der Konferenz der Kantonalen Justiz- und Polizeidirektoren (KKJPD) entwickelt. Die Stadt Zürich als Bewilligungsbehörde beschloss, die Südkurve für das Heimspiel gegen Lausanne vom Mittwoch zu schliessen. Das ist Stufe drei des Kaskadenmodells. Dieses ist noch nicht beschlossen und sehr umstritten, weil es Kollektivstrafen umfasst.

Nach der Attacke vom Samstagabend auf das Tram mit den GC-Fans stellt sich die Frage: Greift die Stadt Zürich nun zu Stufe 4 des provisorischen Kaskadenmodells gegen Fangewalt? Damit müsste der FC Zürich sein nächstes Heimspiel als Geisterspiel austragen.

Hat das Sicherheitsdepartement der Stadt Zürich deshalb bereits die Arbeitsgruppe Bewilligungsbehörden von KKJPD und Swiss Fooball League angerufen? Diese tagt bei gravierenden Vorfällen von Fangewalt am Dienstagmorgen. Sie hat beratenden und koordinierenden Charakter, wie Florian Düblin betont, Generalsekretär der KKJPD. Verschiedene Städte sollen ähnliche Massnahmen ergreifen. «Diese Arbeitsgruppe hat aber keine Kompetenz, selbst Massnahmen anzuordnen», sagt er. «Sie liegt alleine bei der Bewilligungsbehörde.» Es könne auch eine beschwerdefähige Verfügung verlangt werden. Demokratiepolitisch oder rechtsstaatlich sei dieses Vorgehen «in keiner Art und Weise problematisch».

Zürich hat die Arbeitsgruppe allerdings nicht angerufen. Der FCZ kann aufatmen. Er muss kein Geisterspiel austragen. «Zeitlich und räumlich hängen die Vorfälle nicht direkt mit dem Derby FCZ gegen GC zusammen», sagt Mathias Ninck, Leiter Kommunikation des Sicherheitsdepartements der Stadt Zürich. Auch wenn es inhaltlich indirekt einen Zusammenhang geben könne. «Der Vorfall mit dem Tram ereignete sich am Vorabend des Derbys und in Schwamendingen, also nicht in der Nähe des Letzigrunds.» Das sei ein Fall für die Strafverfolgungsbehörden. (aargauerzeitung.ch)

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100 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Rikki-Tiki-Tavi
30.01.2024 06:58registriert April 2020
Sie sind gegen Kollektivstrafen. Ok. Dann sollen sie das Problem lösen, sofort. Das ist nicht Fankultur, das sind schlicht und ergreifend kriminelle Taten, egal ob im oder ums Stadion, im öV oder sonstwo. Das verdirbt die Freude am Fussball.
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Parcival
30.01.2024 06:42registriert Februar 2015
Egal, wie es nun genau weiter geht, Fakt ist: in den vergangen Jahrzehnten hat nichts diese Fangewalt gestoppt. Es scheint deshalb angemessen, drastischere Massnahmen zu ergreifen.
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Magnum
30.01.2024 06:50registriert Februar 2015
Alles ganz normal und ein Teil der Fussball-Kultur. Wer das nicht so sieht ist ein Spiesser. Und zu Kollektivstrafen dürfen Staat und Liga ganz sicher nicht greifen.

Dann sollten sich die nicht gewaltbereiten Fans aber mal ganz dringend von solchen Machenschaften nicht nur mit Worten, sondern mit Taten distanzieren. Tun sie es nicht und betrachten diese Chaoten weiterhin als Teil ihrer Gruppe, sind sie Teil vom Problem. Und passt das mit der Kollektivstrafe.
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