Was sich am Samstagabend zwischen 21.30 Uhr und Mitternacht in Zürich abspielte, hatte bandenkriegsähnlichen Charakter. 16 Stunden vor dem Derby zwischen dem FC Zürich und den Grasshoppers waren sowohl GC-Fans als – mutmasslich – auch FCZ-Fans bewaffnet in der Stadt unterwegs.
Kurz nach 21.30 Uhr ging bei der Zürcher Stadtpolizei die Meldung ein, dass eine grössere Gruppe mit teilweise vermummten Personen und Stangen durch das Niederdorf zum Central marschiert sei und das Tram der Linie 7 Richtung Stettbach bestiegen habe.
Mehrere Patrouillen rückten aus, stoppten das Tram bei Schaffhauserplatz und unterzogen die Gruppe einer Kontrolle. Schnell wurde klar: Es handelte sich um GC-Fans. Unterwegs waren sie mit Stangen, Schlagstöcken, Kanthölzern, Pfeffersprays, Messern, Zahnschützen und Vermummungsmaterial.
Die Stadtpolizei kontrollierte insgesamt 52 Personen - und wies diese weg. Knapp zwei Stunden später tauchte die Gruppe erneut auf – diesmal in Schwamendingen. Die GC-Fans wurden dort – im Tram – von mehreren Dutzend Personen angegriffen.
Ein Video zeigt, wie mehrere Dutzend schwarz gekleidete Jugendliche mit Kapuze im Gesicht – wohl FCZ-Fans – Tramscheiben einschlugen und die GC-Fans attackierten. Sechs Personen wurden verletzt, fünf mussten ins Spital. Die Polizei nahm eine Person fest.
Schon eine Woche zuvor hatten 100 FCZ-Chaoten nach dem Spiel gegen den FC Basel am Bahnhof Altstätten die Polizei angegriffen – mit brennenden Fackeln, Rauchpetarden, Feuerwerk, Steinen und Flaschen. Zudem sollen sie mit Abfallcontainern Barrikaden errichtet haben.
Nach den Ausschreitungen kam das neue Kaskadenmodell gegen Fangewalt zum Zug. Die Swiss Football League (SFL) hat es mit der Konferenz der Kantonalen Justiz- und Polizeidirektoren (KKJPD) entwickelt. Die Stadt Zürich als Bewilligungsbehörde beschloss, die Südkurve für das Heimspiel gegen Lausanne vom Mittwoch zu schliessen. Das ist Stufe drei des Kaskadenmodells. Dieses ist noch nicht beschlossen und sehr umstritten, weil es Kollektivstrafen umfasst.
Nach der Attacke vom Samstagabend auf das Tram mit den GC-Fans stellt sich die Frage: Greift die Stadt Zürich nun zu Stufe 4 des provisorischen Kaskadenmodells gegen Fangewalt? Damit müsste der FC Zürich sein nächstes Heimspiel als Geisterspiel austragen.
Hat das Sicherheitsdepartement der Stadt Zürich deshalb bereits die Arbeitsgruppe Bewilligungsbehörden von KKJPD und Swiss Fooball League angerufen? Diese tagt bei gravierenden Vorfällen von Fangewalt am Dienstagmorgen. Sie hat beratenden und koordinierenden Charakter, wie Florian Düblin betont, Generalsekretär der KKJPD. Verschiedene Städte sollen ähnliche Massnahmen ergreifen. «Diese Arbeitsgruppe hat aber keine Kompetenz, selbst Massnahmen anzuordnen», sagt er. «Sie liegt alleine bei der Bewilligungsbehörde.» Es könne auch eine beschwerdefähige Verfügung verlangt werden. Demokratiepolitisch oder rechtsstaatlich sei dieses Vorgehen «in keiner Art und Weise problematisch».
Zürich hat die Arbeitsgruppe allerdings nicht angerufen. Der FCZ kann aufatmen. Er muss kein Geisterspiel austragen. «Zeitlich und räumlich hängen die Vorfälle nicht direkt mit dem Derby FCZ gegen GC zusammen», sagt Mathias Ninck, Leiter Kommunikation des Sicherheitsdepartements der Stadt Zürich. Auch wenn es inhaltlich indirekt einen Zusammenhang geben könne. «Der Vorfall mit dem Tram ereignete sich am Vorabend des Derbys und in Schwamendingen, also nicht in der Nähe des Letzigrunds.» Das sei ein Fall für die Strafverfolgungsbehörden. (aargauerzeitung.ch)
Dann sollten sich die nicht gewaltbereiten Fans aber mal ganz dringend von solchen Machenschaften nicht nur mit Worten, sondern mit Taten distanzieren. Tun sie es nicht und betrachten diese Chaoten weiterhin als Teil ihrer Gruppe, sind sie Teil vom Problem. Und passt das mit der Kollektivstrafe.