Die Corona-Pandemie hat Veranstaltungen in den letzten eineinhalb Jahren verunmöglicht. Nun schreitet das Impftempo in der Schweiz weiter voran, die Fallzahlen sinken und der Bundesrat hat bereits weitere Lockerungen für Ende Mai angekündigt. Und das unmittelbar vor dem Start der Fussball-Europameisterschaft. Wird Public-Viewing doch noch möglich? Welche Möglichkeiten haben wir diesen Sommer, die Spiele zu schauen?
Klar ist schon jetzt, dass die EM dieses Jahr in einen denkbar ungünstigen Zeitraum fällt. Zwar dürfen voraussichtlich ab 31. Mai wieder Veranstaltungen drinnen mit 100 und draussen mit 300 Personen durchgeführt werden – aber nur im Sitzen. Das macht besonders grosse Public-Viewings unattraktiv.
«Unter normalen Umständen können wir in unserem Public-Viewing 3000 Personen beherbergen. Wir glauben aber nicht mehr ernsthaft daran, dass wir etwas in dieser Grössenordnung durchführen können», sagt Matthias Bühler, der mit seinem Event-Unternehmen das Public-Viewing in der Winti-Arena betreibt.
Hier will man zwar noch den Entscheid des Bundesrates am Mittwoch abwarten, man rechnet aber mit einer Absage. Und eine kleinere Alternative? «Es gibt Überlegungen dazu, dieses Jahr etwas kürzer zu treten, aber unser Public-Viewing lebt von seiner Grösse. Es soll eben eine andere Qualität von Erlebnis sein, als den Match einfach in den eigenen vier Wänden zu schauen», so Bühler.
Auch auf dem Attisholz Areal in Solothurn macht man sich ähnliche Überlegungen. «Fakt heute wäre, dass wir 300 Personen auf einer Tribüne mit Masken und ohne Konsumation beherbergen können. Da schauen die Leute die Spiele lieber zu Hause mit zehn Freunden», sagt Harri Kunz, Chef der UP! Event AG.
Sollte der Bundesrat am Mittwoch jedoch entscheiden, dass eine Durchführung von Public-Viewings mit Konsumation möglich ist, werde man Notfalls auch einen Tag vor Start der Europameisterschaft noch Infrastruktur aufbauen. Diese Möglichkeit hat Matthias Bühler in Winterthur nicht. Hier müssten die Aufbauarbeiten im Normalfall bereits am nächsten Montag beginnen.
Diese Planungsunsicherheit hat bereits zu mehreren Absagen geführt. So schreibt der Schweizerhof in Luzern, dass dieses Jahr kein Public-Viewing stattfinden wird. Auch in der Maag-Halle und in der Halle 622 in Zürich wird es wohl kein Fussballfest geben. «Eine Vorlaufzeit von elf Tagen ist zu kurzfristig», sagt Fabian Duss, Geschäftsführer der MAAG Music & Arts AG zu watson.
Die Gewinner dürften die Restaurant-Terrassen sein. So hat die Zeughausbar in Uster ein Public-Viewing zwar abgesagt, aber: «Wir werden ein Public-Viewing im Rahmen eines Terrassenangebots im kleinen Stil anbieten», so Organisator Edi Baumann.
Im Konzert- und Kulturlokal Bierhübeli in Bern soll ebenfalls im Inneren ein Public-Viewing für 100 Personen im «Wohnzimmer-Setting» durchgeführt werden, wie Geschäftsleiter Dave Naef bestätigt. Draussen sollen sogar 300 Gäste jeweils zu viert an Tischen Platz finden. Zur Planungsunsicherheit meint Naef: «Die rollende Planung ist eine grosse Herausforderung. Wir erhoffen uns am 26. Mai mehr Klarheit.»
Klarheit herrscht also erst ab nächstem Mittwoch. Viele Veranstalter wollen den definitiven Entscheid des Bundesrates abwarten, bevor sie sich definitiv für die eine oder andere Variante entscheiden. Mit hoher Wahrscheinlichkeit werden viele Fans die EM 2020 aber zu Hause oder zu viert auf den Restaurant-Terrassen mitverfolgen und nicht wie üblich stehend in grossen Hallen.