Der Zürcher Regierungsrat Mario Fehr (SP) ist Fussball-Fan, genauer: FCZ-Fan. Und seit der FCZ in der Challenge-League spielt, gehört das Derby gegen den FC Winterthur zu den spannendsten Matches der Saison. Für Fehr ist das Spiel nicht nur in sportlicher Hinsicht Saison-Highligt. Das Spiel in Winterthur, beim Kult-Club mit seiner traditionell linken Fankurve und dem charismatischen Alt-Punk und Geschäftsführer Andreas Mösli sind für den Zürcher Sicherheitsdirektor auch politisch ein Heimspiel.
Fehrs Mannschaft schlägt den FCW denn auch mit 3:0, doch schon während des Spiels kommt es auf und neben dem Spielfeld zu Auseinandersetzungen. Ein 63-Jähriger Zuschauer wird während des Spiels durch einen Faustschlag im Gesicht getroffen, in der 85. Spielminuten landet ein Böller auf dem Rasen und ein FC Winterthur-Spieler wird nur knapp nicht verletzt, ein weiterer Knallkörper explodiert auf der Haupttribüne. Wie viel Fehr von diesen Ereignissen mitbekommt, ist unklar. Dass er selbst auch zur Zielscheibe von einem Angriff werden sollte, wusste er zu diesem Zeitpunkt noch nicht.
Nach dem Abpfiff begibt sich Fehr in die Stadionbar des FC Winterthurs, die Libero Bar. Ein Augenzeuge sieht ihn dort mit dem Geschäftsführer Mösli und dem Winterthurer Sozialvorsteher Nicolas Galladé (SP) in der vollen Bar plaudernd. Plötzlich geht es schnell. Aus der Menge heraus lösen sich einige Personen und leeren Fehr diverse Getränke über den Kopf. Laut dem Augenzeugen ist es nicht nur Bier, sondern auch Coca Cola. Gleichzeitig beschimpfen sie Fehr «einen Rassisten». Mösli und Galladé versuchen die Situation zu entschärfen, in dem sie die Bierausschütter zur Vernunft aufrufen. Doch diese sind schnell zwischen den Herumstehenden untergetaucht. Zurück bleibt ein von Kopf bis Fuss nasser Fehr, der die Bar gemäss Augenzeugenberichten wutentbrannt verlässt. Beim Herausgehen habe er laut dem Augenzeugen damit gedroht, dass dies noch ein Nachspiel haben werde.
Vor Ort war auch AL-Kantonsrat Manuel Sahli. Aus sicherer Distanz habe er von dem Vorfall mitbekommen, sagt er. «Die Angreifer waren schnell weg und Fehr hat verdutzt geschaut», erinnert er sich. Die Übeltäter kenne er nicht. Der Verdacht liege jedoch nahe, dass die Bier-Attacke von Personen verübt wurde, die mit der Politik Fehrs nicht einverstanden sind.
Der Sicherheitsdirektor gilt als Hardliner in seiner Partei. In den letzten Jahren hat er immer wieder für Schlagzeilen gesorgt. Etwa mit dem Kauf einer umstrittenen Trojaner-Sofware, der Beschaffung von Taser, Bewegungsverboten für abgewiesene Asylbwerber, Sympathiebekundung für das Burka-Verbot und jüngst mit der Forderung für ein «Lies!»-Verbot. Bei den Winterthurer Fans, deren Slogan «Für
den FCW, gegen Rassismus – in den Stadien und überall» lautet, war der Besuch von Fehr wohl zu viel des Guten. Die Sicherheitsdirektion von Fehr wollte den Zwischenfall auf Anfrage nicht kommentieren.