Schweiz
Gesellschaft & Politik

Die Mitte ringt um die Frage des Ständemehrs beim EU-Deal

Verträge mit der EU: Die Mitte ringt um die Frage des Ständemehrs

Die FDP ist klar für das Vertragspaket – die Mitte will sich in acht Tagen festlegen. Umstritten ist die Frage, ob in der Volksabstimmung das Ja der Kantonsmehrheit nötig ist.
21.10.2025, 14:28
Francesco Benini / ch media

Die FDP hat sich früh festgelegt mit ihrer Position zum Vertragspaket mit der Europäischen Union. Was tut nun die Mitte? Gibt sie ebenfalls eine Empfehlung für das Abkommen ab?

Philipp Matthias Bregy, Fraktionspraesident Die Mitte-Fraktion und Nationalrat (VS), links, spricht neben Yvonne Buergin, Vizepraesidentin Die Mitte Schweiz und Nationalraetin (ZH), Gerhard Pfister, P ...
Stehen vor wichtigem Entscheid: Mitte-Präsident Philipp Bregy, rechts von ihm Fraktionspräsidentin Yvonne Bürgin.Bild: KEYSTONE

Bisher vermied Mitte-Präsident Matthias Bregy eine klare Stellungnahme. In acht Tagen soll sich das ändern. Die Fraktionspräsidentin der Partei, Yvonne Bürgin, erklärt auf Anfrage: «Die Mitte wird am 29. Oktober detailliert informieren.»

Positive Beurteilung des Vertragspakets zeichnet sich ab

Ende Monat läuft die Vernehmlassung zu den EU-Verträgen ab, die der Bundesrat im vergangenen Juni gestartet hat. Die Mitte-Mitglieder der aussenpolitischen Komissionen von National- und Ständerat schrieben eine Einschätzung zum Vertragspaket. Dieser Bericht ist dem Präsidium der Mitte zugestellt worden.

Gestützt auf dieses Papier gibt die Parteileitung in der kommenden Woche eine Stellungnahme zu den Abkommen ab. Es ist zu erwarten, dass das Präsidium die Verträge positiv beurteilt. Alles andere wäre eine  Überraschung.

Umstritten in der Partei ist die Frage, ob in der Volksabstimmung über die Abkommen das Ständemehr gelten soll. Das würde die Hürde für eine Annahme erhöhen.

Die Ständeräte Marianne Binder und Pirmin Bischof gehören dem Mitte-Präsidium an. Binder sprach sich vor Monaten in der «Arena» des Schweizer Fernsehens dagegen aus, dass das doppelte Mehr zur Anwendung kommt. Binder verwies auf die Bundesverfassung. In ihr sei klar festgehalten, dass es im vorliegenden Fall kein Ständemehr brauche.

Marianne Binder-Keller, Mitte-AG, spricht im Staenderat, waehrend der Fruehjahrssession der Eidgenoessischen Raete, am Dienstag, 11. Maerz 2025 im Staenderat in Bern. (KEYSTONE/Peter Klaunzer)
Ständerätin Marianne Binder.Bild: keystone

Pirmin Bischof hingegen findet, dass das Vertragspaket tief ins Schweizer Rechtssystem eingreife. Darum sei es angezeigt, dass das Bundesparlament die Abstimmung dem zweifach Mehr unterstelle.

Mitte-Nationalrätin Elisabeth Schneider-Schneiter meint, dass sich das Präsidium der Partei in dieser Frage noch nicht festlegen sollte. Erstens liege erst eine definitive Vorlage vor, wenn sie im Parlament beraten worden sei. Zweitens habe die Konferenz der Kantonsregierungen noch nicht erklärt, ob sie das Ständemehr für nötig erachte oder nicht.

Die Konferenz wird sich bald zu dieser Frage äussern. Auf den kommenden Freitag ist eine ausserordentliche Plenarversammlung anberaumt worden. Ein Positionsbezug der Konferenz an den Bundesrat kommt zustande, wenn 18 der 26 Kantone die gleiche Meinung vertreten.

Delegierte der Mitte kommen erst am Schluss zum Zug

Wie positioniert sich das Präsidium der Mitte? Tritt es für das Ständemehr ein, lehnt es dieses ab – oder zieht es vor, noch abzuwarten? Mehrere  Parlamentarier sagen, dass sich eine Tendenz zugunsten des doppelten Mehrs abzeichne.

Einerseits wolle die Parteispitze damit ein versöhnliches Zeichen an die Mitglieder senden, welche die EU-Verträge ablehnen. Den gleichen Plan verfolgte die neue Co-Leitung der FDP – doch die freisinnigen Delegierten  sprachen sich am vergangenen Samstag relativ knapp dagegen aus.

Zweitens weisen Mitte-Parlamentarier darauf hin, dass die Partei in kleinen Kantonen der Zentral- und Ostschweiz stark sei. Würde sie sich gegen das Ständemehr positionieren, könnte das dazu führen, dass traditionelle Mitte-Wähler zur SVP abwandern.

Anders als bei der FDP werden die Delegierten der Mitte erst über das EU-Vertragspaket befinden, wenn das Parlament die Vorlage beraten und entsprechende Anpassungen an Schweizer Gesetzen vorgenommen hat. Es ist damit zu rechnen, dass die Delegierten der Haltung der Parteileitung folgen werden. (aargauerzeitung.ch)

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Die beliebtesten Kommentare
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Tobias W.
21.10.2025 15:02registriert Januar 2017
Mich stört es extrem, dass aus dieser Frage ein Politikum gemacht wird. Das wird der SVP (oder je nach Ausgang auch anderen) die Gelegenheit zum täubele geben und unsere Demokratie vergiften.

Ob es das Ständemehr braucht oder nicht, haben nicht Politiker zu entscheiden. Es ist auch keine Frage davon, ob man die SVP oder die EU mag oder nicht. Es ist in der Verfassung klar geregelt - es ist einzig und allein eine Frage der rechtlichen Umstände.

Wenn diese unklar sind, sollte das Bundesgericht darüber urteilen, und nicht unsere Selbstdarsteller-Politiker irgendwelche Spielchen spielen!!
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Yorick
21.10.2025 14:53registriert Juni 2023
Ich verstehe nicht warum sich die Parteien so von ein paar SVP-Hardlinern vor sich her treiben lassen. Die Verfassung ist in dieser Frage eigentlich klar.
Warum spielt man dieses SVP-Theater mit und macht so eine riesen Diskussion daraus? Jeder zusätzliche Medienbericht verleiht dieser Schmierenkomödie eine Legitimation, die sie eigentlich nicht hat.
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