Die Gesundheitskurven zeigen in der Schweiz in die richtige Richtung. Es wird tendenziell weniger geraucht und weniger Alkohol getrunken. Der Zuckerkonsum geht zurück, Menschen machen zudem mehr Sport.
Die alle fünf Jahre durchgeführte Schweizerische Gesundheitsbefragung zeigt, dass der tägliche Alkoholkonsum seit 1992 in der Allgemeinbevölkerung zurückgegangen ist. Dieser Rückgang zeigt sich in allen Altersgruppen unter 65 Jahren. Das Trinkmuster der heute älteren Generation geht allmählich zurück, was zu moderaterem Alkoholkonsum führt. Die meisten Menschen können gut mit Alkohol umgehen, für einige wird er aber zum Problem.
Bei der Bewegung ist die Schweiz weltweit in der Spitzengruppe, denn immerhin 76 Prozent der Menschen in unserem Land sind körperlich aktiv. Die allgegenwärtigen Aufforderungen wirken sich positiv aus. Auch beim Zuckerkonsum: Vor fünfzehn Jahren lag dieser noch bei 124 Gramm pro Kopf und Tag, heute bei 102 Gramm. Und 75 Prozent der Bevölkerung rauchen inzwischen nicht mehr.
Auch der Fleischkonsum geht seit einigen Jahren zurück, wenn auch langsam. Bei den täglichen Fleischessern ist der Rückgang stärker. Die Lebenserwartung in der Schweiz hat sich in den letzten 100 Jahren fast verdoppelt. Allerdings sind in der Schweiz immer mehr Menschen einsam.
Die Trends bei traditionellen Verhaltensweisen wie Ernährung, Bewegung, Rauchen und Alkohol seien ein positives Zeichen. Auch wenn es langsame Veränderungen seien, lohnten sich diese, weil sich damit Lebensqualität und -erwartung verbesserten. Das führe auch zur Entlastung der Gesundheitsversorgung, sagt Frank Wieber von der Zürcher Fachhochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW).
Alles gut also? «Jein. Wir machen Fortschritte, aber zum Teil sind es Baby-Steps», sagt Frank Wieber. Bewegung, Ernährung, Rauchen und Alkohol sind vier wichtige Stellschrauben. «Trotzdem gibt es nach Covid eine neue Pandemie, nämlich die des Übergewichts», sagt der Gesundheitsforscher. «In der Schweiz sind 43 Prozent übergewichtig, davon mehr als 10 Prozent adipös, also stark übergewichtig. Der Anteil an Personen mit Übergewicht nimmt dabei mit zunehmendem Lebensalter zu.» Damit steigt das Risiko für chronische Krankheiten wie zum Beispiel Diabetes an.
Und bei Jugendlichen stellt man trotz dem positiven Bewegungstrend fest, dass viele acht Stunden oder mehr pro Tag sitzen. Sitzen sei das neue Rauchen, was zeige, dass die Jugendlichen dann doch zu wenig in Bewegung seien. Dazu passt die Problematik des Screen- und Social-Media-Verhaltens. Nur sehr wenige werden zwar extrem Spiel- oder Social-Media-süchtig. «Aber wenn man sich den Durchschnitt der Bildschirmzeiten anschaut, sind das beunruhigende Trends», sagt Wieber.
Zwar raucht die Schweizer Bevölkerung deutlich weniger als früher, was auch für die Jugendlichen gilt. Gleichzeitig nimmt aber der Konsum von E-Zigaretten zu, sogenannte Puff-Bars, elektronische Zigaretten oder Dampfgeräte für den einmaligen Gebrauch. Inzwischen nutzen mehr Jugendliche E-Zigaretten als herkömmliche.
Weil die süchtig machenden Stoffe aus den E-Zigaretten noch schneller aufgenommen werden, haben diese Jugendlichen ein noch höheres Suchtrisiko. «Bei den Erwachsenen ist der leichte Rückgang des Zigarettenkonsums durch andere Nikotinprodukte kompensiert worden», ergänzt Monique Portner-Helfer von Sucht Schweiz.
Probleme gibt es mit der psychischen Gesundheit. Gerade bei Jüngeren sieht man vermehrt Depressionen und Angststörungen und ein dadurch überlastetes Versorgungssystem in diesem Bereich. Drei grosse Gründe werden genannt: Stress, Leistungsdruck, soziale Medien und Rollenbilder. Dabei sind insbesondere Vergleiche mit anderen und - vor allem bei jungen Frauen - hohe Erwartungen an Aussehen, Karriere und Familie belastend. Jugendliche haben wegen Social Media zwar zahlenmässig mehr Freundschaften, deren Qualität nimmt aber stark ab.
Die Menschen sind zunehmend Trends wie dem der Multikrise ausgesetzt: Bei jungen Erwachsenen lösen Kriege, Wirtschaftskrisen und der Klimawandel, und zuvor Covid, die über soziale Medien direkt aufs Handy gespiegelt werden, grossen Druck aus. Die Menschen erleben einen Kontrollverlust. «Das ist psychisch belastend, hingegen ist das Gefühl etwas bewegen und kontrollieren zu können, ein Schutzfaktor für die psychische Gesundheit.»
Auch wenn der Alkoholkonsum zurückginge, sei der Alkohol in unserer Gesellschaft noch lange nicht verpönt, sagt Portner-Helfer von Sucht Schweiz. Denn 83 Prozent der Schweizer Bevölkerung ab 15 Jahren trinken Alkohol. «Und dieser Anteil ist seit dreissig Jahren stabil. Zudem beobachten wir einen Anstieg beim Rauschtrinken.»
Trotzdem lasse sich in Teilen der Gesellschaft ein grösseres Gesundheitsbewusstsein beobachten, Alkohol werde selektiver konsumiert. «Die meisten Menschen können gut mit Alkohol umgehen, aber für einige wird er zum Problem.»
Das grösste Problem ist das Rauschtrinken. Davon spricht man, wenn eine Frau mindestens vier und ein Mann mindestens fünf Standardgläser eines alkoholischen Getränks zu einer Gelegenheit trinkt. «Hier sehen wir seit 2007 einen Anstieg. Bei den Frauen ist der Anstieg deutlicher: von 6 auf 11 Prozent; bei den Männern von 16 auf 19 Prozent», sagt Portner-Helfer.
Rauschtrinken betrifft mehrheitlich Jugendliche und junge Erwachsene. Zum Aufwachsen gehört ein ausgeprägtes Bedürfnis, Neues auszuprobieren, sowie die Bereitschaft, Risiken einzugehen. Das gilt auch für den Konsum psychoaktiver Substanzen.
Ob man ein Alkoholiker ist oder nicht, lässt sich nicht einfach an der Anzahl getrunkener Stangen Bier festmachen. Denn der Übergang von einem problematischen zu einem abhängigen Alkoholkonsum ist meist fliessend. Anzeichen sind etwa, wenn man nicht mehr auf das Suchtmittel verzichten und den Konsum nicht mehr kontrollieren kann, und dieser dauernd steigt. Eine Schätzung für die Schweiz geht davon aus, dass sich die Zahl der alkoholabhängigen Personen auf 250'000 beläuft.
Tipps und Empfehlungen gibt es genug. Oft wird auch etwas verteufelt, was sich dann nicht bestätigt - zum Beispiel der vermeintliche Schaden durch hohen Eierkonsum. Die Ernährungspyramide wird deshalb laufend den neuesten Erkenntnissen angepasst. Bis solche Empfehlungen allerdings im Alltag umgesetzt werden, dauert es. Einiges könnte man selbst verändern. Dazu gibt es Verhaltenstipps und Empfehlungen.
Bewegung: Empfohlen werden 2,5 Stunden moderate Bewegung pro Woche oder 75 Minuten intensive Bewegung, um die Gesundheit zu fördern.
Alkohol und Rauchen: Wenig Alkohol trinken und nicht rauchen kann statistisch gesehen 10 gesunde Lebensjahre dazugewinnen.
Ernährung optimieren: Eine ausgewogene Ernährung mit fünf Portionen Obst und Gemüse täglich wird empfohlen. «Trotzdem gelingt es nur 16 Prozent, dies an mindestens fünf Tagen umzusetzen», sagt Wieber.
Alltagsgewohnheiten ändern: Kleine, realistische Veränderungen im Alltag helfen: Etwa, auf Süssgetränke zu verzichten oder den Tag nicht mit einem kalorienreichen Frühstück zu beginnen, sondern mit Proteinen, wie dem klassischen Ei, um den Zuckerspiegel stabil zu halten und Heisshunger zu vermeiden.
Anreize statt Dogma: Der erhobene Zeigefinger ist problematisch. Besser ist es, Anreize zu bieten. Empfehlungen sollten als Chance gesehen werden. Dogmatisch oder belehrend aufzutreten, löst oft Gegenreaktionen aus.
Verhalten im Alltag: Langfristig gesunde Gewohnheiten im Alltag sind wichtiger als sporadische Anstrengungen am Wochenende oder im Urlaub.
Realistische Ziele setzen: Überfordernde Ziele führen oft zu kurzfristigen Erfolgen. Besser sind kleine, positive Veränderungen, die sich leicht umsetzen lassen und langfristig wirken.
«Es geht um Alltagsoptimierung. Wenn die häufigsten Gesundheitsgewohnheiten in die richtige Richtung gehen, dann spielt es auch keine Rolle, wenn ich mal eine Ausnahme mache und ein Stück Kuchen esse», sagt der Gesundheitsforscher Frank Wieber. (aargauerzeitung.ch)
Seit über einem Jahr gehen wir täglich mind. 1 Stunde am Abend nach dem Essen laufen. Zudem pendeln wir seither mit dem Fahrrad zur Arbeit. Auch haben wir unsere Ernährung angepasst, dies hauptsächlich, dass wir abends nur noch eine ganz kleine Mahlzeit zu uns nehmen.
Resultat nach einem Jahr, Beide über 10kg weniger. Es ist nicht so, dass wir nie sündigen aber in der Regel halten wir uns an die ‚neuen Regeln‘.
Wir fühlen uns Beide besser und werden so weiter machen.