Medikamentenengpass im Winter – Apothekerverband schlägt Alarm
Im kommenden Winter könnte die Schweiz von einem massiven Medikamentenmangel betroffen sein. Insbesondere Antibiotika werden voraussichtlich knapp, wie Martine Ruggli, Präsidentin des Apothekerverbands pharmaSuisse, gegenüber SRF erklärt. Die Ursachen für die Engpässe seien vielfältig und würden globale Lieferkettenprobleme beinhalten. Weitere Faktoren seien der Preisdruck auf günstige Medikamente sowie die Folgen der Covid-Pandemie und des Ukraine-Krieges.
Antibiotika fehlen – und das über lange Zeiträume
Derzeit fehlen in Schweizer Apotheken zwischen 700 und 1000 Medikamente, diese Situation könnte sich in den kommenden Monaten weiter verschärfen. Besonders beunruhigend sei der Mangel an Antibiotika, die gerade im Winter stark nachgefragt würden, so Ruggli. Während früher Medikamente nur für kurze Zeit knapp waren, fehlen sie heute gemäss Ruggli oft über mehrere Monate oder sogar Jahre. «Die Bevölkerung wird das spüren, insbesondere weil die Nachfrage nach diesen Medikamenten im Winter sprunghaft ansteigt», betont sie.
Höhere Preise für mehr Versorgungssicherheit?
Ein zentraler Faktor für die Engpässe sei der Preisdruck auf kostengünstige Medikamente. Ein Drittel der Medikamente, die weniger als 20 Franken kosten, waren letztes Jahr von Lieferengpässen betroffen. Dies sei auf die Verlagerung der Produktion nach China und Indien zurückzuführen, erklärt Ruggli. Teure Medikamente hingegen sind kaum betroffen. Von denen, die über 2800 Franken kosten, fehlen lediglich ein Prozent.
PharmaSuisse fordert daher eine Preiserhöhung für die billigsten Medikamente, um die Versorgungssicherheit zu verbessern. «Die Bevölkerung wäre bereit, ein paar Rappen mehr pro Tablette zu zahlen, wenn dies bedeutet, dass lebenswichtige Medikamente wie Antibiotika verfügbar bleiben», argumentiert Ruggli.
Eigenherstellung von Medikamenten nur bedingt eine Lösung
Auch wenn Apotheken die Möglichkeit haben, selbstständig Medikamente herzustellen, sei dies keine langfristige Lösung, erklärt Ruggli. Die industrielle Produktion könne nicht ersetzt werden. Das zentrale Problem sei dabei der seit 30 Jahren unveränderte Tarif, dessen Anpassung Aufgabe des Bundesamtes für Gesundheit ist. (ear)
