Seit Juli 2017 dürfen Homosexuelle in der Schweiz Blut spenden. Allerdings nur, wenn sie vorher ein Jahr lang keinen Sex haben. Eine Lockerung dieser Vorgabe wurde letzten November im Ständerat abgelehnt.
Trotzdem wurde der Entscheid als Schritt in die richtige Richtung gedeutet.
Nun zeigt sich, dass dabei ausgerechnet ein Medikament, das in der Homosexuellen-Szene in den letzten Jahren grosse Verbreitung erfahren hat, eine Hürde darstellt. Mit dem Prophylaxe-Medikament Prep schützen sich HIV-negative Menschen vor einer Ansteckung. Laut Aids-Hilfe-Schweiz bietet das Medikament ähnlich guten Schutz wie Kondome.
Bei der Blutspende hat Prep aber seine Tücken, wie Rudolf Schwabe, Blutspendedienst-Direktor des SRK, gegenüber SRF sagte: «Bei der Einnahme von Prep können allfällig vorhandene HI-Viren nicht mehr nachgewiesen werden». Besonders problematisch sei, wenn das Prep im Internet bestellt und ohne ärztliche Aufsicht eingenommen werde. Wenn es nicht nach Vorschrift angewendet werde, nütze es nämlich nichts, so Schwabe.
Pink-Cross-Geschäftsleiter René Schegg hat Verständnis für die Vorsichtsmassnahme des SRK: «Blutspenden müssen in allererster Linie sicher sein.» Gebe es medizinische Bedenken, so müssten Abklärungen getroffen und Erkenntnisse geschaffen werden. Gleichzeitig betont Schegg, dass die sexuelle Ausrichtung nicht das entscheidende Kriterium bei der Blutspende sein sollte: «Letztlich sollte das Risikoverhalten darüber entscheiden, ob jemand Blut spenden darf oder nicht.»
Diese Sicht unterstützt Schwabe, wie er im SRF-Beitrag erklärt. Auch Heterosexuelle, die eigentlich geeignet wären, kommen unter gewissen Umständen als Spender nicht in Betracht. Dann etwa, wenn sie in ein Land mit hohen gesundheitlichen Risiken gereist seien.
Ein Lichtblick gebe es allerdings: kürzlich erschienene internationale Studien könnten bald Klarheit schaffen, ist SRK-Blutspendedirektor-Schwabe überzeugt.
Zahlen dazu, wie oft Prep in der Schweiz als Vorsorgemedikamen genutzt wird, existieren nicht. Es sei aber weniger verbreitet als in anderen Ländern, sagt Schegg. Das liegt vor allem daran, dass das Medikament aktuell nicht von der Krankenkasse übernommen wird und deshalb teuer für den Eigengebrauch importiert werden muss. Truvada, das bekannteste Prep-Präparat, kostet pro Monat ca. 900 Franken. Ein Auftwärtstrend sei bei Prep zwar feststellbar, sagt Schegg. Damit aber ein wirklicher Aufschwung stattfinden könnte, müsste Swissmedic die Zulassung des Medikaments ändern und die Krankenkassen die Kosten anerkennen.
(wst)