Die deutsche Industriegewerkschaft IG Metall will die Wochenarbeitszeit in ihrer Branche «bei Bedarf» unter die bisher geltenden 35 Stunden absenken. Sie fordert, dass jeder Beschäftigte ab 28 Stunden pro Woche so lange arbeitet, wie er will, schreibt die Welt.
Ähnliches wurde auch in der Schweiz bereits gefordert. Juso-Präsidentin Tamara Funiciello lancierte 2016 die Idee der Arbeitswoche mit 25 Stunden. Wegen der Entwicklungen hin zu Digitalisierung und Roboterisierung brauche es in Zukunft neue Lösungen, damit jeder und jede eine Arbeit finden könne, sagte die Bernerin damals. Aus dem Projekt wurde schlussendlich aber nichts. Es wurde von der Delegiertenversammlung der Partei abgelehnt.
In Deutschland werden andere Argumente für die Forderung angeführt. Jörg Hofmann, Erster Vorsitzender der IG Metall, sagte zum deutschen Newsportal: «Ob es die Zeit für den Hausbau, einen Tag weniger pendeln in der Woche oder das Ansparen von Zeitguthaben für eine Weltreise ist – auch die Bedürfnisse der Beschäftigten müssen zählen.» Es gebe Situationen im Leben, in denen eine verkürzte Arbeitszeit dringend geboten sei wie beispielsweise bei der Betreuung von Kindern oder der Pflege von Angehörigen.
Die Arbeitgeber haben bereits Gegenwehr angekündigt. Dass Arbeiter einen Anspruch auf eine jederzeit wählbare Reduzierung haben sollen und dann wieder auf Vollzeit wechseln könnten, halten sie für gefährlich. «Das würde den Fachkräftemangel in Deutschland verschärfen», so Gesamtmetall-Präsident Rainer Dulger. Die Folge wären unter anderem Produktionsverlagerungen ins Ausland.
Auch in Frankreich gibt es derzeit Bemühungen, um die Arbeitszeiten zu lockern. Allerdings geht es dort eher darum, dass Betriebe von der 35-Stunden-Beschränkung pro Woche nach oben abweichen können.
(kün)