Synthetisch hergestelltes Cannabinoid ist keine Neuheit. Vor einigen Jahren machten in den USA die Drogenzombies von Brooklyn von sich reden. Auch in Deutschland kam es in der Vergangenheit zu tragischen Fällen, nachdem vorwiegend junge Personen die Droge konsumiert hatten. Eine europäische Studie ermittelte in den Jahren 2016 bis 2019 insgesamt 61 Todesfälle aufgrund synthetischen Cannabinoids. Die Dunkelziffer wird um ein Mehrfaches höher geschätzt.
In der Schweiz fand die Droge bisher keine grosse Verbreitung. Das scheint sich jetzt zu ändern. Gemäss dem Forensischen Institut Zürich wird seit Anfang 2020 vermehrt Hanf sichergestellt, der mit synthetischen Cannabinoiden versetzt wurde. Auch im Zürcher Drogeninformationszentrum, wo Drogen auf ihre Zusammensetzung getestet werden können, tauchen künstlich aufgepeppte Cannabisprodukte auf. Alexandre Brodard, Leiter Contact Nightlife in Bern, sagte gegenüber SRF, er erhalte inzwischen wöchentlich mehrere Anfragen zu synthetischem Cannabinoid.
Das musst du über die gefährliche Droge wissen:
Synthetische Cannabinoide sind ein im Labor hergestellter Cannabis-Ersatz. Sie wurden in den 1990er-Jahren vom amerikanischen Forscher J.W. Huffmann entwickelt. Er versuchte, eine kommerziell interessante Alternative zur medizinischen Anwendung von THC, dem Wirkstoff von Cannabis, zu finden. Huffmann warnte schon damals vor seiner Erfindung und betonte, dass sie nicht für den Konsum geeignet sei.
Inzwischen gibt es viele verschiedene synthetische Cannabinoide. Was sie auszeichnet, ist, dass sie um ein Vielfaches stärker sind als der Wirkstoff von natürlichem Cannabis. Im Reinzustand liegen diese Stoffe entweder als Feststoffe oder Öle vor. Für den Drogenkonsum wird getrocknetes pflanzliches Material mit den synthetischen Chemikalien besprüht und geraucht.
Auf der Strasse wird synthetisches Cannabis auch K2 oder Spice genannt. Dies, weil die Droge wie eine einfache Kräutermischung aus dem Supermarkt aussieht, die mit einem Salatgewürz verwechselt werden könnte.
In der Schweiz tauchen synthetische Cannabinoide meist auf CBD-Cannabis auf. Die Drogenberatungsstellen vermuten, dass die Dealer CBD-Gras bewusst mit synthetischen Chemikalien strecken und es dann Unwissenden als THC-Cannabis verkaufen.
Synthetische Cannabinoide binden sich stärker an die Rezeptoren im Gehirn als das THC von natürlichem Cannabis. Das heisst, die Droge wirkt ähnlich wie THC, aber viel stärker und länger.
Bei der Wirkung kommt es sehr auf das jeweilige Cannabinoid an, mit dem die Hanfblüte oder die Kräutermischung besprüht wurde. Es gibt chemische Gemische, die sehr stark sind und die Wirkung von natürlichem Cannabis vertausendfachen. Ebenfalls entscheidend für den Rausch ist die Menge von synthetischem Cannabinoid. Je mehr von der Substanz konsumiert wird, umso stärker das High.
Die Global Drug Survery, die weltweit grösste Umfrage unter Drogenkonsumenten, warnt, bei keiner anderen Droge bestehe ein derart hohes Risiko eines medizinischen Notfalls. Problematisch ist, dass es schnell zu einer Überdosierung kommen kann. Denn die Konzentration von künstlichen Cannabinoiden ist sehr unterschiedlich und kann stark schwanken. Von Auge ist nicht wahrnehmbar, mit wie viel synthetischer Mischung eine Hanfblüte oder andere Kräuter besprüht wurden. Nur in einem Labor kann das analysiert werden. Ein Konsument kann also nie wissen, wie stark das Gemisch ist, das er gerade raucht.
Zusätzlich gefährlich ist die Droge auch, weil sie so einfach selbst hergestellt werden kann. Man braucht dazu einzig die richtige Zusammensetzung des chemischen Gemischs und kann dieses anschliessend auf die Pflanze aufsprühen. Dabei reicht ein Kilogramm der chemischen Substanz, um 2500 Kilogramm Hanf zu behandeln.
Das lohnt sich auch für Dealer. Sie können CBD-Gras billig einkaufen, es mit synthetischen Cannabinoiden strecken und es als THC-Gras weiterverkaufen. Die Käuferin hat dabei keine Ahnung, was und wie viel davon sie konsumiert. Bei einer Überdosierung kann es zu Ohnmacht, Herzrasen, Bluthochdruck, Krampfanfällen, Übelkeit mit Erbrechen, Abnahme der geistigen Leistungsfährigkeit, Verwirrtheit, Wahnvorstellungen, akuten Psychosen, bis hin zu einem Herzinfarkt kommen.
Dem «Global Drug Survey» zufolge sollen künstliche Cannabinoide 30-mal häufiger für gesundheitliche Komplikationen verantwortlich sein als echtes Cannabis.
In der Netflix-Serie «The Business of Drugs» erzählt ein Dealer, er verkaufe synthetische Cannabinoide vorwiegend an ehemalige Häftlinge, die regelmässige Drogentests machen müssten. Im Urin seien die synthetischen Substanzen im Unterschied zu natürlichem THC nicht nachweisbar. In Deutschland sagten Konsumenten gegenüber Vice, die Substanz werde vor allem dort konsumiert, wo natürliches Gras schwer aufzutreiben ist.
In der Schweiz hingegen wird synthetisches Cannabinoid vorwiegend unwissentlich konsumiert. Das heisst, kriminelle Organisationen tragen chemische Substanzen auf legale Hanfprodukte auf und verkaufen diese auf dem Schwarzmarkt als THC-Gras.
Suchtexperten raten dringend vom Konsum von Cannabis aus unbekannter Produktion ab. Wenn dennoch auf dem Schwarzmarkt erstandene Produkte konsumiert werden, könne das Risiko minimiert werden, indem die Konsumierenden zuerst nur zwei bis drei Züge inhalieren und dann mindestens 15 Minuten warten. Sollte sich dann eine ungewöhnliche Wirkung einstellen, könnte es sich um gefaktes Hanf handeln. Es sollte nicht weiter konsumiert werden.
Ach jaaa, weils lächerlicherweise illegal ist..
Bisher war es immer CBD Gras entweder "pur" oder behandelt. Ich rauche auch CBD (es gibt Produkte mit sehr gutem Geschmacksprofil), daher schmecke und rieche ich den Unterschied sofort.
In einem Fall hatte das "Gras" sogar eine aufputschende und nicht beruhigende Wirkung!
Fazit:
Vor 10 Jahren hätte ich mir nicht träumen lassen, dass so etwas Simples und Robustes wie die Hanfpflanze und deren Konsum kompliziert werden könnten.