Anna, du wurdest am Samstag positiv auf das Coronavirus getestet, wie geht es dir aktuell?
Anna Meier*: Eigentlich nicht schlecht. Ich habe immer noch etwas Halsweh, Husten und eine verstopfte Nase.
Wo befindest du dich aktuell?
Ich bin in einem Zimmer im Zürcher Unispital. Rausgehen darf ich nicht. Der Raum hat zwar einen Balkon, aber betreten darf ich ihn nicht. Wenn ich das Fenster öffnen will, dann nur mit Mundschutz.
Weisst du, wo du dich angesteckt hast?
Ich war vorletztes Wochenende in Mailand, ich nehme an, dass es dann passiert ist. Letzten Mittwoch hatte ich die ersten Symptome wie Husten, Halsweh und starke Kopfschmerzen. In der Nacht auf Donnerstag habe ich auch etwas geschwitzt beim Schlafen. Fieber hatte ich jedoch nicht.
Hast du von Anfang an ans Coronavirus gedacht?
Eigentlich nicht. Ich habe mich aber dennoch mit meinem Hausarzt telefonisch in Verbindung gesetzt. Der hat mich beruhigt und gesagt, es handle sich sicherlich nur um normale Erkältungssymptome. Als ich das dann bei der Arbeit erzählt habe, hat mich meine Chefin jedoch ins Stadtspital Triemli geschickt und gebeten, einen Test zu machen. Im Triemli habe ich etwa drei Stunden darauf gewartet, dass mich jemand auf das Virus testet. Aber ich wurde immer wieder vertröstet. Irgendwann bin ich dann ohne Test gegangen. Ich bekam dann jedoch ein schlechtes Gewissen und bin auf Anraten meiner Chefin ins Zürcher Unispital, um nochmals zu versuchen, mich testen zu lassen. Das hat dann geklappt.
Wie sah der Test im Unispital aus?
Sie haben zwei Tests gemacht. Einen für die «normale» Grippe und einen für das Coronavirus. Auf Anraten des Arztes bin ich danach wieder nach Hause gegangen und dort geblieben. Fast 26 Stunden später kam dann der Anruf des Arztes und die Mitteilung, dass ich positiv auf das Virus getestet worden sei.
Was geschah dann?
Der Arzt bat mich, eine Liste zu machen mit den Menschen, mit denen ich mich nach Mailand getroffen habe. Diese Personen musste ich alle informieren. Meine Mutter muss nun zwei Wochen zuhause bleiben und möglichst allen Kontakt mit anderen Menschen vermeiden. Am Sonntagmorgen musste ich dann schliesslich selbst ins Unispital und seither bin ich da.
Wie gehen Ärzte und das Pflegepersonal mit dir um?
Wir kommunizieren hauptsächlich telefonisch. Es sind aber alle sehr freundlich. Ich bin hauptsächlich alleine in meinem Zimmer. Wenn sie mir das Essen bringen, dann tragen sie Schutzkleidung, Schutzbrille und Handschuhe. Kleinere Getränke oder einen Tee stellen sie direkt vor die Tür auf den Boden. Ich fühle mich ein bisschen wie ein Parasit.
Was machst du den ganzen Tag? Langweilst du dich nicht?
Aktuell geht es noch. Ich habe endlich etwas Zeit für mich selbst (schmunzelt). Ich telefoniere und lese viel. Und ich habe auch einen Fernseher im Zimmer. Wenn ich aber zwei Wochen hier bleiben muss, könnte es schon anstrengend werden. Ich darf niemanden sehen, darf den Raum nicht verlassen, kann keinen Sport machen.
Weisst du, wann du wieder entlassen wirst?
Das wird sich in den nächsten Tagen zeigen. Die Ärzte machen regelmässig Tests, können mir aber noch nicht konkret sagen, wann ich wieder unter die Leute darf. Aktuell heisst es, dass ich mich noch etwas gedulden muss.
Hattest du Angst, als du das positive Testresultat erfahren hast?
Als mich der Arzt anrief und mir gesagt hat, dass ich positiv auf das Virus getestet worden sei, war ich im ersten Moment schon ziemlich schockiert. Ich habe dann aber schnell realisiert, dass ich nicht in einer Risikogruppe bin und das Virus bei mir einen milden Verlauf nimmt. Ein bisschen beunruhigt bin ich trotzdem, weil man einfach nicht viel darüber weiss. Wird das Virus nun für immer in meinem Körper bleiben? Habe ich ältere Leute bereits damit angesteckt? Wie lange muss ich noch hier bleiben? Alle diese Fragen sind aktuell ziemlich unklar.
*Name von der Redaktion geändert