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Emirates und Ticketverkäufe: Vibez-Projektleiter Daniel Meili nimmt Stellung

Sucht selber nach Antworten und distanziert sich klar von den Vorwürfen: Projektleiter des Vibez Openair Daniel Meili.
Sucht selber nach Antworten und distanziert sich klar von den Vorwürfen: Projektleiter des Vibez Openair Daniel Meili.
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Vibez-Projektleiter Meili: «Mit dem Emirates-Sponsoring hatte ich nichts zu tun»

Über 30'000 BesucherInnen feierten letztes Wochenende am brandneuen Vibez Openair in Biel, das durch Sponsoringmerkwürdigkeiten Schlagzeilen machte. Jetzt, mit ein paar Tagen Abstand, spricht Projektleiter Daniel Meili mit watson erstmals über Emirates, Ticketverkäufe und die Zukunft des Vibez.
13.06.2019, 16:0114.06.2019, 11:00
Dario Cantieni
Dario Cantieni
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Viiiiiel Platz: Zumindest am Freitag sah das Vibez-Gelände noch so aus

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«Was, du warst am Vibez Openair? Hat es wirklich stattgefunden?» Eine Frage, die man oft hört, wenn man von seinen Erlebnissen letztes Wochenende in Biel berichtet. Ja, das Vibez Openair hat stattgefunden. Und grosse Musiker wie Robin Schulz, Sean Paul oder J Balvin auf die Bühne gestellt. «Alle angekündigten Künstler, bis auf einen, sind aufgetreten», zeigt sich Projektleiter Daniel Meili zufrieden. Aber gewisse Fragen sind noch offen. Hat doch im Vorfeld das «Bieler Tagblatt» aufgedeckt, dass der Hauptsponsor Emirates gar nichts von einer angeblichen Partnerschaft wissen will. Zusammen mit den Tickets, die seit Bekanntgabe der angeblichen Partnerschaft zum halben Preis angeboten wurden, und dem Stillschweigen der Veranstalter, war das Misstrauen gross. Ein Fehler, den Meili im ersten Interview nach dem Openair klar eingesteht.

Hier sind die Antworten noch eher dürftig: Unser erstes Interview mit Vibez-Projektleiter Daniel Meili letzten Donnerstag

Daniel Meili, seit ein paar Tagen ist alles vorbei – mit was für einem Gefühl blicken Sie auf das Festival zurück?
Daniel Meili: Grundsätzlich mit einem positiven. Wir haben viele Sachen richtig gemacht, wie man auch aus den Reaktionen auf Social Media oder direkten Rückmeldungen schliessen kann. Für die Besucher war es ein tolles Erlebnis und das gibt uns Energie, weiterzumachen.

Sie sagen, dass viele Sachen richtig gemacht wurden. Was wurde denn falsch gemacht?
Da müssen wir auf jeden Fall selbstkritisch sein. Im Vorfeld des Festivals wurde unklar kommuniziert, was bestimmt auch einige Gäste davon abhielt, effektiv ans Vibez Openair zu kommen. Das bedauern wir sehr, da wir am liebsten noch mehr Besucher gehabt hätten. Aber wir ziehen unsere Lehren aus diesen Fehlern und wollen es in Zukunft besser machen.

Ganz ehrlich, gab es das Emirates-Sponsoring je?
Das ist natürlich die grosse Frage ... zu diesem Thema, muss ich ganz ehrlich sagen, habe auch ich als Projektleiter des Vibez viele offene Fragen. Und zwar gegenüber der Vereinsführung von Seamotion (der Verein, der für die Organisation und Finanzierung des Vibez verantwortlich ist, Anm. d. Redaktion). Es ist eine laufende Ermittlung des Handelsgerichts gegen Seamotion im Gange und ich distanziere mich klar vom Verein. Meine Aufgabe als Projektleiter war, das Festival auf die Beine zu stellen und zu schauen, dass alles reibungslos abläuft. Zum laufenden Gerichtsverfahren kann ich keine Stellung nehmen, da ich einerseits zu wenig Informationen habe und andererseits nicht dem Verein Seamotion vorstehe.

Bis zum 19. März sind sie dem Verein Seamotion aber noch vorgestanden. Und zwar als alleiniger Präsident. Wieso nachher nicht mehr?
Das hat grundsätzlich zwei Gründe. Man kann nicht einem Verein als Präsident vorstehen und gleichzeitig auf der operativen Seite den Event durchführen. Irgendwann musste ich mich entscheiden. Und wir haben uns dafür entschieden, dass die vereinsinternen Geldgeber des Vibez 2019 ins Präsidium nachrücken und die finanzielle Sicherheit garantieren, während ich die Leitung aus operativer Sicht übernahm.

Sie sind aber trotzdem im Verein verblieben, wie lange noch?
Bis zu dem Zeitpunkt, als wir vom Handelsgericht die gerichtliche Verfügung in Sachen Emirates-Sponsoring erhalten haben. Das war einige Tage vor dem Festival. An dem Punkt musste ich mich klar vom Verein distanzieren und bin per sofort ausgetreten.

Bestätigen Sie, nie etwas mit dem Emirates-Sponsoring zu tun gehabt zu haben?
Das ist korrekt. Mit dem Emirates-Sponsoring hatte ich nichts zu tun.

Aber Sie als Projektleiter des Vibez und ehemaliger Präsident von Seamotion sollten doch von Vereinsseite her Beweise dafür erhalten haben, dass es definitiv ein Emirates-Sponsoring gibt?
Zu diesem Thema möchte ich keine weiteren Details bekannt geben, das ist Gegenstand von laufenden Ermittlungen. Wir haben Hinweise bekommen, dass alles korrekt abläuft, konkret organisiert hat aber alles das Präsidium von Seamotion. Ich selber habe im Verein gar kein Recht, einen Vertrag mit Sponsoring-Partnern zu unterschreiben.

Muss davon ausgegangen werden, dass das Emirates-Sponsoring erfunden wurde?
Emirates bestreitet die Partnerschaft vehement, wie die andere Seite, sprich der Verein Seamotion, sich vor Gericht präsentieren wird, das weiss ich nicht.

Wenn wir davon ausgehen, dass Emirates nicht als Hauptsponsor fungiert – wer bezahlt die Künstler, die Partner, die Caterer?
Auch hier muss ich auf den Verein Seamotion verweisen. Diese sind für die Finanzierung verantwortlich und müssen auch den Kopf hinhalten, wenn etwas nicht klappt. Ich habe aus rein operativer Sicht gehandelt und das Festival auf die Beine gestellt.

Wann wurde Ihnen klar, dass da etwas nicht stimmen kann mit dem Sponsoring?
Wir haben ehrlich gesagt auch aus den Medien davon erfahren. Als wir Anfang letzter Woche die Verfügung des Handelsgerichts erhalten haben, mussten wir entsprechend reagieren. Sprich, jegliche Emirates-Logos von Plakaten, Medienpässen und Festivalbändeln entfernen. Es ist natürlich sehr unschön, wenn ein paar Tage vor Festival-Beginn so etwas passiert, und gibt zudem viel Arbeit.

Mit Filzstift wurden die Emirates-Logos übermalt

Bild
Bild Watson

Und es zeigt auch, dass an den Vorwürfen von Emirates etwas dran ist?
Da stimmt ganz vieles nicht, aber nochmals: Ich kann zu einem laufenden Verfahren keine Stellung nehmen. Zumal ich ja selber Fragen habe, die nicht geklärt sind.

Also Sie fühlen sich, auf Deutsch gesagt, auch verarscht vom Verein Seamotion?
Absolut.

Das heisst, wie geht es jetzt weiter aus Veranstalter-Sicht?
Wir haben uns überlegt: Wie fahren wir mit dem Brand «Vibez» weiter? Wir sind dran, eine neue Gesellschaft zu gründen. Diese muss auf Management-Ebene neu aufgestellt werden, sprich das aktuelle Präsidium des Vereins Seamotion wird darin keinen Platz mehr finden. Wir müssen den Brand «Vibez» vom Verein distanzieren, genau wie ich mich persönlich distanzieren muss. Denn der Brand «Vibez»ist aus meiner Sicht sehr stark, wenn wir schauen, wie die Leute darauf reagieren, und darum wollen wir unbedingt weitermachen. Wir werden eine Aktiengesellschaft gründen und sicherstellen, dass das Vibez auch 2020 wieder stattfindet. Das ist mit dem Präsidium von Seamotion so abgesprochen.

Behalten Sie sich, aus Veranstalter-Sicht, rechtliche Schritte gegen Seamotion vor?
Ich glaube, es ist noch zu früh, um dazu etwas zu sagen. Wir befinden uns immer noch im Debriefing und wollen uns auf Sachen konzentrieren, die gut gelaufen sind. Wenn man ein Festival das erste Mal durchführt und die einzigen Schwierigkeiten sind die Kommunikation mit den Medien und ein Sponsor, den es unter Umständen gar nicht gibt, dann haben wir aus meiner Sicht vieles richtig gemacht. Und jetzt möchten wir uns darauf fokussieren, war wir nächstes Jahr noch besser machen können.

Also wird es nächstes Jahr sicher wieder ein Vibez Openair geben?
Laut aktuellem Status ist schwer davon auszugehen, ja. Wir haben super Feedback erhalten, direkt wie auch auf Social Media. Da hallt die Freude über das Vibez im Moment immer noch nach. Und das gibt uns Kraft und Energie zu sagen: Hey, wir machen es nochmal!

Trotzdem, die erste Ausgabe war ein regelrechter Kraftakt für die Veranstalter. Haben Sie sich etwas zu viel zugetraut, sozusagen aus dem Nichts ein so grosses Festival zu organisieren?
Jein. Wenn man schaut, wie das Festival effektiv umgesetzt wurde, glaube ich nicht, dass wir uns übernommen haben. Zumal wir Partner haben, die schon jahrelang an Festivals arbeiten und einen super Job machen. Klar, in der Kommunikation könnte man vieles besser machen, aber in der Umsetzung sind wir sehr zufrieden.

Sprechen wir über die Ticketpreise, die einen guten Monat vor dem Festival halbiert wurden. Wieso?
Aus der aktuellen Situation, sprich der angeblichen Partnerschaft mit Emirates, wurde von oben entschieden, die Ticketpreise zu halbieren. Um auf der einen Seite noch ein paar mehr Leute zu bewegen, ans Vibez zu kommen und auf der anderen Seite der Region etwas zurückzugeben. Ich meine, für 59 Franken J Balvin auf der Bühne zu sehen ... wenn der das nächste Mal in der Schweiz ein Konzert spielt, werden die Ticketpreise ganz anders aussehen.

Für ein J-Balvin-Interview hat's nicht gereicht, dafür fast für eins mit Sean Paul

Wie zufrieden ist man mit den Zuschauerzahlen? 50'000 wurden erwartet, gut 30'000 sind gekommen. Trotzdem zufrieden?
Wir sind absolut zufrieden, da wir viele glückliche Besucher auf dem Gelände hatten und aus unseren Fehlern im kommunikativen Bereich lernen können.

Eine Anfrage von watson an Seamotion ist hängig. Bis jetzt hat sich der Verein noch nicht zum Thema Sponsoring und Finanzierung des Vibez geäussert. Eine allfällige Stellungnahme von Seamotion werden wir umgehend nachliefern.

watson als Medienpartner des Vibez

watson ist als Medienpartner des Vibez-Festivals bezüglich Emirates-Sponsoring weder konsultiert noch informiert worden. watson hat am Vibez Logopräsenz erhalten und im Gegenzug Werbeplätze zur Verfügung gestellt und Tickets verlost. (red)
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13 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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FloW96
13.06.2019 16:22registriert Februar 2016
Klingt Dubios... War Präsident des Vereins zu sein und will 3 Monate später keine Detalkenntnisse mehr haben.
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Imfall
13.06.2019 16:53registriert März 2016
seine aussagen zu seinem nichtwissen bezüglich emirates, wirken ziemlich unglaubwürdig...
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who cares?
13.06.2019 16:54registriert November 2014
Vor allem für das erste Mal, war es erstaunlich reibungslos organisiert. Nachtürlich gab es da und dort Verbesserungsmöglichkeiten. z.B. Ausschilderung am Bahnhof, Quittung für die bezahlten Tickets, der steinige Untergrund vor der Bühne... Ansonsten muss ich sagen Hut ab vor der Leistung. Cashless Pay hat super funktioniert, man konnte auch Kleinstbeträge aufladen, die Angestellten/Helfer am Festival war alle super nett und hilfreich, Toiletten sauber und ohne Gestank etc.
Was noch ein bisschen fehlt ist etwas Charakter sodass man nicht von den Acts alleine leben muss.
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