Schweiz
Islam

So will Bundesrätin Sommaruga das Burka-Verbot verhinden

So will Bundesrätin Sommaruga das Burka-Verbot verhinden

27.06.2018, 12:2527.06.2018, 12:49
Mehr «Schweiz»

Eine Burka für alle Fälle

1 / 12
Eine Burka für alle Fälle
Die böse Burkaträgerin, mit der das «Komitee gegen erleichterte Einbürgerung» um Andreas Glarner Wahlkampf macht, kam vielen sofort bekannt vor.
Auf Facebook teilenAuf X teilen

Der Bundesrat lehnt die Burka-Initiative ab, will aber einen Gegenvorschlag. Zum einen sollen Kontakte mit bestimmten Behörden mit unverhülltem Gesicht erfolgen müssen. Zum anderen soll jeglicher Zwang, das Gesicht zu verhüllen, unter Strafe gestellt werden.

Das hatte der Bundesrat bereits im Dezember im Grundsatz entschieden. Am Mittwoch hat er nun die Vernehmlassung zu einem indirekten Gegenvorschlag eröffnet.

Die Volksinitiative «Ja zum Verhüllungsverbot» verlangt, dass in der ganzen Schweiz niemand im öffentlichen Raum das Gesicht verhüllen darf. Ausnahmen wären ausschliesslich aus Gründen der Sicherheit, der Gesundheit, des Klimas und des einheimischen Brauchtums möglich. Hinter der Initiative steht das «Egerkinger Komitee» um den Solothurner SVP-Nationalrat Walter Wobmann, das mit der Anti-Minarett-Initiative erfolgreich war.

Kantone sollen entscheiden

Der Bundesrat lehnt die Initiative ab. Er will es weiterhin den Kantonen überlassen, über ein Verhüllungsverbot zu entscheiden. Der Kanton Tessin hatte 2013 ein solches Verbot eingeführt, andere Kantone entschieden sich dagegen.

ARCHIV -- ZUM GEGENVORSCHLAG DES BUNDESRATES ZUM VERHUELLUNGSVERBOT AM MITTWOCH, 27. JUNI 2018, STELLEN WIR IHNEN FOLGENDES BILDMATERIAL ZUR VERFUEGUNG -- Touristinnen mit Kopftuch am Montag, 29. Juli ...
Bild: KEYSTONE

Mit der Initiative wären solche differenzierten kantonalen Lösungen nicht mehr möglich, hält der Bundesrat fest. Vor allem könnten die Kantone nicht mehr selber regeln, wie sie mit verhüllten Touristinnen aus arabischen Ländern umgehen wollten.

Strafe für Verhüllungszwang

Er sei sich aber bewusst, dass die Gesichtsverhüllung zu Problemen führen könne, schreibt der Bundesrat. Deshalb schlage er gezielte Massnahmen auf Gesetzesebene vor.

Inakzeptabel ist für den Bundesrat, wenn Frauen gezwungen werden, das Gesicht zu verhüllen. Deshalb will er neu ausdrücklich festhalten, dass dies strafbar ist. Der Tatbestand der Nötigung soll entsprechend ergänzt werden. Wer eine Frau zwingt, sich zu verhüllen, dem soll eine Freiheitsstrafe von bis zu drei Jahren oder eine Geldstrafe drohen.

«Dinge, die man einer Burka-tragenden Frau nicht sagen sollte»

Video: watson

Unverhüllt zu Behörden

Daneben will der Bundesrat klar festlegen, unter welchen Voraussetzungen im Behördenkontakt das Gesicht enthüllt werden muss und welche Sanktionen eine Weigerung zur Folge hat. Dadurch könnten Spannungen vermieden werden, schreibt der Bundesrat. Zudem hätten die Regeln eine präventive Wirkung.

Konkret sollen Personen ihr Gesicht zeigen müssen, wenn dies zu Identifizierungszwecken notwendig ist. Für bestimmte Bereiche – etwa im Migrationsbereich – ist das schon heute im Gesetz geregelt. Für andere fehlt dagegen eine spezifische Regelung.

Das neue Gesetz solle die notwendige Klarheit schaffen, beispielsweise bei der Personenbeförderung, schreibt der Bundesrat. Wer einer wiederholten Aufforderung zur Enthüllung des Gesichts keine Folge leistet, soll mit Busse bestraft werden. (sda)

11 Tage alt und schon Opfer von Hass im Netz

Video: srf
DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
Hast du technische Probleme?
Wir sind nur eine E-Mail entfernt. Schreib uns dein Problem einfach auf support@watson.ch und wir melden uns schnellstmöglich bei dir.
77 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
aglio e olio
27.06.2018 12:45registriert Juli 2017
"Wer eine Frau zwingt, sich zu verhüllen, dem soll eine Freiheitsstrafe von bis zu drei Jahren oder eine Geldstrafe drohen."

Wieso geschlechtsbezogen?
Sind Frauen so schwach und unmündig, dass sie speziell geschützt werden müssen. Ziemlich altbackenes Denken dahinter...
00
Melden
Zum Kommentar
avatar
Platon
27.06.2018 15:02registriert September 2016
Auch wenn ich von einem Burkaverbot rein gar nichts halte, da es keinerlei Probleme löst und nur ein weiteres Kapitel in der xenophoben SVP-Symbolpolitik darstellt, so wäre es doch klüger gewesen es per Gesetz zu regeln. Machen wir uns nichts vor, der liberale Rechtsstaat wird schon seit Jahren von Rechts torpediert und die Initiative wird vermutlich angenommen. Nur hätte man sich mit einem Bundesgesetz die unnötige Aufmerksamkeit für das Egerkingerkomitees sparen können. Eine Arena mit Walter Wobmann untergräbt unsere westlichen Errungenschaften genau so wie die Burka selbst.
01
Melden
Zum Kommentar
77
Gemeinsam gegen Unterschriftfälschung: Bauernverband und SP fordern klare Regeln

Der Bauernverband und die SP fordern verbindliche Regeln gegen Unterschriftfälschungen. Aus diesem Grund sitzen sie nicht mehr am runden Tisch «Integrität von Unterschriftensammlungen», der von der Bundeskanzlei einberufen wurde.

Zur Story