Der Jugendanwalt beschuldigt den bald 18-jährigen Schweizer der Meuterei von Gefangenen, der mehrfachen Freiheitsberaubung, der versuchten schweren Körperverletzung und des mehrfachen Raubes. Gemäss Anklageschrift war der junge Mann zwar nicht Rädelsführer, aber Mittäter.
Er soll mit 36 Monaten Freiheitsentzug und einer Busse von 300 Franken bestraft werden. Die Verteidigung gibt ihre Anträge in der Hauptverhandlung bekannt. Seine Freunde stehen in anderen Kantonen vor Gericht.
Der Beschuldigte steht nicht zum ersten Mal vor dem Strafgericht des Kantons Zug. Dieses hatte im September 2015 für den damals 16-Jährigen eine sogenannte Unterbringung angeordnet. Anfang November 2016 wurde er ins Kantonale Jugendheim Aarburg eingewiesen – in eine geschlossene Wohngruppe.
Keine zehn Tage später, am 13. November 2016, brach er zusammen mit zwei Kollegen aus. Gemäss Anklageschrift war der Termin nicht zufällig gewählt: An jenem Sonntagabend war ausnahmsweise kein Securitas-Mitarbeiter anwesend, weil der Diensthabende aus gesundheitlichen Gründen ausgefallen war.
Unter einem Vorwand erreichten die Jugendlichen, dass eine Sozialpädagogin ins schallgeschützte Musikzimmer kam. Dort gingen sie mit Faustschlägen, Tritten und Kniestössen auf sie los.
Anschliessend bewachte einer die Frau, die beiden anderen lockten den zweiten Sozialpädagogen in einen Hinterhalt: Der Anführer der Gruppe hatte im Musikzimmer eine Eisenstange von einem Schlagzeug abmontiert und mitgenommen. Damit prügelte er auf Kopf, Rücken und Arme des Sozialpädagogen ein. Der Mann musste später mit Rissquetschwunden am Kopf sowie diversen weiteren Verletzungen im Spital behandelt werden.
Während sein Kumpel zuschlug, stand der Beschuldigte gemäss Anklageschrift «in Angriffsstellung daneben». Er habe nicht nur das Verhalten des anderen gebilligt, sondern sei bereit gewesen, selbst einzugreifen. Dabei hätten die beiden in Kauf genommen, dem Sozialpädagogen schwere oder gar lebensgefährliche Verletzungen zuzufügen.
Die beiden verletzten Sozialpädagogen wurden schliesslich in einer Toilette eingeschlossen. Die jungen Männer stahlen ihnen Handy, Schlüssel, Portemonnaies und einen Pfefferspray.
Mit diesem setzten sie kurz darauf eine dritte Sozialpädagogin ausser Gefecht. Sie war auf einen Alarm hin aus einer anderen Abteilung hinzugekommen und wurde nun genötigt, das Aussentor der Aarburg per Code und Fingerabdruck zu öffnen.
(aargauerzeitung.ch)