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Kein ESC in Zürich: Wie die JSVP allen die Party verdarb

epa11334296 Nemo representing Switzerland with the song 'The Code' poses in the press room after winning the 68th edition of the Eurovision Song Contest (ESC) at the Malmo Arena, in Malmo, S ...
Das Lachen ist zumindest der Stadt Zürich heute vergangen. Nemo mit Trophäe in Malmö nach dem Sieg.Bild: keystone
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Kein ESC in Zürich: Wie die JSVP allen die Party verdarb

Die politische Agenda der Jungen SVP hat den ESC in Zürich gekillt. Und damit die Chance für die grösste Schweizer Stadt, Botschafterin für eine weltoffene Haltung zu sein.
19.07.2024, 16:2219.07.2024, 17:20
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Aus und vorbei. Zürich wie auch Bern/Biel haben eine Abfuhr erhalten, ihre Bewerbungen um die Austragung des Eurovision Song Contest 2025 wurden von der SRG abgeschmettert. Die SRG gibt an, dass in Zürich das angekündigte Referendum gegen den gesprochenen Kredit von 20 Millionen Franken zur Absage beigetragen hat.

Als Veranstalter braucht man Planungssicherheit. Mit einem drohenden Referendum – die Unterschriftensammlung war erst vor ein paar Tagen angelaufen — fehlt diese. Das Referendum ergriffen hatte die Junge SVP. Als Begründung gab die Partei an, dass «ihrer Meinung nach der ESC gespickt ist von politischen Meinungen und Feindseligkeit», der Anlass «werde für die politische Agenda ausgenutzt, frei nach dem Motto ‹Wer ist der hipste Freak in ganz Europa?›», so die Jungpartei auf ihrem Instagram-Kanal.

Junge SVP Instagram-Post zu ESC Referendum
Post der Jungen SVP Kanton Zürich vom 10. Juli 2024.Bild: Instagram

Ironischerweise ist genau diese Begründung in meinen Augen gespickt von politischen Meinungen und Feindseligkeit. Die Bezeichnung «Freak» ist ausgrenzend, diskriminierend und beleidigend und würdigt in keinster Weise die Individualität der ESC-Teilnehmenden.

Die Junge SVP hat genau das getan, was sie kritisiert: den ESC als Instrument für ihre politische Agenda genutzt.

20 Millionen Franken hätte die Stadt Zürich als Kredit gesprochen. Dass die Austragung des ESC auch eine riesige wirtschaftliche Chance ist, verkennt die Junge SVP gänzlich. Dass man für einen Gewinn eine Investition tätigen muss, gehört zum betriebswirtschaftlichen Basiswissen. Eine Wertschöpfung für die ganze Region.

Dass es bei der diesjährigen Austragung «nicht um Musik, sondern um Werbung für einen dritten Geschlechtseintrag» gegangen sei, ist eine krasse Verkennung von Nemos Musiktalent und Nemos Leistung. Gerade Nemos Einzigartigkeit und Nemos Talent, das Publikum mit aussergewöhnlichen Kompositionen und Inszenierungen zu fesseln, haben der Schweiz diesen Sieg eingebracht. Das ist die schönste Demonstration für unser Land und ein Zeichen, dass wir für eine offene Welt stehen und uns bewegen.

Es scheint mir, als hätte die Junge SVP genau das getan, was sie kritisiert: den ESC als Instrument für ihre politische Agenda genutzt. Und gewonnen. Zum Leidwesen von Zürich und dem Eurovision Song Contest.

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Wegen dieser Szene wird Nemo nun von der ganzen Welt gefeiert
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341 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Idealisst, Fabulisst, Alchemisst
19.07.2024 16:47registriert Januar 2014
Die SVP und JSVP sind in fast allem, was sie machen und sagen widersprüchlich. Das ist denen nicht nur egal sonder Absicht: es geht ausschliesslich um populistische Provokation und Stimmungsmache.
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lumpensammlerin
19.07.2024 16:51registriert Mai 2019
Sobald die Jungparteien etwas finden, bei dem die Anti-Haltung Wellen schlagen könnte, wird die Anti-Haltung voll ausgelebt.
In diesem Fall einer Grossstadt unwürdig, aber die JSVP in ZH kommt ja eh vom Hinterland.
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GianniT
19.07.2024 16:36registriert Februar 2021
Tja, die SVP Jungen sind, kaum vorstellbar, noch heftiger als die Alten.
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