Der Europapark muss die Besucherzahl auf etwas über 30'000 Eintritte pro Tag begrenzen. Grund dafür ist ein Fachkräftemangel. Die Kapazitätsbeschränkung soll die Warteschlangen vor den Bahnen, Restaurants und Souvenirshops verringern. Denn dort fehlen die meisten Mitarbeitenden.
Der Personalmangel zeigt sich auch in der Schweiz. Und das just vor dem ersten Sommer ohne Corona-Beschränkungen. In der Gastronomie und Hotellerie sind derzeit 10'600 Stellen unbesetzt.
Aber auch in der Eventbranche könnte es knapp werden. «Weil viele Veranstaltungen aufgeholt werden und zusätzliche stattfinden, benötigen wir momentan sehr viele Leute», sagt Jörg Gantenbein. Er ist Präsident des Schweizer Verbands technischer Bühnen- und Veranstaltungsberufe.
Es werde eng im Sommer. Doch man komme gerade noch so durch, so Gantenbein. «Die vielen Events stimmen uns aber zuversichtlich. Es geht wieder aufwärts in der Branche. Und einige, die während der Pandemie aus dem Beruf ausgestiegen sind, sind bereits wieder zurückgekehrt.»
Weniger zuversichtlich äusserte sich Street-Parade-Veranstalter Joel Meier gegenüber der NZZ. Er bezeichnete den Personalmangel als «einzige Katastrophe». Es fehle an Bühnentechnikern, Gerüstbauern und Getränkehändlern – aber auch vielen weiteren Helferinnen und Helfern. Viele hätten sich während der Pandemie umorientiert. «Früher hatten wir Stundenlöhner, die an der Street Parade aushalfen, um Spass zu haben. Jetzt hatten sie zwei Jahre lang keinen Spass und wollen zuerst Party machen statt arbeiten.»
Bei den grossen Schweizer Openairs sieht die Lage weniger prekär aus. In eineinhalb Wochen geht das Openair St.Gallen über die Bühne. Gemäss der Veranstaltungs-Webseite werden noch Samariter, Sicherheitspersonal und Personen, die sich um den Abfall und die Entsorgung kümmern, gesucht.
Man ist aber optimistisch: «Aktuell sind wir gut aufgestellt. Die Suche nach Personal war aber aufwendiger als in vergangenen Jahren», heisst es von Nora Fuchs, verantwortlich für die Kommunikation beim Openair St.Gallen. Erfreulich sei aber, dass viele langjährige Crew-Mitglieder trotz Pandemie-Pause wieder dabei seien. «Wir haben eine grosse Crew mit rund 140 OK-Mitgliedern und über 3500 Freiwilligen, die im Einsatz sind», so Fuchs.
Auch das Openair Frauenfeld habe Mühe gehabt, genügend Personal zu finden. «Es ist in der Tat schwieriger geworden, die offenen Stellen zu besetzen», so ein Sprecher auf Anfrage. Inzwischen sei es aber gelungen, alle wichtigen Positionen zu besetzen. In den Bereichen Abfall-Entsorgung und Aufräumen nach der Veranstaltung seien aber noch Stellen ausgeschrieben.
Auch beim Openair Gampel, das zwar erst Mitte August stattfindet, sucht man noch nach Personal. Im Gastro- und Eventbereich sei man aber gut bedient, so Sprecher Olivier Imboden auf Anfrage. Auf Facebook suchen die Veranstalter aktuell noch nach Helferinnen für Infostände oder Mitarbeitenden in der Alarmzentrale.
Tja und oh Wunder: hinter der Reasource Personal stecken echte Menschen mit Besürfnissen, z.B. nach Stabilität. Und die haben sich umorientiert. Ist schliesslich ein freier Markt, nicht?