Mit seinem Vermögen kann er sich fast alles kaufen. Auch die öffentliche Aufmerksamkeit. Peter Buser mag junge, leicht bekleidete Frauen, protzt schon mal mit seinem Geld und gibt gerade Millionen aus, um seinen Namen und seine Stiftung bekannt zu machen.
Von Grenchen über Basel bis nach Davos unterstützt er Kultur und Sport. Hier finanziert er mit einigen hunderttausend Franken ein Turnerstadion, dort eine Nietzsche-Ausstellung, und bald soll auch das Eishockeystadion des HC Davos den Namen seiner Stiftung tragen. «Ich will nicht nur im Aston Martin rumfahren, sondern auch etwas bewirken», sagt der 82-Jährige. «Viel Zeit bleibt mir nicht mehr.»
Es ist das wohltätige Engagement eines Mannes, der zuvor nur in der Boulevardpresse mit exzentrischen Auftritten bekannt geworden war. Etwa als er am Wiener Opernball mit sechs jungen Frauen aufkreuzte.
Doch wo immer Buser nun auftritt, hilft er nicht nur. Der Mäzen bringt seine Beschenkten auch in die Bredouille. Denn der Junggeselle und Lebemann zelebriert öffentlich ein Frauenbild, das – gelinde gesagt – nicht politisch korrekt ist.
Der HC Davos muss sich seit Tagen rechtfertigen, weil Buser in einem Fernsehbeitrag sagte, Frauen hätten «untertänig» zu sein.
In Basel löste ein Nietzsche-Symposium, das er organisierte, Proteste aus. Für Schlagzeilen sorgte dabei, dass sich das Historische Museum Basel für Busers Zwecke einspannen liess. Mit seiner Spende – es waren 400'000 Franken – konnte der Mäzen, zumindest indirekt, das staatliche Museum zur Propagierung seines teils bizarren Weltbildes einspannen.
Ortstermin in Triesen, Fürstentum Liechtenstein. Hier wohnt Peter Buser seit zwanzig Jahren. Eine Terrassensiedlung am Hang. Der Blick fällt übers Ländle und auf schneebedeckte Berge. Der Hausherr trägt ein schwarzes Hemd mit goldenen Perlen. Der Ausschnitt ist so tief, wie er es selbst beim anderen Geschlecht mag. Bilder von halb nackten Frauen hängen im Vorzimmer.
Buser empfängt in einem Raum, in dem nicht nur ein Flügel vor einer riesigen Spiegelwand steht, sondern auch Dutzende Frauenkleider an Garderobeständern hängen. Jeans, Jupes, rote Lack- und Lederkorsetts.
«Sehen Sie all die Fotos von schönen jungen Frauen, die da hängen? Zu solchen gehe ich zurück, wenn ich nächsten Monat wieder in meine Wahlheimat Paraguay zurückkehre.»
Eine gute Bekannte bringt dem Hausherrn Apfelsaft, für den Gast gibt es nichts. «Ich muss provozieren. Als braver Mann kann ich nichts erreichen», sagt Buser, während sich die Bekannte auf ein Sofa mit Tigerfelldecke setzt und fortan Buser mit einer gewissen Bewunderung zuhört.
Hätten das Basler Museum oder der HC Davos Peter Buser gegoogelt, so hätten sie sein Frauenbild in seiner Biografie finden können. Sie hätten dort lesen können, dass er als Lehrer seine Schülerinnen einen Aufsatz schreiben liess: «Ich kritisiere Herrn Buser». Und in den Aufsätzen wäre zu lesen, dass er die Schülerinnen an den Haaren zog. Die Gesponserten hätten ebenso lesen können, dass er nicht nur das Schloss des Pleitiers Rolf Erb kaufen wollte, sondern dass er dort auch eine Frau halb nackt fotografierte.
Ein wenig wirkt die Situation rund um Buser wie aus Dürrenmatts «Besuch der alten Dame» entlehnt: Ein alter Mann bezahlt Geld und stellt andere vor die moralische Frage, ob man es nehmen darf.
Es dauert ob Vaduz nicht lange, bis die Sätze fallen, die dem 82-Jährigen derzeit so viele Schlagzeilen einbringen. «Ich liebe es, das Alphatier zu sein. Deshalb könnte ich keine Schweizerin heiraten.» Buser hat junge Freundinnen aus dem Ausland. «Sie sind schöner», sagt er. Als erfahrener und vermögender Mann helfe er ihnen, die arm, erfahrungslos und ohne Sprachkenntnisse in der Schweiz seien. «Das gibt ein natürliches Gefälle.»
Natürlich dürften Schweizerinnen gleichberechtigt sein. Aber wollen Frauen wirklich Männer, die abwaschen? «Waschlappen» wirft Busers Bekannte auf dem Tigerfellsofa ein. Gelächter. In solchen Momenten kommt Buser als Junggeselle rüber, der sich alles erfüllen konnte und nie Rücksicht nehmen musste auf andere.
Buser hat aber noch eine ganz andere Seite. Der Romanist mit Doktortitel schweift im Gespräch immer wieder ab. Dann schaut er nur noch zu seiner Bekannten, doziert über Beethoven, Goethe, Nietzsche; berichtet von einem Roman, den er gerade schreibt. «Wow», sagt die Frau auf dem Sofa. An den Konzerten, die Busers Stiftung organisiert hat, spielten namhafte Musiker.
Vorgezeichnet war es nicht, dass Peter Buser dereinst so vermögend wird. Aufgewachsen als Maurersohn wurde er Lehrer, studierte Romanistik und gelangte als Vermögensverwalter an der Börse zu Geld. In seiner Biografie kokettiert Buser mit Geschäften am Rande der Legalität, beschreibt, wie er auch mal von der Staatsanwaltschaft vorgeladen wurde, in Untersuchungshaft sass, aber nie angeklagt wurde.
Warum lassen sich Museen und Vereine auf einen Geldgeber ein, bei dem man nach einigen Klicks abschätzen kann, dass das Sponsoring im schlimmsten Fall dem eigenen Ruf schadet?
«Wir haben nichts mit Peter Buser zu tun, sondern mit einer Stiftung, die er hauptsächlich finanziert», sagt Gaudenz Domenig, Verwaltungsratspräsident des HC Davos. Die Stiftung werde in Davos hochstehende klassische Konzerte organisieren. «Das ist eine gute Sache.»
Und beim Historischen Museum Basel heisst es: «Das Museum ist kein Risiko bezüglich der Ausstellung eingegangen.» Man sei «inhaltlich und gestalterisch völlig unabhängig» gewesen. Man nahm also das Geld des alten Herrn gerne – und drückte beim Rest zwei Augen zu.
Man weiss bei Peter Buser nie genau, wie ernst er meint, was er sagt. Buser habe eine diabolische Freude, «die Leute durch unkonventionelles Verhalten und intelligente Provokationen vor den Kopf zu stossen», schreibt der langjährige «Weltwoche»-Redaktor Philipp Gut im Vorwort zu Busers Biografie. Buser sagt: «Ich habe Freude an der Provokation. Ich bin ein Schauspieler.» Ohne bizarre Auftritte keine Aufmerksamkeit. «Das gelingt mir sehr gut.»
Doch derzeit scheint ihm alles etwas aus dem Ruder gelaufen zu sein: Seit im Fernsehen seine Freundin neben ihm niederkniete und er von der Frau in untertäniger Haltung sprach, gehen die Schlagzeilen auch ihm zu weit. Der HC Davos distanzierte sich. Man habe seinen Witz nicht verstanden, sagt Buser. «Es ist so, dass wir, wie andere Liebespaare, gerne Rollenspiele spielen, in denen ich meist der Dominus bin. Wir spielen aber mit Genuss auch das Gegenteil, nämlich mich als hingebungsvollen Sklaven.»
Am Ende bleibt wieder offen, ob er alles ernst meint, ob er ein Spiel spielt oder ob er versucht, alles als Witz zu deklarieren, um aus der unangenehmen Situation zu kommen.
Georg von Schnurbein ist nicht ausserordentlich überrascht, dass auch Mäzene zum Zug kommen, deren Engagement man als zumindest heikel bezeichnen könnte. «Die Suche nach Geld ist schwierig und komplex», sagt der Direktor des Center for Philanthropy Studies an der Universität Basel.
«Gerade bei grösseren Beträgen ist es eine Herausforderung, diese zusammenzubekommen» – auch wenn in der Schweiz «unheimlich viel und grosszügig» Geld geschenkt werde. Oft müssten Museen die Sonderausstellungen ausserhalb des ordentlichen Jahresbudgets organisieren. «Dann ist der ökonomische Druck sehr hoch.»
Herr Buser, haben Sie das Gefühl, von den Leuten, denen Sie Ihr Geld geben, ernst genommen zu werden? «Davos hat mich liebevoll aufgenommen», sagt Buser. «Nach der Konferenz wurde mir ein Ehrenplatz zugewiesen mitsamt Sportexperten, die mir das Spiel Davos gegen die ZSC Lions mit viel Einfühlungsvermögen erklärten.»
Und in Grenchen sei er gar hofiert worden. Für seine 1.5 Millionen Franken wird dort nicht nur ein Turnerstadion saniert. Buser erhält dort eine Strasse, die nach ihm benannt wird. Auch auf Google Street View wird man sie erkennen. «Das hat man mir versprochen.» Peter Buser will, dass sein Name weiterlebt, auch wenn er dereinst verstummt.
Diese extreme Moralisierung ist nur noch mühsam.