Beat Anliker, besser bekannt unter seinem Künstlernamen MC Pädu Anliker, ist tot. Das Thuner Stadtoriginal starb im Alter von 59 Jahren, wie die Kommunikationsabteilung der Stadt Thun mitteilte. Anliker habe am Dienstagabend zu Hause einen Herzstillstand erlitten.
Das «Urgestein der Thuner Kunstszene» («Bund») hatte seit 30 Jahren das Kulturlokal Café Bar Mokka geführt und das frühere Jugendhaus weit über die Region hinaus bekannt gemacht. Mit dem «Möggu», wie die Thuner das Lokal liebevoll nennen, hievte Anliker die Stadt auf die Landkarte der wichtigen Konzertorte der Schweiz.
Bekannte Schweizer, aber auch internationale Musikgrössen, Slam-Poeten sowie andere Kunstschaffende treten regelmässig im Club auf oder spielen am Sommerfestival «AM SCHLUSS». Der Musikkenner Anliker gab aber auch jungen Musiktalenten immer wieder die Möglichkeit, erste Erfahrungen auf der Bühne zu sammeln und war damit auch ein wichtiger Förderer der regionalen Musikszene.
Erst Anfang September hatte die Stadt Thun Anliker mit dem Thunpreis 2016 für seine Verdienste um die Thuner Kulturszene geehrt. Der Kulturpreis soll Anliker nächste Woche posthum verliehen werden, berichtet die «Berner Zeitung». Zuvor soll es für Anliker eine öffentliche Abdankung geben.
Die Preisverleihung kann indes nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Exzentriker Anliker mit den Thuner Behörden nicht immer auf gutem Fuss stand. Oft war er angeeckt, zum Beispiel wegen unbewilligter nächtlicher Open-Air-Veranstaltungen.
Der gelernte Maurer, der mit fünf Geschwistern in Thun aufwuchs, pflegte seinen Musikklub liebevoll zu dekorieren. Sich selber setzte er ebenfalls in Szene: Er schminkte gern seine Augen und trug Ketten und Ringe. Auch als leidenschaftlicher Koch für die Musiker trat er gern in Erscheinung.
Legendär sind seine kräftigen, mitunter derben Sprüche. «Musik ist scheisse», zum Beispiel. Über das Kulturleben in der Stadt Bern sagte er kürzlich dem «Bund»: «In Bern kannst du als Kulturveranstalter in die Ecke seichen, und es kommen trotzdem Leute, das ist verrückt.» In Thun dagegen könne er das «hipste Zeug» bringen, und es gebe trotzdem «keinen Hype».
«Alles kommt gut und anders zum Saisonstart 2016/17», betitelte Anliker seinen jüngsten Beitrag auf der Mokka-Homepage. Darin schreibt er, dass er nach einigen Pausen, zu denen er durch seinen Körper gezwungen wurde, nun wieder hart an der Arbeit sei. (dhr)
Mit Material der Nachrichtenagentur SDA.