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Wetter Schweiz: Schnee bis unter 1000 Meter – war es das mit dem Sommer?

Schnee bis unter 1000 Meter: War es das mit dem Sommer?

Ein starker Kälteeinbruch plagt Schweizerinnen und Schweizer. Ein Meteorologe erklärt, woher die Kälte kommt und ob wir uns trotzdem noch auf sommerliche Tage freuen können.
10.09.2024, 17:55
Bruno Knellwolf / ch media
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So wird das Wetter in der Schweiz: Im September 2024 erreicht uns die Polarluft.
Bild: meteonews/shutterstock

Was für ein Temperatursturz! Am Samstag lagen wir noch in der Badi, jetzt ziehen wir Pullover und Jacke über. Da fragen sich alle: War es das mit dem Sommer?

«Wir müssen uns tatsächlich auf eine sehr herbstliche Phase einstellen», sagt Meteorologe Felix Blumer von SRF Meteo. Am Donnerstag und Freitag kommt es zu einem Kälteeinbruch. Danach zieht der Niederschlag zwar langsam nach Osten ab, dennoch bleiben die Temperaturen gerade im Mittelland vorerst tief. Es herbstelt kräftig, weil eine Bise Hochnebelluft zu uns führt.

«Auch zu Beginn der kommenden Woche werden wir vorerst nicht mehr in den Bereich der 20-Grad-Marke kommen», sagt Blumer. Besser sieht es im Tessin aus, dort bringt der Nordföhn ab Donnerstag häufig Temperaturen zwischen 18 und 23 Grad. «Badewetter kann man das aber auch nicht nennen, dafür bläst der Nordföhn zu kräftig.»

Kaltluft direkt aus Grönland

Der abrupte Wechsel von Warm auf Kalt hatte mit der Höhenkaltluft zu tun, die uns aus Nordwesten erreichte, erklärt Blumer. «Sie nimmt den direkten Weg von Grönland zu den Alpen. Damit gehen die Temperaturen in den Keller.» Und das bedeutet, dass uns auch der Schnee immer näher kommt. Am Mittwochnachmittag kommt aus Nordwesten Regen auf. Dann liegt die Schneefallgrenze zunächst noch im Bereich um 2500 Meter. Aber bereits am späten Abend sinkt sie im Osten deutlich unter 2000 Meter. Die Bergspitzen werden ein erstes Mal eingezuckert.

Von Donnerstag bis Samstagmittag befindet sich die Schneefallgrenze meist im Bereich zwischen 1200 und 1700 Metern. Generell liegt sie an den Voralpen und Alpen der Zentral- und Ostschweiz sowie in Nord- und Mittelbünden am tiefsten. Im Berner Oberland und im Wallis befindet sie sich meist bei 1500 Metern.

Der Schneebericht ist allerdings noch abhängig von der Zugbahn der Höhenkaltluft in der zweiten Wochenhälfte. «Ist die Nordströmung ungünstig, kann sich in den nördlichen Alpentälern wie dem Reusstal, dem Glarnerland und dem Churer Rheintal eine Stausituation mit Starkniederschlag bilden. Bei diesem Szenario würde in diesen Gebieten die Schneefallgrenze stellenweise sogar unter 1000 Meter sinken», sagt Blumer.

Ganz aussergewöhnlich ist das nicht: «Solche Kaltlufteinbrüche kommen im September immer wieder vor, auch wenn wir es lieber verdrängen», sagt Blumer. Doch durch die allgemeine Erderwärmung in den letzten Jahren sind sie in der Regel nicht mehr so markant ausgefallen. Nimmt man aber langjährige Klimastatistiken, so ist man in diesem September weit von Rekorden entfernt.

Gemäss dem Meteorologen war die Situation im September 2019 ähnlich. Damals gab es am 4. September am Flughafen Zürich einen Höchstwert von 25 Grad, und vier Tage später zeigte das Thermometer dort nur noch einen Wert von 12 Grad an. Auch 2008 erfolgte ein Absturz in der gleichen Grössenordnung. In jenem Jahr wurde danach die 20 Gradmarke erst wieder am 11. Oktober erreicht.

Schnelle und spektakuläre Wetterwechsel

Doch Blumer macht uns auch ein wenig Hoffnung. Es sei durchaus möglich, dass Ende des Monats oder sonst halt erst im Oktober nochmals sommerliche Temperaturen erreicht werden. «Denken wir daran, dass das Mittelmeer nach wie vor rekordwarm ist. Setzt sich eine Südströmung durch, kann es plötzlich wieder sehr warm werden.» Er erinnert an das Jahr 2019, als es nach einer starken Abkühlung Anfang September bereits nach fünf Tagen wieder einen Sommertag gab mit bis zu 27,5 Grad.

In den 1990er-Jahren wurden solche Kälteabstürze sogar schon im August aufgezeichnet. Am 29. August 1995 zum Beispiel war es am Flughafen Zürich 11,6 Grad kalt und gleichzeitig machte Frau Holle auf dem appenzellischen Schwäbrig auf 1150 Metern ihre Aufwartung. Auch 2006 wurde es ein erstes Mal schon im August kalt. «In den Übergangsjahreszeiten erleben wir sehr oft einen raschen Wechsel von warmem Wetter zu kühlem Wetter», sagt Blumer. Im Frühling haben die Kaltlufteinbrüche ihre Namen wie Eisheilige und Schafskälte, im Herbst sind es eher die Warmphasen wie der Altweibersommer, Goldener Oktober oder Martinisommer.

Auf den Altweibersommer hoffen wir nun, weil wir den Sommer 2024 gesamthaft sowieso in schlechter Erinnerung haben, Mai und Juni waren kalt und nass. Blumer sagt allerdings: «Dieser Sommer war bedeutend besser als sein Ruf.» Massgeblich zur positiven Bilanz trug der August bei. Dieser Monat war nach dem «Jahrhundert-August» 2003 der zweitwärmste seit Messbeginn 1864. Sogar noch wärmer als der August 2003, was fast schon einer Sensation nahekomme.

Einer der wärmsten Sommer

Insgesamt gehörte der Sommer 2024 zu den zehn wärmsten in der Schweiz. Den schlechten Ruf hat er sich vor allem wegen der Unwetter im Juni eingehandelt. «Es mag zwar etwas zynisch tönen, aber es waren immer ziemlich lokale Ereignisse», sagt Blumer. So gab es zwar örtlich viel zu viel Niederschlag mit verheerenden Schäden, wie zum Beispiel im Misox.

Allerdings war schweizweit gesehen der Sommer 2024 trotzdem deutlich zu trocken. Und dank des Augusts sogar noch leicht sonniger als in den letzten Jahren. Absolute Hitzerekorde blieben aber aus. Der Höchstwert wurde in Biasca mit 36,4 Grad verzeichnet, nördlich der Alpen stellten die 35,4 Grad in Basel den Höchstwert dar. Im Vergleich zu den 39,3 Grad aus dem Vorjahr in Genf sind diese Werte eher bescheiden. (aargauerzeitung.ch/lyn)

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