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Weniger «Work» und mehr «Life» – so ticken Gen Z und Millennials

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Weniger «Work» und mehr «Life» – so ticken Gen Z und Millennials

Den Sinn im Leben finden – der Gen Z und den Millennials ist dies besonders wichtig. Lebenseinstellungen, Werte und Anliegen können sich über die Generationen verändern. Ein Vergleich über die Generationen in der Schweiz.
20.12.2023, 10:56
Julia Neukomm
Julia Neukomm
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«OK Boomer» – jede Generation hat so seine Eigenheiten. Die einen sind zu spiessig, die anderen zu viel am Handy. Trotzdem leben wir alle zusammen und können auch voneinander profitieren. Denn durch jede neue Generation kommt frischer Wind in die Gesellschaft.

Wie sehr sich die Generationen voneinander unterscheiden oder wie sehr sie sich eben doch gleichen – hier ein Überblick mit Fokus auf Gen Z und Millennials.

Die Generationen

«Früher war alles besser» – gefühlt jede Generation beklagt sich über die neuen Generationen und argumentiert dann, weshalb ihre Generation besser war. Veränderungen und andere Lebenseinstellungen kommen nämlich oft nicht besonders gut bei den älteren Generationen an.

Offiziell gibt es keine globale Einteilung der Generationen. Generationsübergreifende Trennlinien sind also keine exakte Wissenschaft. Solche Einteilungen sollen dazu dienen, um Veränderungen der Menschen über die Jahre analysieren zu können. Häufig werden die Generationen wie folgt unterteilt:

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Zu welcher Generation gehörst du?

Vorurteile

Es gibt zahlreiche Vorurteile über die verschiedenen Generationen. So wird den Babyboomern vorgeworfen, sie seien konservative Workaholics, von der Generation X sagt man, sie sei unpolitisch. Auch über die Millennials wird gelästert, sie seien «Harry Potter»-liebende Sinnsuchende und Gen Z seien ungeduldige Multitasker.

Doch das «Anecken» und «Neudenken» hat hinsichtlich des Fortschrittes auch seine Wichtigkeit. So müssen sich zum Beispiel Arbeitgeber dem neuen Zeitgeist anpassen, um auch für jüngere Generationen attraktiv zu bleiben.

Die Gen Z und die Millennials machen heute nämlich rund die Hälfte der Schweizer Arbeitskräfte aus. 2022 überholten die Millennials (35,8 %) die Generation X (35,7 %) und wurden die am stärksten vertretene Generation unter der Erwerbsbevölkerung.

Schweizer Studie zu Gen Z und Millennials

In der Schweiz herrscht in vielen Bereichen Arbeitskräftemangel. Für Unternehmen wird es deshalb immer wichtiger, die Bedürfnisse, Anliegen und Einstellungen von der Gen Z und den Millennials zu verstehen. Doch auch unter diesen Generationen gibt es Unterschiede. Das zeigt die schweizweite Studie Swiss Gen Z and Millennial Survey 2023.

Zur Studie
Deloitte hat eine schweizweite Umfrage durchgeführt. 1000 Millennials (1983–1994) und 700 Personen der Generation Z (1995–2004) wurden in den ersten zwei Wochen im März 2023 befragt.

Laut der Studie definieren sich die zwei Generationen im Gegensatz zu vorherigen nicht mehr allein durch ihre Arbeit. Freunde und Familie scheinen bei Gen Z und Millennials einen viel wichtigeren Stellenwert zu haben.

Fast jede zweite Person aus der
Gen Z will in den nächsten zwei Jahren den Job kündigen.
«Swiss Gen Z and Millennial Survey 2023»

Die Generation Z scheint im Vergleich zu den Millennials weniger loyal gegenüber ihrem Arbeitgeber zu sein. In der Umfrage gaben fast die Hälfte der Befragten der Gen Z an, ihren Arbeitsplatz in den nächsten zwei Jahren wechseln zu wollen. Rund ein Drittel der Millennials wollen mehr als fünf Jahre beim selben Arbeitgeber bleiben. Bei beiden Generationen waren die häufigsten Kündigungsgründe, dass die Arbeit nicht erfüllend war oder der Lohn nicht gestimmt hat.

Die fehlende Sinnhaftigkeit bei der Arbeit führt oft zur Kündigung.
«Swiss Gen Z and Millennial Survey 2023»

Die Themen Klimawandel, Lebenshaltungskosten und psychische Gesundheit beschäftigen die zwei Generationen besonders. Von der Gen Z gaben 25 Prozent an, dass Umweltschutz ein Anliegen sei. 29 Prozent der Millennials gaben an, sich Sorgen um die Lebenshaltungskosten zu machen.

Homeoffice ist besonders bei Millennials beliebt. Rund 40 Prozent, die in ihrem Job im Homeoffice arbeiten können, würden den Arbeitgeber wechseln, falls dies nicht mehr möglich wäre. Den Arbeitsort frei wählen zu können ist beiden Generationen wichtig. Zudem gefällt jeder und jedem Dritten die Vorstellung von einer verkürzten Wochenarbeitszeit.

Die Ergebnisse zeigen ausserdem, dass ein erheblicher Teil kaum Möglichkeiten hat, sich im Unternehmen mit eigenen Ideen einzubringen. Gerade in diesem Bereich besteht seitens Arbeitgeber noch grosses Potenzial.

14 Prozent der Schweizer Gen Z und 20 Prozent der Schweizer Millennials denken, dass sie keine Möglichkeit haben, ihren Arbeitsplatz positiv zu beeinflussen.

Fazit

Gen Z und Millennials sind sich in vielen Bereichen sehr ähnlich. Beide Generationen finden eine «Work-Life-Balance» wichtig, bevorzugen die Möglichkeit, im Homeoffice arbeiten zu können und brauchen einen Sinn in der Arbeit und im Leben.

Millennials sind um ihre finanzielle Existenz etwas mehr besorgt. Sie bleiben tendenziell lange beim selben Arbeitgeber und arbeiten gerne von zuhause aus. Flexible Arbeitszeiten und eine verkürzte Wochenarbeitszeit sind vielen wichtig.

Die Gen Z scheint etwas sprunghafter zu sein. Erfüllt ein Arbeitgeber die Bedürfnisse nicht, wird dieser auch schnell gewechselt. Besonders der Umweltschutz und der Klimawandel macht der Gen Z zu schaffen. Sie wünscht von Unternehmen, dass diese sich mehr dafür einsetzen.

Kritik an der Generationen-Theorie
Bei all den Stereotypen, die daraus resultierten, ist es wichtig zu betonen, dass es auch viel Kritik gibt an den konstruierten Generationen. Bisweilen spricht man deshalb auch vom «Generationenmythos»: Ereignisse prägten nicht nur bestimmte Alterskohorten, sondern alle Menschen, so das Argument, und gerade die stereotypisierten Vorurteile seien oft nur mangelhaft oder gar nicht belegt.

Ein Professor für Arbeitspsychologie, Hannes Zacher, begründet die Kritik so: Einerseits seien die Generationen selbst in der Wissenschaft nicht klar abgegrenzt. Andererseits werde nicht auseinandergehalten, ob Unterschiede sich «aufgrund des Lebensalters ergeben, aufgrund des Geburtsjahrs oder aufgrund des Kontexts, in dem die Studie stattgefunden hat». In seinen Augen gibt es demnach keine wissenschaftlichen Beweise dafür, dass Menschen in Generationen mit unterschiedlichen Werten, Einstellungen und Verhaltensweisen eingeteilt werden können.
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204 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Esreichtjetztdann
20.12.2023 11:06registriert Dezember 2022
Ich bin aus der Generation X, aber ich verstehe die Jungen. Wenn ich so unsere Welt anschaue, mit all den Kriegen, Klimaaussichten, geisteskranken Herrschern, etc. kann ich nur empgehlen, das Leben zu geniessen und nicht nur Arbeit, Arbeit, Arbeit!
Wer sagt denn am Schluss danke? Leben, solange man kann!
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Fklroo
20.12.2023 11:29registriert November 2019
Ich finde es super, dass die Arbeitnehmer Forderungen platzieren.
Wir sollten nicht vergessen, dass der einfache Arbeiter, von den letzten Jahrzehnten der massiven Produktionssteigerung, praktisch Nichts abbekommen hat. Alles in die Hände von Wenigen.
Wieso soll man sich also zu Tode schufften, wenn man sich sowieso kein Eigenheim leisten kann und die Rente auch dann misserabel ausfallen wird. In der Ungerechtigkeit kommt keine Motivation auf!
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Crazyscientist
20.12.2023 11:55registriert März 2017
In zwei Jahren werde ich dreissig. Trotz normalem Job werde ich im Gegensatz zu meinen Eltern nie die Möglichkeit haben Wohneigentum zu erwerben. Die jüngere Generation arbeitet gleich viel mit weniger Perspektiven und stagnierenden Löhnen.
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