Der Konsum von Alkohol gehört in der Schweiz – so wie in vielen anderen (europäischen) Ländern auch – zum guten Ton. Ein Gläschen Wein in angenehmer Gesellschaft oder ein Bier nach dem Feierabend ist nicht nur gesellschaftlich toleriert, sondern fast erwünscht. Das weiss jeder, der sich bereits einmal rechtfertigen musste, wieso er nicht auch anstossen wolle – ein Gläschen habe doch «noch niemandem geschadet».
Geht es nach dem Bundesamt für Gesundheit (BAG), darf ein gesunder erwachsener Mann zwei, eine gesunde erwachsene Frau ein Glas Alkohol pro Tag trinken. «Ein Glas» bedeutet eine Stange Bier, ein Glas Wein oder ein Gläschen Schnaps – also umgerechnet 10 bis 12 g Reinalkohol. Der jährliche Reinalkohol-Konsum pro Kopf beträgt 2020 laut Sucht Schweiz 7,6 Liter. Wie viel Alkohol für einen Menschen unschädlich ist, hängt von dessen Geschlecht, Alter, Gesundheitszustand und weiteren Faktoren ab.
Vier von fünf Schweizern haben einen unproblematischen Umgang mit Alkohol – jeder fünfte jedoch entwickelt ein problematisches Trinkverhalten und trinkt zu viel oder zu oft alkoholhaltige Getränke. Ob jemand alkoholsüchtig ist, muss von Person zu Person neu und von einer Fachperson beurteilt werden.
Indizien dafür können jedoch folgende Punkte sein: Kontrollverlust über die Menge und Regelmässigkeit des Konsums, steigende Alkoholmengen und ständige Gedanken an das Suchtmittel.
Von risikoreichem Konsum wird gesprochen, wenn die trinkende Person sich selbst oder ihr Umfeld durch den Konsum von Alkohol gefährdet. Hierbei wird unterschieden zwischen chronischem und episodischem risikoreichem Konsum.
Als chronisch gilt, wenn man regelmässig täglich zwei (als Frau) beziehungsweise vier (als Mann) oder mehr alkoholische Getränke trinkt. Episodischer risikoreicher Konsum beschreibt den Konsum von mindestens vier (als Frau) beziehungsweise fünf Getränken (als Mann) innert weniger Stunden, wenn dies mindestens einmal im Monat vorkommt.
Frauen vertragen Alkohol grundsätzlich weniger gut als Männer, weil ihr Körper weniger Enzyme besitzt, die in der Lage sind, den Alkohol zu spalten.
Der Dry January – zu Deutsch «trockener Januar» – ist eine weltweite Challenge, die dazu aufruft, während des ganzen ersten Monats des Jahres keinen Alkohol zu trinken. Wer mitmacht, kann Preise gewinnen und es gibt eine App, welche einen durch die Abstinenz begleitet. Neben dem Verzicht auf Alkohol geht es dabei auch darum, seinen Alkoholkonsum ganz grundsätzlich zu hinterfragen und zu reflektieren, wann und wie man trinkt.
Ins Leben gerufen wurde der Dry January von Alcohol Change UK, einer britischen Wohltätigkeits- und Kampagnenorganisation.
Die Challenge eignet sich besonders für Personen, die ihren Konsum etwas regulieren möchten oder jene, die nach einem Monat voller Geschäftsapéros und Weihnachtsfeiern eine Alkoholpause einlegen möchten. Für einigermassen moderate, aber regelmässige Konsumenten kann eine Pause viele Vorteile haben – doch dazu später mehr.
Nicht beim Dry January mitmachen sollten Menschen, die ein ernsthaftes Alkoholproblem haben – die könnten nämlich gefährliche Entzugserscheinungen erleiden, die ärztlicher Kontrolle und Betreuung bedürfen. Solche Entzugssymptome sind beispielsweise Schlaflosigkeit, Schwitzen, Übelkeit, Depressionen und sogar Halluzinationen.
Übermässiger Alkoholkonsum wirkt sich schädlich auf Leber, Bauchspeicheldrüse, Herz, Nervensystem und Muskulatur aus. Ebenfalls erhöht er das Risiko, an Krebs zu erkranken – besonders im Mund- und Rachenbereich, der Speiseröhre, im Darm und den Brustdrüsen. Auch das Risiko für Demenz und Impotenz steigt mit erhöhtem Alkoholkonsum.
Je nachdem, wie viel Alkohol eine Person im Schnitt so trinkt, fallen die Effekte des Dry January stärker oder weniger stark aus:
Wer wirklich zu viel trinkt, sollte seinen Konsum besser reduzieren, als ihn gänzlich zu streichen – so kann das Verhalten nachhaltiger geändert werden. Wer ganz aufhört und dann nach einem Monat wieder in seine alten Muster fällt oder sogar noch mehr trinkt, hat nicht wirklich von der Challenge profitiert.
Grundsätzlich mache es aber für alle Sinn, dem Körper einmal eine Pause vom Alkohol zu geben und sich aktiv mit seinem Konsum auseinanderzusetzen. Hinzu kommt, dass die Mehrheit der Teilnehmer angibt, auch nach Ablaufen des Monats noch weniger zu trinken als davor.
Wollte zuerst gar nicht wahrhaben das ich ein Problem habe da ich nicht täglich getrunken hatte und ohne Probleme für mehrere Wochen verzichten konnte (episodischer Trinker).
Durch eine Beratungsstelle bin ich zum Entschluss gekommen es gänzlich bleiben zu lassen. Nach zwei Terminen stand der Entschluss fest und ich habe seit dem dieses Gift nie wieder angefasst. War die beste Entscheidung meines Lebens.
Ich kann jedem der aufhören will raten sich eine Beratungsstelle zu suchen (fast jede Gemeinde hat eine).