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Die Szene erinnert eher an ein Flüchtlingscamp in der Dritten Welt als an die Schweiz: Eingewickelt in Armeeschlafsäcke liegen in Renens VD Nacht für Nacht rund 100 Männer im Garten der Notschlafstelle «Sleep-In». Manche schlafen auf dem dreckigen Boden, andere haben sich behelfsmässig Unterlagen aus Zeitungen und Karton beschafft. Offensichtlich wissen die grösstenteils aus Eritrea stammenden Männer nicht wohin. Die meisten sind abgewiesene Asylbewerber, auch aus anderen Kantonen, sowie Männer, für die gemäss Dublin-Abkommen ein anderer Staat zuständig wäre.
Die Stadt Lausanne, die Besitzerin des Grundstücks, duldet die Besetzer offiziell nur nachts. Mittlerweile verbringen manche auch den Tag dort. Das ist der Stadt ein Dorn im Auge. Bereits stellte sie ein Ultimatum, das letzte Woche verstrich. Die Männer hätten den Platz räumen müssen. Am Ende brachten auch vor dem «Sleep-in» postierte Securitas-Wärter nichts. Seit einigen Tagen schon kommt die Polizei vermehrt für Personenkontrollen aufs Gelände.
Eine weitere Schwierigkeit: Die Männer wollen ihre Identität nicht preisgeben. Nicht ohne Grund: Sie sind nun illegal in der Schweiz und müssten in ihre Heimat ausgeschafft werden. Was tun also? Für Lausannes Sozialdirektor Oscar Tosato (SP) steht fest: «Die Situation ist rechtlich und humanitär prekär, aber wir wollen keine gewaltsame Räumung», wie er gegenüber dem «Tages-Anzeiger» sagt. Seine Befürchtung: Die Räumung vertreibt die Besetzer nur an andere Orte. In und um Lausanne sollen derzeit über 300 Obdachlose leben.
Die Männer wollen bleiben, so viel steht fest. Am Donnerstag zogen einige von ihnen zusammen mit dem Kollektiv Jean Dutoit, eine Gruppe Studenten und Vertreter der extremen Linken, durch die Stadt. Sie protestierten unter anderem gegen das Ultimatum der Behörden.
Was demnächst passiert, bleibt offen. Die Stadt bat unlängst Kanton und Bund um Hilfe. Letzterer sieht sich nicht zuständig. Der Kanton Waadt zeigt sich ebenfalls ratlos, weil die Männer ihre Identität nicht offenlegen wollen. Man könne niemanden zur Nothilfe zwingen, heisst es beim kantonalen Amt für Bevölkerung.