Temperaturen von über 30 Grad, Feuerwerk- und Grillverbote in der ganzen Schweiz: 2018 wird wohl ein Hitzesommer. Wie extrem dieser bisher ausfällt, zeigt unsere Analyse in sechs Punkten.
Die Temperaturen von April bis Juli 2018 übertreffen sogar jene des Rekordsommers von 2003. Die bisherige Durchschnittstemperatur zwischen April und Juli beträgt 12 Grad, in der gleichen Periode wurden 2003 11,8 Grad gemessen.
Bei einer Beschränkung auf diese Auswahl betrug die höchste gemessene Temperatur in der Schweiz im Juli bisher 33,3 Grad – und zwar in Genf. Genf hatte sogar mehr Hitzetage (Maximaltemperatur über 30 Grad) als Lugano. Auch in den Städten Basel, Bern und Zürich wurden im Juli viele Hitzetage gemessen.
Am heissesten war es diesen Sommer aber im Wallis. Am Freitag kroch dort das Thermometer auf 35 Grad. Noch nie war es in diesem Jahr hierzulande wärmer.
«Die Schweiz erlebt die niederschlagsärmste April-Juli-Periode seit fast 100 Jahren», teilte MeteoSchweiz diese Woche mit. Ähnlich wenig Niederschlag gab es letztmals im Jahr 1921.
Niederschlag war im Juli selten. Nur bei vier von 31 Messstationen wurde richtiger Niederschlag (mehr als 5 Milliliter pro Tag) gemessen.
Besonders prekär ist die Lage in den Kantonen Schaffhausen, Zürich und im Aargau. Hier liegt der letzte richtige Niederschlag drei Wochen zurück. In der letzten Woche hat es nur in Lugano, Locarno, Sion und in Bern geregnet.
Der Hitzesommer 2018 übertrifft in Sachen Durchschnittstemperatur und Niederschlagsarmut bisher jenen von 2003. Hinzu kommt, dass dieses Jahr auch der Frühling viel zu warm und trocken war.
Bei der Anzahl Hitzetage liegen wir bisher aber ungefähr im Durchschnitt, wie MeteoNews in einer Mitteilung schreibt. Um den Rekord von 2003 zu knacken, braucht es im August noch einige Hitzetage:
Kein Regen und hohe Temperaturen – das bedeutet erhöhte Brandgefahr. Mit Ausnahme des Kantons Genf herrscht zur Zeit überall in der Schweiz mindestens erhebliche Waldbrandgefahr. In grossen Teilen der Deutschschweiz gilt das Feuerverbot in Waldnähe (bis 200 Meter vor dem Waldrand).
In den Kantonen Tessin, Wallis und einigen südlichen Teilen Graubündens gilt absolutes Feuerverbot, also auch im Freien. Diese drei Kantone haben bereits am Freitag ein totales Feuerwerksverbot für den 1. August ausgesprochen. Andere Kantone, wie zum Beispiel der Kanton Bern, werden am Montag entscheiden, ob Feuerwerk am 1. August erlaubt ist.
Aber Achtung: In den Kantonen gibt es einzelne Gemeinden, die ein allgemeines Feuerverbot erlassen haben. So zum Beispiel der ganze Bezirk Hinwil in Zürich. Für eine genaue Angabe der Verbote ist die Gemeindeseite und nicht die Kantonsseite zu konsultieren.
Die Trockenheit hat auch Auswirkungen auf die Detailhändler. So verkauft Coop in den Regionen Solothurn, Fribourg, Aargau, Graubünden, Ostschweiz, Tessin, Wallis, Liechtenstein sowie in Teilen des Kantons Bern keine Feuerwerkskörper mehr. «Wir wollen so auch unseren Beitrag leisten, um mögliche Schäden durch Feuer, beziehungsweise Feuerwerk, zu vermeiden», sagt Mediensprecherin Andrea Bergmann zu watson.
Die hohen Temperaturen und seltenen Niederschläge haben starken Einfluss auf die Gewässer und Wasserversorgung der Schweiz. Viele Seen verzeichnen derzeit unterdurchschnittliche Pegelstände, schreibt das Bundesamt für Umwelt (BAFU) in einer Mitteilung.
Ausgenommen davon sind Gewässer in den Einzugsgebieten von Gletschern. Wegen der besonders starken Gletscherschmelze führen zum Beispiel im Wallis einige Flüsse mehr Wasser als üblich zu dieser Jahreszeit.
Auch die Wassertemperaturen sind betroffen. Besonders im Mittelland verzeichnen viele Flüsse sehr hohe Wassertemperaturen. Problematisch ist dies für die Wasserlebewesen. Zu hohe Temperaturen verursachen bei Fischen Stress und können gar zum Tod führen. Betroffen sind davon aber nur kleinere Gewässer, in grossen Seen können die Wasserlebewesen in grössere Tiefen tauchen.
Auswirkungen auf den Menschen gibt es ebenfalls. «Aufgrund der Trockenheit kann es lokal Einschränkungen der Wassernutzung geben», schreibt das BAFU. In einigen Kantonen ist es bereits zu Wasserspar-Aufrufen gekommen. Im Kanton Thurgau gilt zum Beispiel seit dem 13. Juli ein Wasserentnahmeverbot für kleinere Gewässer. Ausgenommen davon sind der Bodensee, der Rhein sowie das Grund- und Quellwasser.
Eine allgemeine Wasserknappheit herrscht in der Schweiz aber noch nicht und diese ist auch nicht zu befürchten. Grund dafür ist, dass 80 Prozent des Schweizer Trinkwassers aus dem Grundwasser gewonnen wird. Dieses reagiert nur verzögert auf Trockenheit. «Als Wasserschloss Europas verfügt die Schweiz über grosse Wasserreserven», so das BAFU.
Nicht nur die Schweiz, ganz Europa erlebt einen extremen Sommer. Das Europe's Climate Centre on Climate Monitoring hat einen speziellen Beirat für die Wetterbedingungen in der zweiten Julihälfte eingerichtet. Das Team befürchtet, dass die Dürre in den nächsten Wochen von lokaler Wasserknappheit, heftigen Gewittern und Waldbränden begleitet werden könnte.
Die Hitzewelle trifft auch Skandinavien. Laut einer Mitteilung der World Meteorological Organization (WMO) wurden in Norwegen und Finnland Rekordtemperaturen von über 33 Grad gemessen. In Schweden wüten seit Mitte Juli mehr als 50 Waldbrände und in Griechenland forderten Waldbrände diese Woche über 80 Tote.
In ganz Nordeuropa gab es rekordverdächtig wenig Niederschlag. Besonders stark betroffen ist der südliche Teil Grossbritanniens. Hier wurde in der ersten Julihälfte noch nie so wenig Regen gemessen. Dafür fällt in Südeuropa mehr Regen als sonst. In Spanien, Portugal und in der Balkanregion gab es überdurchschnittlich viel Niederschlag im Juni.