Der viele Neuschnee, der im Schweizer Alpengebiet über die Festtage gefallen ist, hat auch seine dunkle Seite: Bei verschiedenen Lawinenabgängen über den Jahreswechsel wurden ein Wintersportler getötet und vier weitere Tourengänger verletzt.
Ums Leben kam am Silvestertag ein Schneeschuhwanderer oberhalb von Kandersteg im Berner Oberland. Im Gebiet des Hohtürli hatte sich ein Schneebrett gelöst und eine dreiköpfige Gruppe unter sich begraben, die in Richtung Blüemlisalp unterwegs war.
Laut der zuständigen Staatsanwaltschaft und der Kantonspolizei konnten die alarmierten Rettungskräfte zwei Männer auf dem Lawinenkegel orten und mit einer Seilwinde bergen. Sie mussten zur Kontrolle ins Spital. Den dritten Schneeschuhwanderer konnte ein Lawinensuchhund aufspüren. Er wurde schwer verletzt ins Spital geflogen, wo er später starb.
Ebenfalls an Silvester wurde ein Tourenpaar aus Deutschland beim Aufstieg zur Maighels-Hütte im Bündnerland von einer Lawine mitgerissen. Laut Angaben der Kantonspolizei Graubünden wurde der 40-jährige Mann glücklicherweise nur leicht verschüttet, sodass er mit dem Mobiltelefon die Rettung alarmieren konnte.
Sein Beinbruch verhinderte jedoch eine Suche nach der 35-jährigen Frau. Diese wurde später durch einen Lawinenhund in einer Tiefe von rund einem halben Meter gefunden. In kritischem Gesundheitszustand wurde sie ins Kantonsspital Graubünden nach Chur geflogen.
Mehr Glück zum Jahresende hatte ein Ehepaar am Piz Belvair bei Zuoz im Engadin. Nach einem Lawinenabgang wurden die Wintersportler von anderen Skitourengängern geortet und unverletzt geborgen. Sie wurden mit dem Rettungshelikopter zur Kontrolle in ein Spital geflogen.
Die Lawine hatte sich gelöst, als vier Skitourengänger in Richtung Madulain ins Tal fuhren. Alle vier wurden mitgerissen, wie die Kantonspolizei meldete. Eine leicht verschüttete Person konnte sich selbst befreien.
Im gesamten Alpenraum herrscht derzeit «erhebliche» Lawinengefahr, also die dritte von fünf Gefahrenstufen. Laut den Bund ist das für Wintersportler die «kritischste Situation», bei der sich am meisten Unglücke ereignen. Eine optimale Routenwahl sei nötig.
Dass die Schneesituation kritisch war, bekam auch die Schweizerische Rettungsflugwacht Rega zu spüren, die über Neujahr stark gefordert war. Insgesamt flogen ihre Helikopter am 31. Dezember und 1. Januar rund 160 Einsätze, wie sie am Dienstag mitteilte.
Alleine an Silvester wurden 110 Einsätze durchgeführt - ein neuer Tagesrekord. Fast zwei Drittel der Einsätze flogen die Crews zur Bergung von verunfallten Wintersportlern, zudem rückten sie wegen der erwähnten Lawinenunglücke aus.
Auch im Flachland hinterliess der viele Niederschlag zwischen Weihnachten und Neujahr seine Spuren. Wegen eines Erdrutsches war im Zürcher Oberland eine S-Bahn-Linie an Silvester während Stunden unterbrochen.
Ein Lokführer hatte den Erdrutsch gegen 7.30 Uhr gemeldet, konnte mit seinem Zug die Strecke aber noch befahren. Aus einem steilen Waldstück seien ein paar wenige Kubikmeter Erde heruntergerutscht und hätten das Gleis zum Teil verschüttet, hiess es im Blog der SBB.
Der Schnee und die starke Winde sorgten auch in mehreren anderen Kantonen für Einschränkungen im Schienenverkehr. Im Wallis war die Bahnlinie Visp-Zermatt zwischen St. Niklaus und Visp für mehrere Stunden unterbrochen. Zwischen Andermatt UR und Disentis im Bündnerland verkehrten bis am Samstagabend wegen Lawinengefahr keine Züge. (bal/sda)