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Rachid Nekkaz will St.Galler Burka-Bussen zahlen

Der algerische Polit-Aktivist Rachid Nekkaz, links, und Karima im Niqab demonstrieren gegen das Burka-Verbot im Kanton St. Gallen, am Mittwoch, 3. Oktober 2018, in St. Gallen. Nekkaz sagt, er wolle de ...
Nekkaz mit einer verschleierten Frau vor dem St.Galler Rathaus.Bild: KEYSTONE

Polit-Aktivist Rachid Nekkaz will St.Galler Burka-Bussen zahlen

03.10.2018, 17:37
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Der algerische Geschäftsmann und politische Aktivist Rachid Nekkaz hat am Mittwoch in Begleitung einer verschleierten Frau die Stadt St.Gallen besucht. Anlass dazu war der Volksentscheid vom 23. September für ein Burka-Verbot.

Nekkaz erklärte vor dem städtischen Rathaus beim Bahnhof seine Botschaft: Jede Frau solle aus Gründen der Religionsfreiheit freiwillig eine Gesichtsverhüllung tragen dürfen. Die Behörden müssten diese Freiheit genauso respektieren wie die Gesetze.

St.Gallen sagt JA zum Burkaverbot

Video: srf

Sollten im Kanton St.Gallen verschleierte Musliminnen gebüsst werden, will Nekkaz diese Bussen übernehmen. Er habe im Kanton Tessin bereits vier solche Bussen bezahlt, sagte Nekkaz. In anderen europäischen Staaten habe er bereits über 1500 Bussen übernommen.

Der Aktivist wurde in St.Gallen von einer Algerierin im schwarzen Niqab begleitet. Er habe den St.Galler Stadtrat und die Kantonsregierung um ein Treffen gebeten, sagte Nekkaz. Diese hätten seine Anfragen aber nicht beantwortet.

Klares Ja zum Burka-Verbot

Die Stimmberechtigten des Kantons St.Gallen sagten am 23. September mit einer Zweidrittelsmehrheit Ja zu einem Gesichtsverhüllungsverbot. Der Kantonsrat hatte das Verbot Ende 2017 mit den Stimmen von SVP und CVP beschlossen. Mehrere Jungparteien ergriffen dagegen das Referendum.

Der algerische Polit-Aktivist Rachid Nekkaz, links, und Karima im Niqab demonstrieren gegen das Burka-Verbot im Kanton St. Gallen, am Mittwoch, 3. Oktober 2018, in St. Gallen. Nekkaz sagt, er wolle de ...
Nekkaz und die verschleierte Frau in St.Gallen.Bild: KEYSTONE

Bestraft wird künftig, wer im öffentlichen Raum sein Gesicht verhüllt, sofern dies «die öffentliche Sicherheit oder den religiösen oder gesellschaftlichen Frieden bedroht oder gefährdet». Ob eine solche Bedrohung oder Gefährdung vorliegt, ist in jedem einzelnen Fall zu beurteilen.

Der St.Galler Justiz- und Polizeidirektor Fredy Fässler erklärte nach der Abstimmung, das Verbot werde kaum etwas bewirken. Er könne sich keine Situation vorstellen, in der die Bedingungen des Verbots erfüllt wären. Fässler geht davon aus, dass die Polizei keine Burkaträgerinnen büssen wird.

Nationale Initiative

St.Gallen ist der zweite Kanton nach dem Tessin, der ein Gesichtsverhüllungsverbot einführt. Das Thema ist auch auf nationaler Ebene aktuell. Das «Egerkinger Komitee» lancierte die Volksinitiative «Ja zum Verhüllungsverbot». Diese verlangt, dass in der ganzen Schweiz niemand im öffentlichen Raum das Gesicht verhüllen darf.

Dem Bundesrat geht diese Burka-Initiative zu weit. Sie problematisiere ein seltenes Phänomen und greife in die bewährte kantonale Regelungsautonomie ein. Er will es weiterhin den Kantonen überlassen, über ein Verhüllungsverbot zu entscheiden.

In einem Gegenvorschlag zeigt er sich aber bereit, die Regeln zu verschärfen. Zum einen sollen Kontakte mit bestimmten Behörden nur unverhüllt stattfinden dürfen. Zum anderen soll jeglicher Zwang, das Gesicht zu verhüllen, unter Strafe gestellt werden.

Seit Ende Juni läuft dazu die Vernehmlassung. Danach kommt die Vorlage vors Parlament. Über Initiative und Gegenvorschlag abgestimmt wird voraussichtlich erst 2019. (sda)

Hidschab & Co. – Verhüllungen vom Kopftuch bis zur Burka

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Hidschab & Co. – Verhüllungen vom Kopftuch bis zur Burka
Hidschab: Wird vor allem als Bezeichnung für ein Kopftuch verwendet, das Haar und Ohren vollständig bedeckt, das Gesicht indes frei lässt. Meist werden zusätzlich die Halsregion, der Ausschnitt und eventuell die Schultern bedeckt.
quelle: shutterstock
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19 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Garp
03.10.2018 18:15registriert August 2018
Die Burka hat nichts, mit Religion zu tun, sondern nur mit patriarchalischer Unterdrückung mittels religiöser Vorschriften, die nicht mal im Koran stehen. Herr Nekkaz scheint ein totaler Patriarch zu sein.
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Amateurschreiber
03.10.2018 18:14registriert August 2018
Können wir uns nicht wie Erwachsene benehmen?
Jahrelang waren Gesichtsverschleierung oder Minarette kein Thema. Erst mit dem Aufkommen des gewalttätigen Radikal-Islamismus (in Europa) werden solche Verbote bei uns gefordert. Eigentlich weiss es ja auch jeder, dass es nicht um die Burka an sich geht, sondern um das, was eine Burka vermeintlich repräsentiert.
Herr Nekkaz sollte also eher Verständnis für die Verbotsforderungen aufbringen als noch Öl ins Feuer zu giessen. Genau solche Aktionen verstärken erst recht den Eindruck, dass Muslime sich von den "Ungläubigen" distanzieren wollen.
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Scaros_2
03.10.2018 18:08registriert Juni 2015
Liebes Watson Team und Populismus Journalisten. Auch heute dem 03.10.2018 ist es kein Burkaverbot gesetz sondern ein Verhüllungsverbot.

nennen wir es doch ab jetzt "Hooligan-verhüllungsverbot" oder aber "Fasnachtsmasken-Verbot". Diese 2 Dinge fallen nähmlich auch unter dieses Gesetz.

Aber ich verstehe das bringt euch keine Clicks.
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