Der Sommer hat mittlerweile auch die Schweizer Berge erreicht. Immer mehr Wanderwege auch in höheren Lagen werden schneefrei und sind wieder gut begehbar.
Das hört sich im ersten Moment vielleicht etwas komisch an, denn für Flachländer ist der Winter seit rund drei Monaten vorbei. Aber in höheren und schattigen Lagen kann noch immer Restschnee liegen. Bevor du also wirklich in die Höhe gehst: Kläre die aktuellen Bedingungen ab.
Doch auch in tieferen Lagen sind während der Saison nicht alle Wanderwege begehbar. Ein Hangrutsch da, gestürzte Bäume dort, Steinschlag hier: Immer wieder müssen Wanderwege gesperrt werden. Das ist nicht aussergewöhnlich und meist mit einem (signalisierten) Umweg lösbar.
Aber in diesem Frühsommer ist es etwas anders. Insbesondere im Wallis sind diverse Kilometer Wanderwege seit Wochen nicht begehbar. Roger Brunner, Head of Corporate Communication bei Valais/Wallis Promotion, schreibt auf Anfrage von watson: «In diesem Ausmass gab's das noch nicht.» Die Leidenszeit soll aber bald vorbei sein.
Die Häufung im Wallis ist offensichtlich. Zeitweise befanden sich über 70 Prozent der gesperrten Wanderwege dort.
Das bedeutete am 3. Juni bei landesweit rund 1650 Kilometern gesperrten Wegen: Rund 1200 Kilometer Wanderwege davon liegen im Bergkanton. 65 Kilometer – also nur ein kleiner Teil – im Lötschental. Doch was geschah mit den anderen Wegen?
«Rund 950 Kilometer hängen mit den heftigen Schnee- und Regenfällen um die Ostertage zusammen», erklärt Patricia Cornali, Verantwortliche Verbandskommunikation der Schweizer Wanderwege. Vor drei Monaten gab es späte Schneefälle auf bereits belaubte Bäume, was in vielen Teilen des Kantons schwere Waldschäden verursachte. Insbesondere auf Lagen zwischen 800 und 1500 Metern über Meer.
Egal, ob im Val d'Anniviers, Val d'Hérens, oberhalb von Saxon oder rund um Visp: Blickt man auf die Karte des Wanderlands Schweiz, stechen die vielen noch gesperrten Wege ins Auge.
Trotzdem hat sich seit dem 3. Juni viel getan. Aktuell sind bei den Schweizer Wanderwegen noch rund 200 Wegsperrungen im Wallis erfasst. Brunner sagt zur Lage im Kanton: «Der Grossteil des Wanderwegnetzes ist bereits wieder offen. Bis spätestens Ende Juni werden auch viele der noch gesperrten Abschnitte wieder begehbar sein.»
Die Arbeiten an den gesperrten Wanderwegen sind im Gange. «Man kümmert sich erst um diejenigen Abschnitte, die am nächsten am Dorf-/Stadtkern liegen, sowie hochfrequentierte Routen, dazu zählen die ‹Best-of-Routen› von SchweizMobil», sagt Cornali.
Höhere Abschnitte – wo teilweise noch Schnee liegt – folgen tendenziell später. Dort allerdings waren gemäss Brunner die Schäden auch kleiner und es gebe kaum Einschränkungen.
Trotz all den Arbeiten lässt sich bei einigen Wanderwegen noch kein Zeitpunkt für die Wiedereröffnung nennen. Diverse Faktoren spielen da eine Rolle. Cornali: «Einige Wege wurden schon wieder eröffnet, bei anderen wird es wenige Wochen dauern oder mehrere Monate.»
Klar ist aber auch, und das betont Brunner: «Dort, wo Wege offen sind, sind sie nach objektiver Einschätzung sicher – niemand nimmt hier Risiken in Kauf.» Der geleistete Effort seit Ostern von Gemeinden, Forstdiensten, Tourismusorganisationen, Freiwilligen, dem Zivilschutz und der Armee war gross.
Das alles hat natürlich auch Einfluss auf den Tourismus. Brunner gibt aber Entwarnung: «Faktisch steht der grösste Teil des Wanderwegnetzes jetzt wieder stabil und sicher zur Verfügung.» Zudem kommen die meisten Gäste für das Gesamterlebnis: «Und das ist voll intakt.»
Kein Wunder, empfiehlt er darum Gästen, die in den nächsten Wochen ins Wallis kommen und wandern wollen: «Kommt! Das Wegenetz ist in weiten Teilen offen und sicher. Besonders in höheren Lagen (oberhalb 1800 m) kann praktisch uneingeschränkt gewandert werden.»
Was natürlich trotzdem (vor jeder Wanderung) nie fehlen darf: Informiere dich im Vorfeld bei Tourismusbüros, SchweizMobil oder vor Ort über die aktuelle Situation und beachte allfällige Hinweisschilder.
1. Ein aktuelles Wanderwegverzeichnis, in dem man online, live den Zustand der Wanderwege nachschauen kann, gibt es wohl nur in der Schweiz.
2. Das Wanderwegnetz ist hierzulande enorm dicht.
3. Unsere Wanderwege werden gehegt und gepflegt wie sonst nirgends.
Wer im Ausland schon einmal wandern ging kennt das. Die Komoot-Routen (besseres gibt es nicht) enden plötzlich, man erkennt im Gebüsch, dass vermutlich vor 5 Jahren einmal ein Wanderweg bestanden hatte.