Schweiz
Religion

Streit um Sexualberatung: Herbe Niederlage für Churer Bischof vor Gericht

Streit um Sexualberatung: Herbe Niederlage für Churer Bischof vor Gericht

27.02.2018, 12:1327.02.2018, 12:22
Mehr «Schweiz»

Das Bistum Chur hat in einem jahrelangen Kampf mit der katholischen Landeskirche Graubünden vor dem Bündner Verwaltungsgericht eine herbe Niederlage erfahren. Gestritten wurde um die Unterstützung der Schwangerschafts-Beratungsstelle «adebar» durch die Landeskirche.

Es sei nicht erkennbar, in welcher Art und Weise die Glaubens- und Religionsfreiheit des Bistums und seiner Exponenten durch die Unterstützung von «adebar» eingeschränkt würde, befanden die Richter im Urteil, das am Dienstag vom Bistum Chur publiziert wurde.

Die Beschwerdeführer würden «nicht im Geringsten in der Ausübung ihrer religiösen Ansichten oder Handlungen eingeschränkt». Sämtliche vom Bistum vorgebrachten Rügen seien «nicht zutreffend» und manche gar «überspannt und konstruiert».

Streitpunkt Abtreibungsberatung

«adebar» ist eine gemeinnützige «Beratungsstelle für Familienplanung, Sexualität, Schwangerschaft und Partnerschaft» in Chur. Sie wird von der katholischen Landeskirche Graubünden jedes Jahr mit 15'000 Franken unterstützt – mit der Vorgabe, diese Gelder nicht für die Abtreibungsberatung zu verwenden.

Dennoch läuft das Bistum Chur gegen die Unterstützung seit 2012 Sturm. Nebst der Abtreibungsberatung würden zudem die Postionen von «adebar» betreffend Verhütung, künstliche Befruchtung und sexuelle Aufklärung dem katholischen Glauben widersprechen, schrieb das Bistum am Dienstag

Bischof will vor Bundesgericht

Für Bischof Vitus Huonder und Generalvikar Martin Grichting ist klar: Durch die finanzielle Unterstützung von «adebar» wird die katholische Kirche gegen ihren gegen ihren Willen mit einer Organisation in Verbindung gebracht, die der katholischen Lehre zuwiderhandelt. Sie befürchten einen Imageverlust.

Generalvikar Martin Grichting war 2012 im Kirchenparlament, dem Corpus Catholicum, mit seinem Antrag unterlegen, «adebar» nicht länger finanziell zu unterstützen. Gegen den Parlamentsbeschluss reichte Grichting im Namen des Bistums Beschwerde bei der Rekurskommission der Landeskirche ein – und blitzte ab.

Bischof Huonder und Generalvikar Grichting akzeptieren das Urteil des Verwaltungsgerichtes nicht und ziehen es weiter vor das Bundesgericht, wie das Bistum mitteilte. Das Bistum werde das Urteil der Bundesrichter selbstverständlich akzeptieren. Sollte es aber auch dort nicht recht bekommen, «müsste die katholische Kirche zur Kenntnis nehmen, dass der Staat ihre Religionsfreiheit beschneidet». (whr/sda)

«So geht Masturbieren ...» Wir erklären die neue SRF-Serie «Seitentriebe» im Video

Video: watson/Simone Meier, Emily Engkent
DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
12 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Pascal1917
27.02.2018 14:02registriert September 2017
"Sie befürchten einen Imageverlust."

Wow... da fehlen einem die Worte...

Viele Leute denken beim Stichwort "Röm.-kath. Kirche" an CHF 15'000.- und wie viele an pädophile Priester, korrupte Kardinäle und ein mittelalterliches Weltbild?
761
Melden
Zum Kommentar
avatar
manuel0263
27.02.2018 13:52registriert Februar 2017
Nur so am Rande: Die Weltbevölkerung steht im Moment auf bald 7,6 Milliarden Menschen; 2050 werden es fast 10 Milliarden sein. Weder ist die Erde aufblasbar noch entwickeln sich Gesellschaft und Politik in eine Richtung, die irgendeine Hoffnung bzgl. Ressourcenschonung und -verteilung oder nährt. Bewohnbare Planeten sind unbekannt oder im Fall unerreichbar. Vor diesem Hintergrund Geburtenkontrolle zu verteufeln oder den Wunsch der Frau auf Selbstbestimmung ihres Körpers zu ignorieren zeugt von einer sehr arroganten und weltfremden Lebenseinstellung. Christus hätte das sicher nicht gewollt.
611
Melden
Zum Kommentar
avatar
grind
27.02.2018 13:45registriert November 2017
kirche: "wir haben ein problem mit mitgliederschwund... was tun?"
huonder:"HOLD MY MESSBECHER AND WATCH THIS!"
362
Melden
Zum Kommentar
12
Zoll entdeckt Schmuggel von 6000 Zigaretten in serbischem Auto

Mitarbeitende des Bundesamts für Zoll und Grenzsicherheit (BAZG) haben in St. Margrethen in einem Auto mehr als 6000 Zigaretten entdeckt. Die vier Fahrzeuginsassen mussten Abgaben von 1560 Franken und eine Busse bezahlen. Eine Person wurde wegen fehlender Einreisepapiere der Kantonspolizei übergeben.

Zur Story