Schweiz
Religion

Feier zum Basistunnel: Zwist um göttlichen Gotthard-Segen

Freude über den Gotthard-Durchstich: Adolf Ogi und Moritz Leuenberger.
Freude über den Gotthard-Durchstich: Adolf Ogi und Moritz Leuenberger.
Bild: KEYSTONE

Abt Werlen und die Reformierten streiten, wer den Gotthard einweihen darf

18.05.2016, 05:4418.05.2016, 07:43
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Es waren einmal ein Katholik, ein Imam und ein Rabbi. Die machten sich am 1. Juni 2016 auf zu den Feierlichkeiten der Basistunnel-Eröffnung am Gotthard. Dort wollten sie dem Jahrhundertbauwerk ihren göttlichen Segen erteilen. Nur der Reformierte musste zuhause bleiben und verfolgte die Zeremonie mit viel Groll im Bauch zuhause vor dem Fernseher. 

Was beginnt, wie ein schlechter Witz, könnte sich in rund zwei Wochen tatsächlich so zutragen. Neun Millionen Franken hat der Bund budgetiert, um die Eröffnung des neuen Gotthard-Basistunnels zu feiern. Neben einem Volksfest und Reden von Bundesräten steht auch die Segnung der Röhre durch einen Rabbi, einen Imam und einen Vertreter der Christen auf dem Programm. 

Seit sechs Monaten sei dieser Teil der Zeremonie in Planung, sagt Pater Martin Werlen gegenüber der «Luzerner Zeitung». Der Katholik soll an den Feierlichkeiten sowohl die Reformierte als auch die Katholische Kirche vertreten. 

Pater Martin Werlen wird bei der Tunneleröffnung die christlichen Religionen vertreten. 
Pater Martin Werlen wird bei der Tunneleröffnung die christlichen Religionen vertreten. 
Bild: KEYSTONE

Reformierte wollen auch dabei sein

Doch nun sind die Planungen auf einmal ins Stocken geraten. Denn seitens der Reformierten Kirche regt sich Widerstand gegenüber der geplanten Segnung. «An die Eröffnung des Gotthards gehört eine Vertretung der evangelisch-reformierten Kirche», fordert Anne Durrer, Sprecherin des Schweizerischen Evangelischen Kirchenbunds (SEK), gegenüber der «Luzerner Zeitung». Entsprechende Gespräche mit dem UVEK seien bereits im Gange. 

Dies wiederum stösst dem früheren Abt von Einsiedeln Martin Werlen sauer auf. Die Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen, in der auch die Reformierten vertreten sind, hat nämlich vorgängig beschlossen, dass Werlen beide christlichen Religionen vertreten soll. «Wenn der SEK nun eine zweite Person schicken möchte, passt das nicht in das Konzept», so Werlen.

Für den Katholiken geht es vor allem darum ein Zeichen zu setzen: «Es ist das erste Mal, dass alle Getauften einen gemeinsamen Vertreter schicken, was ich sehr progressiv finde.» Würde nun kurz vor Abschluss der Planungen doch noch ein Vertreter der Reformierten Kirche hinzustossen, würde Werlen das gar nicht begrüssen. «Das widerspricht dem, was wir zum Ausdruck bringen wollen.» (cma)

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47 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Charlie Brown
18.05.2016 06:20registriert August 2014
Und wer vertritt die Pastafari?
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Karl Müller
18.05.2016 06:10registriert März 2015
Also wenn ich als Reformierter mal durch diesen Tunnel muss, und dann fällt mir ein Stein auf den Kopf, weil da nicht anständig reformiert gesegnet wurde, dann mach ich dem UVEK aber richtig Ärger!
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Yolo
18.05.2016 06:38registriert Mai 2015
Und wer vertritt die Atheisten? Ich fühle mich vom Bund zu tiefst diskriminiert...
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