Die Schweiz kann kein Corona. Infektionszahlen rauschen in atmosphärische Höhen, Hospitalisierungs- und Todesraten folgen mit einigem Abstand, als wären sie alle mit einer Leine verbunden. Die Kantone hadern mit neuen Massnahmen. Die Schweiz, ein löchriger Teppich aus Fast-Lockdowns und skifahrenden Unbekümmerten.
Die Schweiz kann Corona. Die Positivitätsrate sinkt, die Fallzahlen halbieren sich momentan alle zwei Wochen. Und das, ohne die Wirtschaft gänzlich abzuwürgen. Der gutschweizerische Mittelweg scheint zu funktionieren. Oder?
In der «Arena» wurde am Freitagabend zum 18. Mal über Corona diskutiert. Dabei schienen sich Moderator Sandro Brotz und sein Team nicht ganz einig gewesen zu sein, über was sie denn nun genau reden wollen. Und so wurde die Sendung kurzerhand in drei Teile unterteilt. Nur um dann doch über ganz andere Dinge zu streiten.
Doch von Anfang an. Mit von der Partie waren folgende Gäste:
Ausserdem waren Marcel Tanner von der Taskforce des Bundes und Ruth Baumann-Hölzle von der Stiftung «Dialog Ethik» als Experten geladen.
Der erste Teil der Sendung wurde den Toten gewidmet. Ob sich seine Gäste bereits an all die Sterbenden gewöhnt hätten, wollte Sandro Brotz wissen. Eine Steilvorlage für Co-SP-Präsidentin Mattea Meyer. Scharfzüngig legte sie dar, dass sie sich keineswegs daran gewöhnt habe und nutzte gleich die Gelegenheit, um ein paar mahnende Worte zu sprechen: «Menschen, die zu früh von uns gegangen sind, Angehörige, die trauern, Gesundheitspersonal, das überlastet ist: Das darf nicht die Zukunft sein.»
Meyer war im Angriffsmodus. Sie schüttelte entnervt den Kopf, als Esther Friedli darüber sinnierte, ob ein Bekannter von ihr mit oder an Covid-19 gestorben sei und fuhr sich nervös durch die Haare, als Ruth Humbel darlegte, dass sie Menschen kenne, die lieber sterben würden, als alleine im Altersheim zu sein.
Als FDP-Ständerat Andrea Caroni dann noch erklärte, dass die Schweiz besser dran sei als andere Länder und eine gute Balance zwischen Wirtschaft und Gesundheit gefunden hätte, platzte Meyer der Kragen. Sie setzte zum Rundumschlag an: «Wir haben die Kostenfrage über die Gesundheit der Menschen gestellt», sagte sie. Die Kantone und der Bund seien dem Druck der Wirtschaftsverbände erlegen, Menschen seien verunsichert worden, die Hausaufgaben nach der ersten Welle nicht gemacht.
Die Einzige, die Sandro Brotz' Frage wirklich beantwortete, ob uns die Sterbenden mittlerweile egal sind, war Ruth Baumann-Hölzle von der Stiftung «Dialog Ethik». «Corona ist wie eine Lupe für das Problem, das wir mit sterbenden Menschen im Allgemeinen haben», sagte sie. Der hiesige Umgang mit den Corona-Toten widerspiegle das schweizerische Gesundheitssystem. «Wir haben ein Anreizsystem, das bezahlt, wenn man an den Menschen etwas macht, sie testet, sie operiert, eine Chemotherapie durchführt.» Beziehungsarbeit für sterbende Menschen werde hingegen rationiert und leide unter einer Fehlversorgung.
Im zweiten Teil hätte es eigentlich darum gehen sollen, ob die Schweiz die Wende geschafft hat. Epidemiologe Marcel Tanner führte zwar aus, dass dies tatsächlich der Fall sei und die Prognosen momentan vielversprechend aussehen, doch dann kam Esther Friedli. Und SVP-Friedli machte genau das, was ihre Partei am besten kann: Themen setzen.
Statt nämlich über die aktuelle Corona-Situation zu sprechen, griff sie im Einzelgespräch lieber die Taskforce und damit auch Marcel Tanner an. Das Kommunikations-Wirrwarr der Wissenschaftler sei beschämend. «Man hört von den Experten der Taskforce jeden Tag etwas Neues. Sie geben politische Empfehlungen ab, die sie dann wieder relativieren. Niemand weiss mehr, was man glauben soll.» Das Mandat der Taskforce sei unklar und müsse geschärft werden.
Mit ihren Aussagen schien Friedli in ein Wespennest gestochen zu haben. In ein ihr gut gesinntes Wespennest. Ruth Humbel pflichtete ihr nämlich bei und warf die Frage in die Runde, ob die Task Force denn nicht ein bisschen zu gross sei. Und Andrea Caroni empörte sich darüber, dass wissenschaftliche Berater, wie es die Mitglieder der Science Taskforce seien, sich medial inszenieren dürften.
Tanner selbst nahm's gelassen. Selbst als Brotz ihn fragte, ob er denn seinen Laden nicht im Griff habe. Es stünde allen Mitgliedern der Taskforce frei, sich in ihrer Position als Wissenschaftler medial zu äussern, sagte Tanner. Auch liess er den Vorwurf nicht gelten, dass die Mitglieder widersprüchliche Aussagen machen würden. Das Problem sei nicht die Taskforce, sondern das sogenannte Präventionsparadox: «Wenn man nichts macht, schreien alle nach Prävention, wenn man dann Massnahmen einführt und diese wirken, heisst es, es wurde übertrieben.»
Im letzten Teil der Sendung wurde es nicht minder brisant. Denn es ging um den einen Silberstreifen am Horizont, an dem sich momentan alle verzweifelt festzuhalten versuchen.
Oder zumindest fast alle. Esther Friedli zeigte sich ein bisschen skeptisch in Bezug auf eine Corona-Impfung. Sie sprach von Nebenwirkungen als Folge eines globalen Wettrennens. Sie werde noch ein bisschen abwarten, bevor sie sich impfen lasse.
Andrea Caroni hingegen outete sich als richtiggehender Impf-Fan. Zumindest, wenn der Impfstoff im Westen hergestellt wurde: «Putins Giftbrühe werde ich mir bestimmt nicht spritzen lassen», sagte der FDP-Ständerat.
Ruth Humbel hingegen zeigte ein Herz für die Jugend. Und stiess zugleich die Frage nach einer Zweiklassengesellschaft an. In Grossbritannien plant man nämlich einen sogenannten Freiheitspass. Dieser soll geimpften Personen ermöglichen, sich ohne Maske oder Sicherheitsabstand im öffentlichen Raum zu bewegen. Humbel selbst sprach sich im Einzelgespräch zwar gegen einen Freiheitspass aus, spielte zugleich aber mit der Idee, dass zum Beispiel nur noch Leute, die geimpft wurden, an Festivals oder sonstige Grossveranstaltungen dürften. Andrea Caroni stimmte ihr bei: «Man darf ja auch nur Töff fahren, wenn man einen Helm anzieht.» Für ihn ist eine Impfung ein Akt der Solidarität.
Esther Friedli stehen bei solchen Aussagen «die Haare zu Berge», wie sie sagte. Eine Impfung sei ein massiver Eingriff in den Körper.
Auch den beiden Experten stiegen die Haare zu Berge. Nicht wegen der Impfung selbst, sondern wegen der politischen Ausschlachtung des Themas, wie es Ruth Baumann-Hölzle von der Stiftung «Dialog Ethik» in ihrem Schlusswort nannte. «Wir müssen als Gesellschaft alle an einem Strick ziehen. Wenn jetzt jeder noch versucht, aus dieser Frage politisches Kapital zu schlagen, dann kommen wir in der Impffrage nicht weiter.»
Die Entwickler der Impfstoffe
Das Management der Impfstoff Entwickler
Die Behörden die die Impfstoffe zulassen
Die Politiker
Dies ganz im Sinne von: Mit gutem Beispiel voran...
Dies sollte sicherstellen, dass die Impstoffe seriös entwickelt und geprüft werden...
Wein trnkende Politiker halt.