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Nach zwei Abenden mit Krawallen: In Lausanne ist es heute ruhig

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Ein Gemeindearbeiter übermalt am Dienstag Schmierereien in Lausanne.Bild: keystone

Nach zwei Abenden mit Krawallen: In Lausanne ist es heute ruhig

Nach zwei Abenden mit Ausschreitungen ist im Lausanner Quartier Prélaz Ruhe eingekehrt.
27.08.2025, 03:1127.08.2025, 07:43
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Nach den Ausschreitungen vom Sonntag- und Montagabend ist es in der Nacht auf Mittwoch in Lausanne ruhig geblieben. Das bestätigte ein Sprecher der Kantonspolizei Waadt auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Kurz vor Mitternacht zeichnete sich ab, dass im Quartier Prélaz offenbar Ruhe eingekehrt ist.

Es gab zwar einige Menschen, die sich draussen aufhielten, die Atmosphäre blieb aber friedlich, wie Journalisten von Keystone-SDA vor Ort beobachteten. Polizeiautos waren präsent.

«Dank der Präventionsarbeit, der Präsenz unseres Dispositivs vor Ort und der Aufrufe zur Ruhe konnte eine weitere Krawallnacht verhindert werden», sagte David Guisolan, Sprecher der Waadtländer Kantonspolizei, am frühen Mittwochmorgen zur Nachrichtenagentur Keystone-SDA.

Am Dienstagmorgen hatte der für die Polizei zuständige Lausanner Stadtrat Pierre-Antoine Hildbrand (FDP) eine Verstärkung der präventiven Präsenz angekündigt, um eine dritte Krawallnacht zu verhindern. «Wir passen unser Dispositiv in dem Masse an, wie wir die Dynamik am Werk und die Zusammensetzung der Personengruppen, mit denen wir es zu tun haben, verstehen», erklärte Hildbrand, ohne mehr über das eingesetzte Polizeiaufgebot sagen zu wollen.

Zwei Krawallnächte nach Todesfall

Am Sonntag- und Montagabend war es in Prélaz zu Ausschreitungen gekommen. Rund 100 Jugendliche hatten sich am Sonntagabend in der Nähe des Ortes versammelt, an dem am selben Tag ein 17-jähriger Rollerfahrer auf der Flucht vor der Polizei tödlich verunfallt war.

Es kam zu Sachbeschädigungen, Mülltonnen wurden in Brand gesetzt und die Polizei unter anderem mit pyrotechnischen Gegenständen beworfen. Die Polizei reagierte mit Tränengas und setzte einen Wasserwerfer ein. Verletzte gab es laut der Kantonspolizei Waadt nicht. Die Polizei nahm eigenen Angaben zufolge sieben Personen fest.

Am Montag kurz nach 22 Uhr eskalierte die Situation in Prélaz dann erneut: Feuerwerkskörper wurden gegen die Polizei geworfen, wie ein Fotograf der Nachrichtenagentur Keystone-SDA vor Ort beobachtete. Zwischen 150 und 200 Personen, einige von ihnen vermummt, errichteten Blockaden mit brennenden Containern und Mülltonnen, wie die Kantonspolizei Waadt am frühen Dienstagmorgen mitteilte. Die Einsatzkräfte reagierten mit einem Wasserwerfer und Tränengas.

Gegen 22.50 Uhr zündeten demnach andere Jugendliche im Viertel Boveresses/Praz-Séchaud Container an und beschädigten einen Bus der Lausanner Verkehrsbetriebe TL. TL werde Strafanzeige wegen Sachbeschädigung einreichen. Die Situation in diesem Quartier beruhigte sich laut der Mitteilung der Kantonspolizei schnell wieder. In Prélaz sei kurz nach Mitternacht wieder Ruhe eingekehrt.

Staatsanwaltschaft veröffentlicht erste Ergebnisse

Am Dienstag veröffentlichte die Waadtländer Staatsanwaltschaft dann erste Ergebnisse ihrer Ermittlungen in dem Fall des verstorbenen 17-Jährigen. Sie geht derzeit davon aus, dass das Opfer die Kontrolle über das Fahrzeug verloren hat.

Die Veröffentlichung der ersten Erkenntnisse der Ermittlungen erfolge aufgrund der angespannten Lage in Lausanne und diene der Aufklärung und Beruhigung der Situation, teilte die Staatsanwaltschaft mit. Wegen in der Öffentlichkeit kursierenden Informationen, insbesondere über den Abstand zwischen dem Zweirad und dem Polizeifahrzeug, bedürfe es einer Klarstellung.

Laut der Staatsanwaltschaft wurden zwei Zeugen des Vorfalls befragt, die in einem entgegenkommenden Auto in der Nähe des Unfallorts unterwegs waren. Auch die beiden Polizisten gaben Auskunft. Die Aussagen stimmten darin überein, dass der Fahrer des Zweirads einen Helm getragen habe.

Weiter berichteten die beiden Zeugen, sie seien kurz nach dem Unfall aus ihrem Fahrzeug ausgestiegen und hätten sich dem Opfer genähert, bevor die mit Blaulicht fahrende Polizeipatrouille eingetroffen sei.

Wohl kein Kontakt zwischen Polizeiauto und Roller

Laut Staatsanwaltschaft deutet dies darauf hin, dass die beiden Fahrzeuge einen erheblichen Abstand voneinander hatten und es zum Unfallzeitpunkt zu keinem Kontakt zwischen Polizeifahrzeug und Roller kam.

Die Theorie, dass das Opfer die Kontrolle über das Fahrzeug verloren hat, werde derzeit favorisiert, hiess es. Die Staatsanwaltschaft bestätigte, dass das Opfer keinen Fahrausweis für die von ihm gefahrene Rollerkategorie besass.

Laut einer Anzeige des Besitzers wurde das Zweirad am vergangenen Samstag in Ouchy VD gestohlen. Weitere Ermittlungen der Staatsanwaltschaft, insbesondere zur Unfalldynamik, waren im Gange. (sda)

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