Schweiz
Schwyz

Buosingen: Schwyzer Kantonsrat heisst SVP-Initiative gut

Schwyzer Kantonsrat heisst SVP-Initiative zu Buosingen gut

22.10.2025, 14:3922.10.2025, 17:38

Der Kantonsrat Schwyz hat die Volksinitiative «Keine Bundesasylzentren im Kanton Schwyz – Asylkriminalität stoppen!» überraschend und dank vielen Enthaltungen gutgeheissen. In der Debatte hatte nur die SVP das Volksbegehren unterstützt.

Anlass für die Initiative ist der geplante Bau eines Ausschaffungszentrums des Bundes auf dem Campingplatz Buosingen in Arth SZ.
Anlass für die Initiative ist der geplante Bau eines Ausschaffungszentrums des Bundes auf dem Campingplatz Buosingen in Arth SZ. bild: keystone

Das Parlament stimmte am Mittwoch der SVP-Initiative mit 39 zu 17 zu. 40 Kantonsratsmitglieder, mutmassliche Gegner der Initiative, enthielten sich der Stimme. Damit muss die Regierung ein Gesetz ausarbeiten, das die Initiative umsetzt. Es kommt danach erneut in den Kantonsrat.

Die Initiative will, dass auf Gesetzesstufe verbindlich verankert wird, dass sich der Kanton Schwyz ablehnend zur Erstellung von Bundesasylzentren äussern müsse. Auslöser der Initiative ist das Ausschaffungszentrum, das der Bund auf dem Campingplatz Buosingen in Arth erstellen will.

Mitte, FDP, SP/Grüne und GLP bezeichneten in der Debatte die Initiative als nutzlos, weil sie Buosingen nicht verhindern könne. Auch rechtliche Bedenken wurden geäussert.

Mutmassliche Absprachen

Eine Stimmenthaltung war in der Debatte bei keiner Fraktion ein Thema. Dass es dazu Absprachen gab, ist offensichtlich. Auch die vorberatende Kommission lehnte das Volksbegehren ab. Die Initiative sei laut, bei einer Annahme bleibe aber alles beim alten, sagte Kommissionssprecher Matthias Kessler (Mitte).

Kessler deutete gegenüber Medien die vielen Enthaltungen so, dass man wohl den Abstimmungskampf um eine juristisch heikle und kaum umsetzbare Initiative habe vermeiden wollen.

Gegnerinnen und Gegner der Initiative erklärten in der Debatte, dass diese die Kantonsregierung schwäche, weil sie dieser vorschreibe, wie sie sich zu verhalten habe. Die Rede war dabei auch von «Kasperlifiguren».

«Maximum herausgeholt»

Die Regierung erhielt auch Lob, weil sie bei Buosingen das Maximum herausgeholt habe. Anni Zehnder (Mitte) erinnerte daran, dass dank des Engagements des Regierungsrats in Arth ein Zentrum mit 170 Plätzen statt in Seewen eines mit 340 Plätzen gebaut werde.

Andreas Imbaumgarten (SP/Grüne) sagte, es gehe der SVP nur darum, Stimmung gegen Behörden und Asylbewerber zu schüren. Die einzige Wirkung der Initiative wäre, ein fragwürdiges Signal Richtung Bund auszusenden. Thomas Grieder (FDP) sagte, die Initiative würde den Kanton Schwyz vom Verhandlungstisch ausschliessen.

Mehrmals wurde darauf hingewiesen, dass die Stimmberechtigten dem Bund die Kompetenz für Asylzentren gegeben haben. Sonja Zehnder (GLP) sagte, die Initiative wecke falsche Erwartungen, denn die Bevölkerung könne nicht über sein solches Zentrum abstimmen.

Bruno Beeler (Mitte) erklärte, dass der Kanton und die Gemeinden zu Buosingen nichts mehr zu sagen hätten. Marc Nideröst (FDP) sagte: «Wer ausschaffen will, braucht Ausschaffungszentren.»

Das Gebiet um den Campingplatz Buosingen oberhalb der Lauerzersee in der Gemeinde Arth-Goldau.
Das Gebiet um den Campingplatz Buosingen oberhalb der Lauerzersee in der Gemeinde Arth-Goldau. bild: keystone

Respekt vor Bevölkerung gefordert

Die SVP-Fraktion verteidigte die Initiative. Samuel Lütolf (SVP) sagte, diese fordere Respekt und Verantwortung gegenüber der Bevölkerung. Der Kanton Schwyz solle nicht Abschiebestandort werden.

Lütolf sprach bezüglich Buosingen von einem geheimen Pakt zwischen Regierungsrat, der Gemeinde Arth und dem Bundesamt für Migration. Dies sei undemokratisch.

Kontrolle der Grenzen gefordert

Fredy Prachoinig (SVP) ortete deswegen bei den Bürgern ein Ohnmachtsgefühl. Es wäre besser, das Geld in die Kontrolle der Grenzen zu investieren als in Ausschaffungszentren.

Wendelin Schelbert (SVP) sagte, es sei nicht gerecht, wenn eine einzige Gemeinde die Folgen einer gescheiterten Asylpolitik tragen müsse. Und Cornel Züger (SVP) sagte, es könne nicht sein, dass Schwyz immer mehr in den Nationalen Finanzausgleich einzahlen müsse und dann noch ein solches Zentrum erhalte. (sda)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Wie die Techkonzerne das Internet kaputtmachen
1 / 16
Wie die Techkonzerne das Internet kaputtmachen

Facebook-Gründer Mark Zuckerberg mag sich als Nerd verkleiden, doch das ändert nichts daran, dass der Techmilliardär ein Totengräber des freien Internets ist. In diesem Beitrag erfährst du, warum jede neue Plattform für uns User im Desaster endet...

quelle: keystone / nic coury
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Japan hat zum ersten Mal eine Premierministerin
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
Du hast uns was zu sagen?
Hast du einen relevanten Input oder hast du einen Fehler entdeckt? Du kannst uns dein Anliegen gerne via Formular übermitteln.
81 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Realitäter
22.10.2025 14:57registriert November 2017
44 Mitglieder des Kantonsrates haben sich der Stimme enthalten... !!!
Für was genau sind dies Pesonen gewählt?
Ja genau, um Entscheidungen im Auftrag der Bevölkerung zu treffen.
Da geht doch irgendwas richtig schief!
14042
Melden
Zum Kommentar
avatar
Tokyo
22.10.2025 15:38registriert Juni 2021
der Schmarotzer-Kanton Schwyz bzw dessen rechtsradikale Parlamentarier betreiben wieder mal Schattenboxen
Andere sollen Verantwortung übernehmen. die Kantone die sich weigern zusammen zu arbeiten, denen gehören Gelder gestrichen
13346
Melden
Zum Kommentar
avatar
Bratansauce
22.10.2025 16:05registriert Juni 2018
"Es gehe der SVP nur darum, Stimmung gegen Behörden und Asylbewerber zu schüren."

Kann die SVP denn überhaupt etwas anderes als das?
9032
Melden
Zum Kommentar
81
Der Gletscher­pfar­rer von Grindelwald
Als der junge Gottfried Strasser 1879 zum neuen Pfarrer in Grindelwald gewählt wurde, machte er sich rasch einen Namen, nicht nur als Seelsorger, sondern auch als Autor, Alpinist, Förderer und Wohltäter. Bald war er weit über das Tal hinaus als «Gletscherpfarrer» bekannt.
Geboren wurde Gottfried Strasser am 12. März 1854 in Lauenen bei Gstaad. Sein Vater Johannes war Pfarrer und verheiratet mit Emilie Katharina Ludwig, Tochter des Berner Münster-Pfarrers Emanuel Ludwig. Bereits 1855 zog die Familie nach Langnau im Emmental, wo Gottfried mit zwei Schwestern und fünf Brüdern in einem lebhaften Pfarrhaus aufwuchs. Es war eine Zeit des Wandels: Der zehnjährige Gottfried erlebte die Eröffnung der Bahnlinie Bern–Langnau und somit die Ablösung der Kutschen durch die «Dampfrösser». Auch die Einquartierung von rund 500 Soldaten der Bourbaki-Armee in Langnau im Jahr 1871 prägte ihn nachhaltig.
Zur Story