Die Geschichte der Circus-Dynastie Knie ist lang und unübersichtlich. Denn fast in jeder Generation gibt es einen Friedrich/Fredy, einen Rudolf/Rolf, einen Franz/Franco, einen Ludwig/Louis und einen Karl/Charles.
1803 verliebt sich der Medizinstudent Friedrich Knie in die Kunstreiterin Wilma. Er gibt das Studium auf und schliesst sich den wandernden Artisten an. Dem Milieu blieb er treu, auch nachdem Wilma sich als untreu erwiesen hat. 1807 verliebt er sich vom Hochseil herab in die Coiffeurstochter Stauffer Toni, die er später aus dem Kloster entführt und mit der er die erste Generation der Knie-Dynastie bildet.
1814 bereist die «Knie Arena» erstmals die Schweiz.
1830er/40er Jahre: Rudolf und Franz (2.G.) gründen eigene Wanderzirkusse. 1850 stirbt Stammvater Friedrich, Karl Knie übernimmt und nach seinem frühen Tod zwölf Jahre lang seine Witwe Anastasia. Ihre sieben Kinder (3.G.) arbeiten alle im Betrieb.
1866 stellen zwei von ihnen, Ludwig und Charles, ein Einbürgerungsbegehren im Kanton Solothurn. Es wird abgewiesen, angeblich, weil noch eine Steuerrechnung offen ist.
Der Deutsch-Französische Krieg 1870/71 zwingt die Knies in die Knie. Aber Ludwig (3.G.) baut das Unternehmen wieder auf und führt unter anderem Tiernummern ein. Seine ökonomisch höchst befähigte Witwe Marie und vier ihrer fünf Söhne – Louis hatte eine eigene Arena gegründet – erwirtschaften die erste Million.
Trotzdem verweigert die Säckelmeisterin ihren Söhnen das Geld, um ein Zelt zu kaufen und damit aus der «Arena Knie» einen richtigen Zirkus zu machen. Die Söhne kaufen auf Pump, die Premiere am 24. Juni 1919 auf der Berner Schützenmatte ist eine Sensation.
1900 waren die Knies im thurgauischen Gerlikon eingebürgert worden, seit 1907 waren sie in Rapperswil niedergelassen.
1920 wird Fredy Knie sen. und im Jahr darauf Rolf Knie sen. geboren (5.G.). 1926 reist der National Circus bereits mit 80 Wagen.
1936 stirbt Mutter Marie, im Jahr darauf geht Vater Friedrich aus gesundheitlichen Gründen in Pension. Die Söhne Fredy und Rolf müssen ab 1942 mit knapp über 20 Jahren die Zügel in die Hand nehmen – Fredy als damals schon berühmter Pferdedressur-Fachmann, Rolf als Elefanten-Spezialist.
Ende 1940er/Anfang 50er Jahre stellt sich die sechste Generation ein: Fredys Söhne Fredy jun. und Rolf jun. sowie Rolfs Sprösslinge Franco und Louis.
1962 wird in Rapperswil der Kinderzoo eröffnet. In den 1970er Jahren sind kurze Zeit vier Generationen gleichzeitig im Unternehmen aktiv.
1983 verlässt Rolf Knie jun. das Unternehmen um sich als Comedian und Maler zu betätigen. 2002 gründet er mit seinem Sohn Gregory den Wintercircus «Salto Natale» und 2011 den erotischen Zirkus «Ohlala». (whr/sda)